Escapado - Montgomery Mundtot Tipp



Stil (Spielzeit):
Hardcore, Posthardcore, Screamo (36:30)
Label/Vertrieb (VÖ): Grand Hotel van Cleef / Indigo (22.10.10)
Bewertung: 8 / 10

Link: MySpace

Was bleibt von einer Band übrig, wenn man die Hälfte der Mitglieder austauscht? Was bleibt, wenn darunter sogar der Sänger ist, der mit seinem markanten Organ und dem Geschrei in deutscher Sprache das Erscheinungsbild der Band stark geprägt hat? Im Falle von ESCAPADO muss man sagen: ziemlich viel!

Und so fällt der Besetzungswechsel gar nicht mal so stark ins Gewicht, da der neue Mann am Mikro seine Sache ausgesprochen gut macht und auch gar nicht so weit vom vorherigen Sänger entfernt ist. Ok, die Clean-Passagen haben stark abgenommen, und wenn mal nicht geschrien wird, klingt es trotzdem noch ziemlich anders. Und ich muss auch leider gestehen, dass mir die Parts in der Tat ein wenig fehlen, da ich den Kontrast eigentlich ziemlich klasse fand.

Aber egal, denn der Sound von ESCAPADO wurde ja auch ebenso stark durch das Gitarrenspiel Sebastian Henkelmanns geprägt, und seine unverkennbare Art sticht natürlich auch auf „Montgomery Mundtot" wieder durch. Viel Atmosphäre, viel Spielraum für Details, wenig Lust auf platte Hardcore-Klischees. Die Songs sind denen von „Intiale" durchaus sehr ähnlich – eventuell im Einzelfall etwas weniger vertrackt, dafür aber manchmal auch etwas härter („Viola del Poteus Maximus" mit seinem MOTÖRHEAD-Gedächtnis-Beginn zum Beispiel). Aber was spreche ich hier von weniger vertrackt? Die Gitarren können einen ja doch immer wieder faszinieren!

Das Album hat Dynamik und in der Mitte ein Instrumentalstück, damit man einen Moment Luft schöpfen kann, um sich danach wieder mit Wonne der nächsten Schreiattacke aussetzen zu können. Die ein oder andere Hookline ist hier auch zu finden und es wird mal wieder sehr klar, wie gut es tut, dass die Band nicht nur musikalisch anders ist, sondern dass die deutsche Sprache einfach wunderbar zu ihr passt (und sie sich so nicht hinter allzu flachen Texten verstecken kann). ESCAPADO waren anders und sind es nach der Umbesetzung auch geblieben. Wer hätte gedacht, dass man solche Schicksalsschläge so gekonnt wegstecken kann!