Ansur - Warring Factions




Stil (Spielzeit): Progressive Rock mit etlichen stilfremden Elementen (61:35)
Label/Vertrieb (VÖ): Candlelight Records/Plastic Head (18.04.08)
Bewertung: 8/10
Link: http://www.ansursite.com
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Einen krassen Stilwechsel scheinen ANSUR hinter sich gebracht zu haben. So kann man auf der CD-Info lesen, dass die Band auf ihrem ersten Album progressiven Black Metal gespielt hat, von dem auf „Warring Factions“ aber nichts mehr übrig geblieben ist. Die Norweger haben mit ihrem Zweitwerk ein komplexes, vielschichtiges und vor allem äußerst untypisches Album abgeliefert.

Grundlage des Sounds ist Progressive Rock, allerdings wird gepflegt auf sämtliche Stilbegrenzungen gepfiffen. Es finden sich extrem viele untypische Elemente, satte Orgelsounds, Saxophon-Soli, Pianoklänge, haufenweise akustische Gitarren, Flamecno-Zitate und noch vieles mehr. Das mag sich zuerst seltsam anhören, funktioniert bei den sieben Songs aber überraschend gut, auch wenn das Material logischerweise ein paar Hördurchläufe benötigt. Dann jedoch entdeckt man wunderbare Sonnenschein-Melodien und luftige, unbekümmerte Passagen, die manchmal entfernt an ältere SPOCK’S BEARD erinnern. ANSUR lassen sich aber mit keiner mir bekannten Band vergleichen, dazu wildern die drei Norweger in zu vielen verschiedenen Gebieten.
„The Tunguska Incident“ ist gleich zu Beginn ein schöner Seelenstreichler, und im überlangen „An Exercise In Depth Of Field“ bekommt man zwischendurch sogar eine abgepfiffene Country-Passage vorgelegt. Glücklicherweise verzetteln sich die jungen Musiker nie, und man ertappt sich nach dem Genuss des Albums dabei, wie man ganz bestimmte Melodiebögen im Ohr hat.
Der raue, dunkle und noch am ehesten auf die Black Metal-Vergangenheit erinnernde Gesang (der zugegebenermaßen nicht ganz so virtuos klingt wie die Instrumente...) steht dabei im Gegensatz zu den größtenteils warmen und positives Feeling versprühenden Kompositionen, aber gerade dieser Kontrast macht das Album noch ein wenig interessanter.

Hörer ohne Scheuklappen, die sich einen faszinierenden, zugleich melodischen und komplexen Mix mit allerhand Elementen aus verschiedenen Bereichen vorstellen können, sollten „Warring Fractions“ unbedingt antesten. ANSUR muss man definitiv im Auge behalten!