Enter Shikari - A Kiss For The Whole World Tipp

Enter Shikari - A Kiss For The Whole World
    Crossover, Synth Rock, Pop, Alternative

    Label: SO Recordings / Ambush Reality
    VÖ: 21.04.2023
    Bewertung:9/10

    Enter Shikari online


Mit "A Kiss For The Whole World" veröffentlichen ENTER SHIKARI am 21. April 2023 ihr siebtes Studioalbum als Liebesbrief an einschlägige Musikgenres. Welche Genres das Quartett, das für seine musikalische Experimentierfreude bekannt ist, diesmal miteinander verschmilzt, und ob die Mischung aufgeht, zeigt sich in diesem Review.

Genre: Enter Shikari

Nach einem Klassik-Intro eröffnet der Titeltrack das siebte Album mit einer Kombination aus Electronica, Drums und einem energetischen Riff. Ähnlich wie auf dem Vorgänger "Nothing Is True & Everything Is Possible" kombinieren ENTER SHIKARI hier klassiche, elektronische und Rockmusik zu einem ganz eigenen Klang mit Punkattitüde.

"(pls) set me on fire" kommt mit einer ähnlich eklektischen Genremischung daher und wirft nach einem bubbly Pop-Intro hektische Riffs und einen Breakdown in den Mixer, bevor die Strophen in altbekannter Manier geschriehen werden und sich mit einem sehr eingängigen und minimalistischen Chorus abwechseln.

Neben schnelleren Nummern wie "It Hurts" und "Bloodshot", in denen die Gruppe ihren alten Stil mit dem der letzten beiden Alben kombiniert, bietet das aktuellste Schaffen des Quartetts auch Synth-Pop-Tracks wie "Leap Into The Lightning" oder klassiklastige Lieder wie "Dead Wood", eine Ballade der ganz anderen Art.

Das eine oder andere Interlude, wie "feed your soul" und "Bloodshot (Coda)", die die Drum'n'Base-Seite und Trancewurzeln der Band in den Vordergrund rücken, brechen das Album als Ganzes etwas auf und schaffen fließende Übergänge zwischen den verschiedenen Songs, insbesondere, wenn "Leap Into The Lightning" in "feed your soul" übergeht und das bis zu diesem Punkt schnelle Tempo etwas ausbremst, bevor mit "Dead Wood" ein langsameres Lied einsetzt.

"Jailbreak" ist der prototypische ENTER SHIKARI-Song und fasst das bisherige Schaffen der Gruppe perfekt zusammen. Sich überschneidende Rhythmen erinnern darin an die Mathcoreeinflüsse der Gruppe und verschiedenste Klangschichten kommen zu einem großen texturierten Ganzen zusammen, das sich simpler Genreklassifizierungen entzieht. Doch insbesondere durch die Lyrics, die sich perfekt mit diesem Stil decken, sticht der Song hervor.

Songs über Gott und die (digitale) Welt

Auch lyrisch setzen ENTER SHIKARI die Entwicklungen der vorangehenden Alben fort. Wie auf dem Vorgänger und "The Spark" sind die Texte persönlicher als auf den älteren Alben der Gruppe, wobei die Gesellschaftskritik jedoch nicht zu kurz kommt.

So geht es neben der Aufreihung verschiedenster existentieller Krisen in den letzten Jahren und dem Umgang damit in "A Kiss For The Whole World x" allen voran in "Jailbreak" um Mental Health und den Ausbruch aus dem metaphorischen Gefängnis der sozialen Medien.

"Great Pacific Octopus (I don't Know You Anymore)" hingegen dreht sich um Entfremdung von Mitmenschen in der modernen Gesellschaft, während "It Hurts" von Durchhaltevermögen und Hoffnung handelt:

"I can detect the high pressureFailure is an odd treasureIt powers the future endeavorWhere we take on the world together

Unless you fight the inevitableYou'll never know if it truly wasSo let's fight it"

Die Texte decken sich gut mit der Musik und schaffen ein stimmiges großes Ganzes, das eine hoffnungsvolle Stimmung im Angesicht turbulenter Zeiten kreiert – typisch für die mittlerweile 20-jährige Band.

Fazit

Auch beim siebten Anlauf scheuen sich ENTER SHIKARI nicht davor, Genregrenzen auszuloten und zu überschreiten. Die Mischung aus klassischer und elektronischer Musik und Rock kommt insgesamt mit etwas mehr Energie als der Vorgänger "Nothing Is True & Everything Is Possible" daher und fühlt sich an wie das Liebeskind des alten und neuen Schaffens der Trancecore-Pioniere.

Für alteingesessene Fans der Briten und Freund:innen experimenteller Musik ist das Album definitiv einen Versuch wert, doch wer auf eine Rückkehr zu Alben im Stile der ersten Releases hofft, wird hier enttäuscht.