Slavior - s/t


Review


Stil (Spielzeit): moderner Heavy Rock (52:08)
Label/Vertrieb (VÖ): InsideOut/SPV

Bewertung: Sehr toll! (9/10)
Link: http://www.markzonder.com/slavior

Es ist Frühjahr und man dürstet nach etwas Frischem. Auch musikalisch könnte man sich mal ein wenig orientieren und ich hatte das Glück, den Erstling von SLAVIOR zur Besprechung zu bekommen. Der Ex-Drummer von FATES WARNING Mark Zonder, MSG-Gitarrero/Keyboarder Wayne Findlay und Ex-TRIBE OF GYPSIES Sänger Gregg Analia haben nach einer längeren Zeit des Tüftelns ein Frühjahrsleckerli der allerfeinsten Sorte gebacken.

Losgelöst von allen Genres, spielt das Trio unglaublich facetten- und abwechlunsgreich auf. Sie selber betiteln ihren Sound als „modernen Heavy Rock“, aber das kann man irgendwie beliebig ausweiten. 
Es beginnt mit dem Stampfer „Origin“ der durch die Drumarbeit von Zonder sehr vorangeht. Analias Stimme unterstreicht die rauhe Atmosphäre des Songs. Auffallend bei dem Stück (wie bei den meisten) sind die kleinen Extras, da wird mit Sound und Technik gearbeitet, dass man selbst nach dem 20. Anhören immer noch neue Nettigkeiten entdeckt. Die Schlagzeugparts sind und bleiben über die gesamte Scheibe hinweg sehr interessant, da hat Mark Zonder sich ziemlich ausgelebt. Zum Glück für den Hörer. Bei „Shatter“ klingt die Stimme ein wenig heller, dafür ist die Gitarre düsterer. Die Gesangslinien sind hier eher monoton gehalten, mit Verfremdunsgeffekten. Steh ich eigentlich nicht so drauf, hier passt es aber.

„Swept Away“ schwappt aggressiv in die Ohren. Da kommt sogar ein kleines Growlen vor und der Stil geht eher so Richtung NuRock mit einer Prise „einwenigvonallem“. Klingt fein, treibt voran und auch hier sind wirklich elegante Schlagzeugparts zu beachten, mit einem überraschendem Break. 
Mein Anspieltipp ist dann „Altar“. Ganz anders als die anderen drei Songs, kommt dieses Lied atmosphärisch und anmutig daher. Wunderschöner Gitarrenpart, schöne Stimmlage bei Analia und Percussion anstatt Drumming. Das hat was von den zärtlichsten Stücken von QUEENSRYCHE und geht überhaupt gar nicht mehr raus aus dem Ohr. „Another Planet“ rockt dann wieder härter daher und lässt einen auf dem Stühlchen mitwippen, genau wie „Deeper“. Überhaupt fällt auf, dass dieses Trio seine Instrumente absolut beherrscht, dabei aber schon drauf achtet, nie irgendetwas zu überladen oder mit Effekten zuzuballern.

Überraschungsmoment hoch Zehn: „Dove“. Beim ersten Anhören mache ich mal wieder ´ne Vollbremsung, weil da auf einmal Reggae dröhnt. Reggae. Tatsache. Entweder schielt man dabei verstärkt auf eine Breitenwirkung oder mag ganz einfach den Reaggeasound. Aber egal wie und warum dass nun dezent bekifft anfängt: wenn irgendwas eine Radiotauglichkeit hat, dann „Dove“. Eigentlich recht simpel vom Text her, swingt das Teil daher wie nix und dabei rockt es auch noch. Und wieder diese spannenden Breaks mittendrin. Gelungen. Hittauglich, ohne Frage.

„Slavior“ macht dann wieder einen Schwenk zum HeavyRock mit einigen leisen Anleihen beim NuRock. Progressiv, aber nicht verfrickelt. Genau wie das noch ein wenig härtere „Give It Up“. Zonder hat mit seinen Drumparts wirklich komponiert, das hört man in jedem Song. Großartig interessante Arbeit. Beim letzten Song “Red Road“ wird es dann allerdings zum ersten Mal wirklich progressiv, Streicher tauchen auf, nur um dann wieder mit harten Hooks zu verschmelzen. Analias Stimme klingt auch hier wieder abwechslungsreich, er beherrscht absolut Nuancen von zart bis ganz schön heftig.

Und dann ist da noch ein wunderschönes Überraschungsei, aber das hört Euch bitte selber an...

Für mich ist „Slavior“ eine der Überraschungen des Frühjahrs. Spannend, gekonnt, abwechlsungsreich und teilweise einfach nur schön. Man könnte es zwar auch mit „Music for the Masses“ umschreiben, aber warum auch nicht? Es ist teilweise massenkompatibel, aber das schadet nicht. Diesen Musikern schon mal gar nicht. Und jetzt möchte ich sie live sehen, aber ganz schnell bitte!

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