Strike Anywhere - Dead FM




Stil (Spielzeit): Punkiger Polithardcore (31:10)
Label/Vertrieb (VÖ): Fat Wreck / SPV (01.09.06)
Bewertung: 8,5/10 Endlich wieder Hardcore mit Inhalten
Link: http://www.strikeanywhere.org/
http://www.myspace.com/strikeanywhere
Tut das gut, mal wieder eine Platte zu hören, auf der die Protagonisten auch wirklich was zu sagen haben. Hier geht es nicht darum, sich in seinem Herzschmerz zu suhlen und das ganze möglichst blutig auszuschmücken, sondern um die Welt, in der wir leben.
Und die haben sich die Harcorepunks von STRIKE ANYWHERE ziemlich genau angesehen und das reflektieren sie in den 14 Songs auch deutlich. So geht hier unter anderem um atomare Kriegswaffen, Religion, Intoleranz gegenüber Homosexualität, die amerikanischen Ureinwohner und natürlich die USA als solches. Teilweise sind die Songs sogar mit Linernotes versehen (was ich immer sehr klasse finde), z.B. bei „Sedition“, bei dem Sänger Thomas Barnett von seinem Grossvater erzählt, der in dem sog. “Manhatten-Project” mitwirkte, welches zur Entwicklung der Hiroschima-Bombe führte (“Hiroschima startet in Tennesse – Let it end with me”).
Musikalisch gesehen zeigt sich der Nachfolger zu “Exit English” von 2003 gewohnt gut. Vierzehn mal wird hier punklastiger Hardcore zwischen Singen und Schreien geboten, der sowohl Druck, Geschwindigkeit als auch Melodiösität kombiniert. Ich glaube auch, dass die Durchschnittsgeschwindigkeit hier höher als beim Vorgänger ist. Die ersten Songs der Platte sind durchgehende Hymnen und bieten jede menge Mitsing- oder Mitgröhlzeilen an – natürlich dürfen auch einige “Ohohos” nicht fehlen. Vor allem die Stimme von Sänger Thomas, der immer irgendwo zwischen Melodie und Schreien liegt, weiß zu gefallen. So ein bisschen wie die Straßenköterversion von RISE AGAINST. Wer die Band mal live gesehen hat weiß, wie mitreißend das sein kann.
Wenn man die Botschaften auf “Dead FM” mit einem Bandzitat zusammenfassen möchte, bietet sich abermals “Sedition” an : “Our Trust In The System is Dead”. Zum Glück geht es bei STRIKE ANYWHERE aber nicht um Phrasendrescherei und so laden die Texte ein, sich mit ihnen zu beschäftigen. Leider sind die Songs im letzten Viertel der Platte nicht ganz so spannend, wie die ersten, aber selbst hier schwächelt die Band nicht wirklich. Lediglich die Hitqualität nimmt ab. Dafür sind aber “How To Pray”, “Prisoner Echoes” und “Instinct” einfach nur richtige Knaller. Bei “Speak To Our Empty Pockets” geht es dann auch nochmal ganz steil in Richtung Punk-Hymne.
Und ich finde es immer wieder gut, wenn eine Band, die in ihren Texten kein sehr gutes Licht auf unsere Welt wirft, Zusammenhalt, positives Denken und “Widerstand” proklamiert, ohne dabei albern zu wirken. Allerdings sind STRIKE ANYWHERE dafür musikalisch auch zu überzeugend. Also: den Rücken durchstrecken, die Faust in die Luft und mal wieder über was anderes als die Exfreundin nachdenken. Hardcore, der keine Schminke und keine Metalelemente hat – wobei ich gegen letzteres gar nichst hätte.