Yuppie-Club - It's All About Money Tipp

Yuppie Club 2

Stil (Spielzeit): Grindcore (28:15)
Label/Vertrieb (VÖ): The Finest Noise (15.01.12)
Bewertung: 7 / 10
Link(s): http://www.myspace.com/yuppieclub

Wenn die nicht so sympathisch wären... So manch andere Band hätte mit diesem Release bezüglich meiner Bewertung wohl eher einen mitteltiefen Griff ins Klo getätigt, aber den fünf sympathischen Sozialkritikern aus Nordrhein-Westfalen kann man schon aus Prinzip keinen Verriss zumuten, weil sie einfach so verdammt ehrlich und authentisch sind. Den Vorgänger „Pretty Insane“ habe ich einst mit fünf Punkten abgespeist, was ich aus heutiger Sicht gerne revidieren würde, da man einer Band, welche ganz bewusst auf zeitgemäße Techniken und moderne Soundgewänder verzichtet, sich einen Dreck um Maßstäbe, Referenzen sowie die Meinung Anderer schert und einfach ihr Ding durchzieht, eigentlich nicht vorwerfen kann, ein vollkommen angestaubt und altmodisch klingendes Album eingezimmert zu haben. Das ist doch irgendwie paradox. Die Herren von YUPPIE CLUB wissen schon ganz genau, was sie tun. Nicht viele Bands haben die Eier und den Humor, bereits in ihrem Promobeipackzettel die ungestellte Frage zu beantworten, warum denn das Intro „so nervig und lang“ ausgefallen ist. Weil sich diese Platte nun mal ausschließlich mit ebenso nervigen, problematischen und grausamen Themen auseinandersetzt. Macht natürlich Sinn. Ich danke dem liebenswürdigen Frontmann Lee und seinen vier maskierten Mitstreitern für diese fast ebenso erheiternde wie ehrliche Stellungnahme...

Dies ist jedoch nur einer von unzähligen Punkten, welche ich jetzt anführen könnte, um das authentische, unverblümte und ganz klar definierte Auftreten der Yuppies zu verdeutlichen. Hier wird dem geneigten Hörer in einer knappen halben Stunde siebzehn Mal mit rauem und schonungslosem Grindcore der alten Schule gehörig der Arsch versohlt. Und wer damit nicht zurechtkommt, der soll halt die Finger von „It’s All About Money“ lassen. Punkt. Das hier hat nichts mit unmenschlich quiekendem Goregrindgehopse, alberner Gewaltglorifizierung oder gar blödsinnigem Schlagerspaßgrind zu tun. Nein, YUPPIE CLUB halten sich streng an das, was einst diese Musikbewegung ins Leben gerufen hat. Musikalisch vertonte Angepisstheit im massenunverträglichsten Gewand mit äußerst sozialkritischen Texten steht bei den fünf Vollblutgrindern auf dem Speiseplan. Und das eher unbekömmliche Resultat ist dabei nicht etwa der Gleichgültigkeit oder dem Unvermögen der Yuppies geschuldet, sondern genau so und nicht anders beabsichtigt. YUPPIE CLUB will mit dieser Scheibe der entmenschlichten, verkommenen und machtgierigen Konsumgesellschaft ein drittes Mal mit voller Wucht in die debil grinsende Fresse hauen...

Und das ist dem sympathischen Quintett auch wieder einmal absolut gelungen. Wie bereits der Albumtitel verrät, wird hier mit brachialen und sehr knappen Grindattacken ausschließlich die ekelerregende Thematik „Geld“ behandelt. Lee klingt dabei gewohnt zornig, ungehobelt und leider auch etwas schwachbrüstig. Aber das sind nun mal die typischen hardcorelastigen Grindvocals längst vergangener Tage. Diese Scheibe ist sowieso eher Fans von EXTREME NOISE TERROR oder alten NAPALM DEATH ans Herz zu legen als hüpfenden Deathcore-Kiddies. Musikalisch wird dies durch meist sehr schnelle, kompromisslose und überwiegend eher variationsarme Riffings und rumpelnde, aber treibende Drums unterstrichen. Es finden sich zwar auch einige schleppende Parts auf „It’s All About Money“ ein, aber größtenteils ist das Augenmerk doch klar auf Geschwindigkeit sowie kopfnickertaugliche Rhythmen gelegt worden. Mein Anspieltipp ist dabei das ungewohnt melodische „Rainbow bridge“. Insgesamt gefällt mir die Platte deutlich besser als die beiden Vorgänger. Trotz oder gerade wegen der betonten Gestrigkeit. Das obligatorische „Beyond the unknown“ wurde diesmal übrigens von DISHARMONIC ORCHESTRA veredelt...

Eigentlich müsste ich angesichts der Tatsache, dass die Yuppies genau das erreicht haben, was sie anstrebten, die Höchstpunktzahl vergeben. Dennoch ziehe ich drei Punkte ab. Einen für die trotz allem zu stark vernachlässigte Eingängigkeit der Songs, einen für den obsoleten Sound, welcher bei aller Liebe zur alten Schule auch gerne etwas druckvoller hätte ausfallen können, und einen für die äußerst knappe Spielzeit. Ansonsten eine klare Kaufempfehlung...