Tenochtitlan - Tezcatl



Stil (Spielzeit): Ethno-Metal (1:17:40)
Label/Vertrieb (VÖ): Metalism Records (2007)
Bewertung: 8,5 /10
Link: http://www.senmuth.narod.ru
www.myspace.com/tenochtitlanofficial

Tenochtitlan sind ein russisches Projekt und legen, wenn ich recht informiert bin, ihren dritten Output vor. Sie machen in Sachen Ethno-Metal. (Wat?) Das ist alles, was an traditionellen Klängen nicht keltisch, nordisch/germanisch, slawisch oder finnisch inspiriert ist.

Viel gibt es auf dem Sektor nicht. Als Referenz muss verlegenheitshalber SEPULTURAs „Roots“ herhalten; geht die Reise doch in beiden Fällen nach Lateinamerika. (Tenochtitlan war die Hauptstadt des von den Spaniern zerstörten Aztekenreichs). Anders als bei SEPULTURA ist die metallische Basis kein Thrash, sondern eine Melange aus Black, Doom und Goth. – Eigentlich funktioniert die Mischung sogar besser als bei SEPULTURA; leicht störend wirkt sich aber aus, dass die Perkussion wohl wenigstens teilweise auch vom Rechner kommt. Aber dafür wirkt sie wiederum erstaunlich lebendig. -- Kommt in dem Punkt aber natürlich nicht an die brasilainischen Ureinwohner ran.

Es sollte nach diversen genialen Alben in der Schnittmenge aus Folk und Metal keine Frage sein, ob das funktionieren kann. Es kann. Famos sogar. So auch bei Tenochtitlan. Ich kenne zwar die ersten beiden Alben leider nicht. Aber zumindest dieses `07 erschienene Album ist großartig. Monströser Spaßfaktor… vor allem wenn man den Kanal aufreißt. Heavy, wenngleich nicht bis zum Abwinken, groovy aber wie Sau durch die rhythmisch ausgerichteten indianischen Anleihen. Dazu verträumte Leads der Stromgitarre(n) und des Pianos. Die Synthies, Flöten und diversen Rhythmusgeräte schaffen authentisches Dschungel-Feeling. Der Gesang ist fein gegrowlt (LeftHander), schön, intensiv und klar gesungen (Eresh) – typisch russisch. Oder sonst wie dargeboten (Senmuth). Dazu noch Johny Ratsen, deren Gesang für russische Sängerinnen überraschend unspetakulär ist. Vielfalt ist jedenfalls Trumpf. Die 1,2 Stunden vergehen wie im Flug.

Zugegeben, dass ein Großteil der Songs (neben indianischen oder Fantasy-Sprachen) in Russisch gesungen wird, ist etwas gewöhnungsbedürftig. Aber die Irritation ist von kurzer Dauer. Auch auf Englisch käme es nicht viel logischer.
Zugegeben auch, dass von den 24 Titeln 2 - 3 etwas abfallen. Macht nichts. Sondern mir nun schon zum dritten oder vierten Mal richtig Spaß. Und der nimmt nicht gerade ab. Die Atmosphäre schwankt zwischen bedrohlich und geheimnisvoll. Kein Wunder bei den exotischen Zutaten. Eine mutige Band und ganz schön interessante, experimentelle Musik. Und das Experiment ist definitiv geglückt.

Mein Gott, was da im Osten für Perlen aktiv sind… Und hierzulande macht man einen Riesen Bohei um jedes noch so triviale, schon tausendmal veröffentlichte Melodic Death Album.

Für Leute, die „Pagan“ mal anders erleben wollen…ein Muss.