V.A. - Schattenreich Vol. 5

 



Stil (Spielzeit): divers dunkel (gefühlte 2 Wochen)
Label/Vertrieb (VÖ): Drakkar (23.05.08)
Bewertung: 4 / 10

Medusa vom Sonic Seducer präsentiert der dunklen Schar nunmehr die fünfte Ausgabe eines Samplers, über dessen Daseinsberechtigung ich mir nicht wirklich klar werden kann… Auch wenn Abwechslung hier ganz groß geschrieben wird. Alles von EBM über Wave, Electro-Pop und Mittelalter Rock bis Dark Metal bekommt die Möglichkeit, hier zu reüssieren. Ganz gemäß der Bandbreite des Sonic Seducers. Für den einsteigenden Überblick ist das sicher hilfreich, aber garantiert für Fortgeschrittene einen ganz Schwung an Ausfällen. Zudem sind hier überwiegend wohlbekannte Namen vertreten, die einem ohnehin auf Schritt und Tritt begegnen.
Dabei brilliert Sonic Seducer doch gern mal mit genialen Special CDs als Heftbeilage und das wäre bei Handelsware vielleicht noch sinnvoller.
Um diese These zu stützen: Es gibt auf 2 CD 37 Songs zwischen 0 und 9 Punkten, wobei für mich als Metaller gerade die EBM-, Ambient- und einige wavige Stücke den meisten Reiz haben --- was mir dann doch zu denken gibt. Aber das kennt man ja schon von den „normalen“ Heftbeilagen.

L’ÂME IMMORTELLE, BLUTENGEL und VNV NATION liefern drei nette Dancefloor - Nummern ab, die so manchen auf dem Parkett festnageln können sollten.
Lustig auch SCHWEFELGELB, die wie NDW auf LSD sind.
LEANDRA feat. SVEN FRIEDRICH kann mit „The Art of Dreaming“ und ihrer intensiven Stimme wirklich zum Träumen verführen.

Gewohnt klasse, wenn man denn mit der Ehe aus Mittelalter und Elektro-Pop klarkommt, QNTAL. Bin halt ein Fan von Sigrid „Syrah“ Hausen und ESTAMPIE. Also auch von QNTAL. Für mich das dunkle Glanzlicht im Schattenreich.
Mittelalter-Elektro-Pop gibt’s im Anschluss auch noch mal von FAUN, die aber sind bekanntlich nur halb so gut. So auch hier.
Neu, obwohl schon zahllose Veröffentlichungen im Gepäck, war mir die Amerikanerin Emilie Autumn, die ein interessantes Gemisch aus Klassik, Metal und Industrial Sounds anbietet… Gut zum bloß Hören, geil zum Zappeln.

Natürlich gibt’s daneben auch viel Suboptimales im Synthie-Bereich: So wird’s meist klebrig oder sinnlos, meistens beides, wenn deutsche Vokabeln auf einen einprasseln. Z.B. bei UN- und EISHEILIG. Wobei die Musik in beiden Fällen nicht annähernd so schlimm ist. Vice versa geht’s bei APOPTYGMA BERZERK zu, die ich musikalisch noch nie so langweilig erlebt habe; dann sind da noch Lacrimosa bei einer grotesken Live-Perfomance zu bestaunen. Und so weiter und so durchwachsen.

Eine besondere Bemerkung haben sich AND ONE verdient, deren Synthie-Schlager „So klingt Liebe“ das minderwertigste Stück Musik ist, seitdem Nicole den Grand Prix gewonnen hat. Als akustischer Gag leider nicht halb so witzig wie MAMBO KURT.

Oder wie die wohl einzige A-cappella Metal Band in unserem Sonnensystem: VAN CANTO. Ich glaub zwar, die meinen das ernst; nichtsdestoweniger eine lustige wie bizarre Erfahrung.

Die metallischen bzw. metallisch angehauchten Sachen sind ansonsten im Wesentlichen aus den Rubriken: Kitsch und Massenware. Die einzigen heute noch ernstzunehmenden Kapellen: ATROCITY und TYPE O NEGATIVE hat man schon in besserer Verfassung erlebt; erstere schaffen es nicht, dem Nummer1Hit von A-HA ein Leben einzuhauchen, das er nie hatte. Und Type-O waren auch schon mal schwärzer.
Die ehemals glorreichen APOKALYPTICA und LACRIMAS PROFUNDERE setzten fort, was sich schon auf den letzten Alben andeutete: die Reise geht in die musikalische Bedeutungslosigkeit bei wohl diametral entgegen gesetzter Verkaufszahlenkurve. Aber darum geht’s ja letztlich.
Dann noch einige „Bravo“ kompatible Hypes wie WIHIN TEMPTATION, MARILYN MANSON, HIM … Alles große Namen, alle so überflüssig wie ein Kropf. --- Interessant ist aber in jedem Fall das mittelbare Nebeneinander von TARJA und Nightwish; so kann man gut studieren, was beide Seiden doch für einen Verlust durch den Splitt erlitten haben, der auf Seiten NIGHTWISHs sicher herber ausgefallen ist. Am Besten schneiden hier SAMSAS TRAUM und PARADISE LOST ab, die sich bekanntlich wieder etwas in Richtung „Icon“ und „Shades of God“ entwickelt haben; aber an alte schwarze Glanzzeiten kommt man bekanntlich noch nicht wieder ran.

Als letztes Element ist mainstreamiger Pop-Rock zu nennen; mal mehr gelungen wie EMIGRATEs peppige Hommage an den Big Apple, mal schnarchlappig wie die Nummer des ewig überschätzten Phillip Boa.

Insgesamt bleibt ein leicht fader Eindruck. Wirklich gutes, schwarzes Material –egal ob synthetisch oder metallisch handgemacht– fehlt weitestgehend. Mainstram Zeugs, das sich Otto-Normal-Verbraucher als (im weitesten Sinne) dunkle Musik andrehen lässt, gibt’s dagegen zuhauf.

Und so kann ich mir als Käufer nur Normalisten vorstellen, die mal reinhören wollen. Und dafür ist das 5. Schattenreich das Richtige. --- Für Extremisten wären mehrere spezielle und tiefer in den Untergrund vordringende Einzel-CDs fruchtbarer als eine oberflächliche Doppel-CD. Die Mittelalter- und EBM- Specials würde ich kaufen. Den totalen Überblick hier nicht.

1. HIM - Bleed Well
2. Unheilig - Puppenspieler
3. Blutengel - Gloomy Shadows
4. Phillip Boa - On Tuesdays I'm Not As Young
5. Jesus On Extasy - Stay With Me
6. Emigrate - New York City
7. Atrocity - The Sun Always Shines On TV
8. OOMPH! - Wach auf
9. Lacrimosa - Lichtgestalt (Live)
10. Leandra feat. Sven Friedrich - The Art Of Dreaming
11. Tarja - I Walk Alone
12. Eisheilig - Kein Land in Sicht
13. Letzte Instanz - Unerreicht (Akustik Version)
14. DE/VISION - Flavour Of The Week
15. Sono - All Those City Lights
16. In Strict Confidence - Engelsstaub
17. ASP - Me (Video Edit 2.0)
18. Within Temptation - Frozen
19. Apocalyptica feat. Corey Taylor - I'm not Jesus
Disk: 2
1. Marilyn Manson - Heart-Shaped Glasses
2. Nightwish - Amaranth
3. Apoptygma Berzerk - Love To Blame
4. VNV Nation - Testament
5. And One - So schmeckt Liebe
6. Qntal - Sumer
7. Faun - 2 Falken
8. Emilie Autumn - Dead Is the New Alive (Manipulator Mix by Dope Stars Inc.)
9. L`Âme Immortelle - 1000 Voices
10. Schwefelgelb - Spieglein, Spieglein
11. Xandria vs. Jesus on Extasy - Sisters of the Light
12. Paradise Lost - The Enemy
13. Lacrimas Profundere - A Pearl
14. Samsas Traum - Auf den Spiralnebeln (Peter Tägtgren Remix)
15. Van Canto - The Mission
16. Schandmaul - Frei
17. Subway To Sally - Auf Kiel
18. Type O Negative - September