Phdonos Deon - Nach ewigen Gesetzen (Demo) Tipp



Stil (Spielzeit):
Melodic Death / Goth Metal (17:20)
Label/Vertrieb (VÖ): Eigenprod. (2010)
Bewertung: 8,5 / 10


Myspace

Auf seinem Promo-Sheet kündigt das Septett PHDONOS DEON aus Regensburg „bloß“ Melodic Death an. Und verfehlt sich damit nicht zu knapp.

Melodeath stellt zwar tatsächlich die Basis, aber die Truppe hat erheblich mehr zu bieten. Das geht mal damit los, dass es gelingt, hart UND melodisch, geradeaus UND sehr verspielt zu sein und dabei obendrein geschmackvolle Atmosphären entstehen zu lassen. Dabei überschreiten die Dame (voc.) und die Herren die Genregrenzen, die man dereinst in Göteborg gezogen hat, gleich in verschiedene Richtungen… Gothic Metal, Death Doom, symphonischen Black Metal oder auch traditioneller Metal verschmelzen mit Klassik im weiteren Sinn, namentlich: Barock, Wiener Klassik und deutsche Romantik scheinen als Einflüsse wirksam gewesen zu sein.

Dabei sticht Sopranistin Tina zwar heraus, aber zum Glück nicht zu sehr. Soll heißen: während sie sich nicht an die typischen, inzwischen völlig abgelutschten Trademarks der Goth Metal-Sopranistinnen verschwendet, stattdessen mit teils seeehr opulenten und mutigen Phrasierungen frischen Wind in die „Female-Fronted-Szene“ bringt, zieht ihr Kammerorchester mit. Auch wenn ein bös tiefer gelegtes Growling das Beauty vs. Beast – Cliché komplettiert, vermeiden PHDONOS DEON es geschickt, alten THEATRE OF TRAGEDY & Co. in die Falle zu gehen.

Zum einen agiert man variabler am Gaspedal, zum anderen erschöpft man sich nicht in simplem Riffgeschredder, dem hin und wieder schmalzige Piano-Folgen oder kitschige Streicher zum Fraß vorgeworfen werden. Auch werden die üblichen Strophe-Refrain-Strophe-Schemata vermieden. Vielmehr gibt’s wirklich kunstvoll arrangierte Stücke mit Dramaturgie, die zwischen komplexen, mehrstimmigen Passagen und leicht nachvollziehbaren Harmonieren changieren. Dabei erstaunen weniger die individuellen Fertigkeiten, die sich gerade in kleinen Spielereien offenbaren, als vielmehr der Umstand, wie natürlich sich hier alles zusammenschließt. Ob eine zerbrechliche Piano-Folge über die Double-Bass stolziert, ob die gezupfte oder gestrichene Violine als Gegenstimme sich durch einen Dschungel kraftvoller Gitarrenakkorde hangelt oder der Sopran auf einem polyrhythmischen Gerüst balanciert: alles ist ausgewogen, als Bangstoff ebenso geeignet wie dazu, sich dem schwelgendem Zuhören hinzugeben. Ich mag mich täuschen, aber selten habe ich kunstvollere Songs gehört, die weniger künstlich und gewollt klangen. Sehr durchdacht, aber nicht verkopft. Und so läuft das trotz leicht avantgardistischer Attitüde alles geschmeidig rein. 

Schön ist zudem, dass auch die Stromgitarren gern dem klassischen Kanon eingebunden werden, und so klingt’s kurz auch mal zart nach dem Bachfan Blackmore. (Zum Glück nicht nach dem Bachfan Malmsteen.) Ich bin entzückt! Mehr davon, bitte. Schön auch, dass Keyboarder Karik unsereinen nicht mit dem öligen Pomp NIGHTWISHs dichtföhnt. (Wie angedeutet: eher Kammer- als Symphonieorchester.) Wie die Violine hält er sich vom Kitsch meistens genau die Handbreit fern, die verhindert, dass es schmerzhaft für mich wird. (Witzig die französisch anmutende „Akkordeon“-Spielerei, die ganz lässig einem etwaigen Zuviel an Pathos ironisch den Zahn zieht.)

Bevor ich mir den Wolf laber: die vier deutsch betexteten Miniopern kann man sich hier herunterladen. Vielleicht bin ich ja nicht der Einzige, der an dieser frischen Mixtur aus filigraner Raffinesse und energiegeladenen Melodien seine Freude hat.

Schwächen seien aber auch genannt (aber nur, um nicht zu unkritisch zu erscheinen): Der Sound ist der Klasse der Nummern nicht ganz angemessen; die Gitarren und der Bass hätten gern etwas fetter abgemischt sein dürfen. Was gerade dann auffällt, wenn es speedig und robuster wird. Dann geht leider auch schon mal der Gesang etwas unter.  Zweitens ist die CD viieeel zu kurz. Und außerdem werde ich das Gefühl nicht los, dass PHDONOS DEON noch weit mehr drauf haben und prädestiniert sind, Konzeptalben zu schreiben. Dennoch: ein überraschend aparter Start, der Lust auf viel mehr macht. Vor allem, weil man eine wirklich interessante Sängerin ins Rennen schickt. 

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