Swallow The Sun - Plague Of Butterflies (EP) Tipp



Stil (Spielzeit): Melodic Doom / Death Metal (60:22)
Label/Vertrieb (VÖ): Spinefarm Rec. / Soulfood (19.09.08)

Bewertung: 8,5/10
Link: http://www.swallowthesun.net
http://www.myspace.com/swallowthesundoom

Einen Zusammenhang zwischen Bandnamen und Albumtitel erkenne ich hier höchstens, dass man einen ziemlich großen Magen braucht, um eine verschluckte Sonne oder einen Schwarm Schmetterlinge zu verdauen. Ansonsten ist die finnische Bande, die mir bisher noch nicht untergekommen ist, seit der Jahrtausendwende unterwegs, wobei die meisten Mitglieder in noch jeweils mehreren anderen harten Düster-Kapellen unterwegs waren oder sind.

„Plague Of Butterflies“ ist eine EP, die sich ganz in der Weise von MOONSORROW auf eine Länge von einer guten Stunde erstreckt. Dabei stellt die erste halbe Stunde das Hauptstück dar, das in drei Abschnitte unterteilt ist, während die restlichen vier Songs bisher unveröffentlichte Stücke der ersten Demo „Out Of This Gloomy Light“ von SWALLOW THE SUN sind.

Dunkle Winde wehen über die kahle Welt, kalte Gitarren tröpfeln auf harten Boden. Langsam wabert der Chor der Nachtfalter durch die Prärie, bis mit aller Macht der Schwarm die Ohren umhüllt. Mit düsterem Groove graben sich dann die fetten Riffs durch Mark und Bein, als schließlich die Energie etwas zurückgenommen wird und der klare Gesang einsetzt, begleitet von spärlichem Saitenzupfen. Doch der Tod wartet nicht. Brutale Growls mit sägenden Streitäxten gehen über in melodische Hooklines, keifende Bitterkeit schneidet sich durch bombastische Harmonien.
Der Fronter Mikko Kotamäki ist mir bekannt von ALGHAZANTH, wo er zu melodischem Black Metal allerdings hauptsächlich klassisches Schreien auspackt. Wenn alle Vocals – bis auf die weiblichen – von diesem Mann stammen, dann ziehe ich meinen Hut vor ihm. Ob dunkle Growls, hohes Krächzen bis hin zu cleanem Gesang ist alles drin.
Nach knapp zwölf Minuten verschwinden die Töne fast komplett und ein Klavier leitet den Übergang ein. Hier ist ein Unterschied zu MOONSORROW zu bemerken, denn die drei Abschnitte des einen Stückes sind relativ deutlich von einander getrennt, auch wenn sie ein stimmiges Ganzes ergeben. Nach „Losing The Sunsets“ kommt mit „Plague Of Butterflies“ ein wirklich düster orchestraler Teil, der mit flächendeckenden Keyboards die Stimmung vorgibt, begleitet von tiefem Gutturalgesang. Die Power verlischt, das Meer wogt wieder vor sich hin, tragische einzelne Töne schallen in der Ferne, als die Streicher wieder zum pompösen Metal von Teil drei namens „Evael 10:00“ überbrücken.
Man erkennt schon das Muster der Abwechslung von sanften, hörspiel-artigen Momenten zu doomigem Sound und Abschnitten mit tödlichen Riffs. Vielleicht sind die leisen Zwischenspiele manchmal etwas zu ausführlich geraten; andererseits kann man da die Augen schließen und das Leben vergessen.

Alle Facetten der vier anderen Stücke aufzuzählen, wäre nun zu lang. Außerdem ist zu den musischen Vorkommnissen schon das meiste gesagt. Symphonisch letaler Doom wiegt meist tonnenschwer auf den Ohrläppchen. Obwohl das vorletzte Stück „Swallow“ und der Schluss „Under The Waves“ teilweise mit wiegenden Hüften daherkommen, gibt es auch hier brutale Passagen, wobei man insgesamt auch immer wieder etwas Progressivität attestieren könnte.

Bei den finnischen Totenkopf-Faltern von SWALLOW THE SUN kann man diese EP jedoch nur von der äußeren Struktur mit MOONSORROW vergleichen. Musikalisch ist das ganze zwar auch mit Natur-Geräuschen verbunden, wie man es auf „V: Hävitetty“ findet, aber sonst dominiert doch der Death-Doom mit allem was dazugehört, wie es eher bei SAATTUE zu hören ist und ein kleines bisschen auch bei ALGHAZANTH, nur nicht so schnell. Keine leichte Kost, aber wer sich die Zeit nimmt, wird belohnt.