Symphony X - Iconoclast Tipp

symphony_x_-_iconoclast

Stil (Spielzeit): Progressive/Power Metal (62:55)
Label/Vertrieb (VÖ): Nuclear Blast (17.06.2011)
Bewertung: 8/10

Link: http://www.symphonyx.com/

„Paradise Lost" war eine mächtige Progressive Metal-Keule, die anschließende Tour im Vorprogramm von DREAM THEATER eine wunderbare Gelegenheit, eine der besten Bands des progressiven Sektors einmal live zu sehen. Mit „Iconoclast" lassen SYMPHONY X vier Jahre nach ihrem letzten Studioalbum eine weitere Großtat folgen, an der man als Anhänger der Truppe keinesfalls vorbei kommt.

Für mich macht die Güte von SYMPHONY X die Mischung aus bretthartem Power Metal und epischem Bombast-Progressive Metal aus. Nur wenige Bands schaffen es, technisch komplex und hochversiert zu zocken, dabei aber gleichzeitig immer den Song und die Melodien im Fokus zu behalten und auf unnachahmliche Art miteinander zu verknüpfen. Die US-Amerikaner um Sänger Russell Allen und Gitarrist Michael Romeo zählen schon lange zu diesen Ausnahmen, das beweist auch 2011 der zu Beginn des Albums stehende, elfminütige Titeltrack. „Iconoclast" bietet direkt alle Prog-Trademarks von verschachtelten Gitarrenläufen über viele Tempowechsel und Breaks bis hin zum SYMPHONY X-typischen, epischen Refrain, dargeboten von einem Russell Allen in Bestform. „The End Of Innocence" kommt kompakter und straighter daher, bietet prägende Keyboards und viel Eingängigkeit, während „Dehumanized" die düstere und harte Linie fortführt. Einer der besten Tracks heißt „Bastards Of The Machine", eine schnelle, eingängige Nummer mit sehr gutem Refrain. „Children Of A Faceless God" kitzelt mit seinen mächtigen Riffs, verspielten Passagen und einer göttlichen Bridge sogar noch mehr aus dem Album heraus.

Bemerkenswert auch die letzten Songs von „Iconoclast": Das abwechslungsreiche, mit Doublebass-Gewitter beginnende und von einem gemäßigten, sehr harmonischen Chorus kontrastierte „Electric Messiah" macht mächtig Laune, und mit „When All Is Lost" laufen dem Hörer neun Minuten lang wohlige Schauer den Rücken herunter. In seiner gesamten Ausrichtung ist der neue Output der Amerikaner sehr düster und hart, eine langsame oder etwas getragenere Nummer ist bis auf den letzten Track nicht zu hören. Mit „When All Is Lost" wollen es SYMPHONY X dann aber richtig wissen: Wie „Paradise Lost" beginnt der Track mit wunderschönem Piano und tollen Gänsehaut-Melodien, überrascht durch eine leicht orchestrierte, mit einer Akustikgitarre versehenen Passage und nimmt letztendlich richtig Fahrt auf, um mit genialen Soli zu brillieren. So und nicht anders hat ein SYMPHONY X-Album zu klingen!

Russell Allen macht seinen Job bemerkenswert gut. In den (seltenen) ruhigen Passagen tönt er einschmeichelnd und leidenschaftlich, kann sich aber mindestens genauso gut austoben und richtig angepisst klingen. Die Keyboard- und Gitarrensoli sind auf allerhöchstem Niveau, und selbst ein paar nicht ganz so hervorragende, sondern „nur" gute und eher überraschungsarme Passagen oder ein größtenteils solider Song wie „Heretic" trüben den sehr positiven Gesamteindruck von „Iconoclast" nur wenig. Vielleicht auf volle Albumlänge nicht ganz so herausragend wie „Paradise Lost", aber nah dran – und damit ein absoluter Pflichtkauf für Fans und Freunde der progressiven Kost.