Ankunft im Chaos der Hitze
Der Sommer hatte sich für dieses Wochenende offenbar für volle Kraft entschieden: 36 Grad, ich sitze im Auto ohne Klimaanlage. Sechs Stunden Fahrt von Berlin aus über die Autobahn, unterbrochen nur durch einen zwingend notwendigen Stopp für Festival-Essentials: Bier, Ravioli, Brot, Sonnencreme, Wasser. Nach zehn Litern schweißgetränkter Fahrt erreiche ich den Check-In am Summer Breeze.
Die erste Station ist ein kleiner Biertisch am Eingang, wo ich mein Bändchen und den Car Pass erhalte. Mit einer groben Wegbeschreibung im Ohr fahre ich Richtung Zeltplatz – und verfahre mich prompt an der nächsten Kreuzung. Nach zwei Minuten Realisieren und Wenden geht's dann doch in die richtige Richtung. Zehn Minuten später, begleitet von freundlichen Festivalgesichtern, bin ich endlich bei unserem Platz zwischen T und Mainstage angekommen.
Nachdem ich die Einkäufe im Camp verteilt habe und das erste Bierchen geöffnet ist, klären wir erstmal den groben Plan für heute und vor allem den nächsten Tag. Für morgen gibts noch Pässe, damit wir uns auch auf der Mainstage bewegen dürfen, sowie Cateringmarken. Außerdem haben wir für heute Nacht noch ein Hotelzimmer in der “Nähe” vom Festival.
Anna und Olli fahren später zum Hotel, ich nehme die anderen später mit. Doch vorher: HIRAES sind gleich dran, und ich will noch mit Britta quatschen, der ich schon seit 2012 immer mal wieder begegne. Die Wera Tool
Stage ist bis zum Anschlag gefüllt, die Band liefert wie erwartet ab.
Danach: ab zur Campstage zu HYRO THE HERO. Verdammte Axt, das war wild. Fast so chaotisch wie eine FEVER 333 Show, Hyro nimmt nach und nach die Bühne auseinander und tobt sich ordentlich aus, zum Ende hin geht ihm aber langsam die Luft aus ... doch er hat fürstlich abgeliefert.
Zurück im Camp gibt’s Essen und ein paar ruhige Momente, die Band ist etwas durch den Wind, weil es einen kleinen Unfall mit dem Mietwagen gab, mit dem Anna und Olli auf dem Weg zum Hotel sind, inklusive Equipment. Zum Glück nichts Schlimmes, aber Ärger, den niemand braucht.
Nach GOJIRAs Pyro-Gewitter mache ich mich selbst auf den Weg. Nach einer guten halben Stunde durch die dunkle Pampa bin ich am Hotel angekommen, der Empfang wird direkt vom Summer Breeze übernommen und so bekomme ich meine Zimmerkarte und schmeiße mich nach einer Dusche auch direkt in die Federn.
Freitag – Der Gig
Um 12 Uhr eröffnen LEAGUE OF DISTORTION heute die Main Stage. Das bedeutet früher Aufbau, früher Soundcheck, weniger Schlaf. Nach dem Frühstück mache ich mich auf den Weg und verfahre mich erneut, weil Google Maps die Straßensperrungen nicht berücksichtigt hat. Kurz nach elf bin ich am Gelände, Auto geparkt, direkt zum Artist Container.
Die Band ist bereits auf der Bühne, Anna sitzt im Container und atmet nochmal tief durch. Ich hole meinen Pass, schnalle mir die Kamera um und stehe kurze Zeit später vor dieser riesigen Bühne. Diese wirkt nicht nur gigantisch, sie ist es auch und ich fürchte, ich werde am Ende mehr Schritte machen als die Band zusammen.
Eine halbe Stunde noch bis Showstart. Leif stellt sein Drumkit ein, Olli stimmt die Gitarre, Felix seinen Bass. Alle sind konzentriert, angespannt. Anna wärmt sich stimmlich auf, die Nervosität ist sichtbar. Der Sound funktioniert noch nicht optimal, Leif muss sich auch noch umziehen. Vor der Bühne harrt bereits der harte Kern des Fan-Zirkels, der „Core Of Distortion", in der prallen Sonne aus – absoluter Respekt!
Wir eröffnen den Tag, mein Blick schweift über's noch mäßig gefüllte Infield und ich konzentriere mich erstmal auf das hektische Gewusel auf der Bühne. Die letzten Minuten ticken, alle sind im Outfit, Technik funktioniert zwar nicht ganz wie gewünscht, aber man arrangiert sich. Ich drehe mich um und der erste Wellenbrecher vor der Stage ist ordentlich gefüllt, wo kamen die denn jetzt alle her? So muss das!
Das Intro läuft, ich stehe vor der Bühne und LOD sind wie ausgewechselt, von der Aufregung und Nervosität ist nichts mehr zu spüren und die Band spielt ihre heißeste Show in der sengenden Mittagshitze. Der Platz vor der Bühne füllt sich mit der Zeit immer mehr und ich renne zwischen Bühne und Graben hin und her, fange alle Momente ein, schwitze literweise und genieße jede Sekunde. Nach 40 intensiven Minuten ist der Gig vorbei. Abbau, Durchschnaufen, Hunger.
Nach einem kurzen Moment im Container geht's erstmal zum Essen mit einer Auswahl aus Burgern, frischer Pasta, asiatischer Pfanne und kalten Speisen. Aber war's das?
Natürlich nicht, der Tag hat auch erst begonnen. Wir machen erstmal noch ein paar Fotos am Summer Breeze Schriftzug – damit auch alle wissen, wo wir eigentlich sind – und anschließend steht ein erstes Interview mit dem Social-Media-Kanal des Labels an. Anschließend geht es ein Stück weiter zur Interview-Ecke von Rock Antenne.
Zwischendrin realisieren wir, dass wir zügig unseren Container räumen müssen, da dieser zum Nachmittag nochmal neu vergeben wird und die Band bis heute Abend durchgetaktet ist. Effektiv genutzt haben wir diesen Raum bisher eher kaum. Wir packen schnell alles zusammen und retten die Getränke fürs Camp. Die Band fährt direkt weiter zum Pressezelt, um die nächsten Interviews zu geben.
Wir räumen noch den Container weiter auf und warten den plötzlich einsetzenden Regen ab, immerhin startet nun der ARTE Livestream mit unserer Show vom Mittag, für Unterhaltung ist also gesorgt. Nebenbei gehe ich schon die ersten Bilder vom Tag durch und verzweifle am Cloud Upload aufgrund des räudigen Internets vor Ort, dabei wollen wir doch vom Tag und vom Festival berichten. Tja, dann wohl digital detox, LTE an jeder Milchkanne ist schließlich nicht notwendig.
Der Regen ebbt ab, wir holen die Artist-Shirts und stiefeln zurück ins Camp. Die Band hockt bei EMP im nächsten Interview und wir stoßen dazu, knipsen Bilder, die Band gibt Autogramme und steht für Selfies bereit. Zurück im Artist Bereich, haben wir noch etwas Zeit fürs Abendessen und die Signing Session beim metal.de-Stand steht noch bevor.
Eine beeindruckende Schlange von Fans hat sich bereits gebildet. Vinyls, CDs, T-Shirts, Merchandise, sogar Badeenten und LOD Tattoos werden signiert. Nach kurzer Zeit wird entschieden, dass keine Fotos gemacht werden, da sonst die Zeit nicht reicht, um allen die Signing Session zu ermöglichen. Dafür gibt es einige Gespräche und die anstehende Tour mit APRIL ART wird beworben. Gegen 20 Uhr haben alle Fans ihr Autogramm und der letzte Programmpunkt des Tages ist erfüllt.
Zurück im Camp lassen wir den Tag ausklingen und etwas die Seele baumeln. Endlich Zeit fürs Festival und ein gemeinsames Getränk. Später stehen noch HARAKIRI FOR THE SKY und STATIC X hoch im Kurs, ich selbst gönn' mir erstmal eine Dusche und leg' mich hin. Was für ein Tag, fühlte sich fast wie Arbeit an.
Am Samstag folge ich schließlich meiner eigenen Running Order und nehme mir Zeit für mein erstes Summer Breeze. Und ich bin tatsächlich sehr angetan. Als ursprüngliches Nordlicht lag das kleine Dorffest in Wacken einfach näher, doch das Summer Breeze hat mich überzeugt.
Überall entspannte und freundliche Gesichter, kaum gequetschte oder unangenehme Menschenmengen, das Team hat hervorragend abgeliefert. Ein angenehmes Festival, das seinen Ruf zu Recht trägt.

