Thormesis - Vergangene Asche Tipp




Stil:
Pagan Metal 
Label/Vertrieb (VÖ): Düsterwald Produktionen (16.01.10)
Bewertung: 9 / 10


Link: Myspace

Alarm, die Franken kommen! THORMESIS fallen mit Macht über die deutschen Mitheiden her und hauen die ganze Bagage in Stücke.

Was machen sie anders? Formal: Nichts. Sie sind typisch pagan und zwar auf die typisch deutsche Weise. Black Metal-Gerüst (gerne flott im Vortrag, aber zum Glück nicht stur), folkige Melodieführung, schwarzer Kreisch- und pathetischer Klargesang, ein bisschen Growling gibt’s auch, man schlägt auch mal die ruhigen Töne an.

Das passt wohl auf ungefähr 95% aller Kapellen zwischen Thüringen und Grevenbroich. Und doch sind THORMESIS die erste deutsche Band auf dem Sektor, die (mich) wirklich überzeugt. Eine Schlachtplatte, die den Namen verdient!

Was für eine ungebändigte Aggression! Egal was sie Einem gerade in die Gehörgänge rammen:  so schön kann Schmerz sein. Die Gitarren braten fett und nahrhaft  (nicht strikt schwarz und folkig, sondern sind auch einfach mal nur Metal!), der Kreischer kreischt mit einer Wut, die  ich bei Heiden so noch nicht gehört habe. Das gelegentliche Growling ist böse. Wirklich böööse!  Und dann diese mächtigen Chöre… Hammer! Bzw. Mjölnir! Live von der Ruderbank, auf dem Weg zur Schlacht, direkt aus Valhall. Singe lauthals mit, während ich fieberhaft nach meinem alten Flokati-Umhang suche.

Und selbst der pathetische Klargesang, der üblicherweise panischen Fluchtreflex bei mir auslöst, vertreibt mich nicht, sondern bereichert das ohnehin bestens ausgestattete Stimmenarsenal. Kann es mit den Skandinaviern und Balten aufnehmen.

Was wohl auch daran liegt, dass die Kompositionen einfach Klasse haben. Sie sind absolut frisch. Pathetisch und dennoch ehrlich. Gut aggressiv, aber eben nicht stumpf auf die Nuss. Die Tempovariationen sind immer genau zur rechten Zeit, nie zu früh oder zu spät und unterstreichen die absolute Spielfreude der Spielleute. Das zeigt sich auch an diversen Überraschungsmomenten und einigem Augenzwinkern. (Man beachte z.B. mal den Schlußchorus in „Geladen zum Fest“).  Es fällt auf. wie natürlich hier alles ist: Nix von wegen „Oh, schon 20 Sekunden Gerappel, höchste Zeit, die Darmsaiten rausholen“

Die gefährlichen Kitschklippen von denen jene akustischen Intermezzi schallen, an denen schon so manches Langschiff bei romantisch-ruhiger Fahrt zerschellt ist wie eine venizianische Pappgondel, werden glaubwürdig und elegant umschifft. Auch darüber, dass hier der Schlachtenlärm ohne Synthies auskommt, darf man dankbar sein.

So geil, so frisch, so hart kann deutscher Heidenstahl also sein, auch ohne dass er sich „untrue“ am intellektuellen Kulturprogramm von KERBENOK und KLABAUTAMANN orientiert. Bin überrascht und begeistert.

Konzertberichte dazu

Mehr Pagan / Viking Metal Reviews