Geschrieben von Mittwoch, 09 Mai 2007 11:18

Mercenary - Interview mit Frontmann Mikkel Sandager und Gitarrist Jakob Mølbjerg


mikkeljakob
Link: http://www.mercenary.dk

 
Wir schreiben den 27.04.2007. Die sechs Dänen von MERCENARY sind seit 16 Tagen auf ihrer ersten Headlinertour durch Mitteleuropa und machen Station im JZ Westwerk in der Friedenstadt Osnabrück. Bei strahlendem Sonnenschein und trotz einer anstrengenden Fahrt zum heutigen Spielort sind Frontmann Mikkel Sandager und Gittarist Jakob Mølbjerg äußerst bereit, die vergangenen 16 „Arbeitstage“ Revue passieren zu lassen.

Bevor wir näher auf die Tour eingehen, erzählt mir doch ein bisschen was über die Zeit zwischen der Veröffentlichung von „The Hours That Remain“ und dem Beginn der Tour.

Mikkel Sandager: Nun ja. Wir haben in erster Linie eine ganze Menge kleiner Gigs gespielt, nachdem wir einen neuen Bassisten und Sänger „angeworben“ haben, und es hat schon ein bisschen Zeit gebraucht, um ihn mit den ganzen Songs vertraut zu machen. Proben, Proben, Proben. Damit haben wir einen Hauptteil der Zeit verbracht.

Jakob Mølbjerg:
Dann waren wir im September, gleich nach der Veröffentlichung, auf den beiden Prog-Power Festivals in Atlanta und Baarlo. Es war einfach toll, wieder in die Staaten zu fahren. Dann waren wir im November auf der kleinen Tour mit THE HAUNTED, was auch wirklich Spaß gemacht hat. Viele große Städte in ein paar Tagen, was irgendwie „entspannend“ war, denn wir waren nicht auf einer vierwöchigen Tour, sondern nur ganz kurz von zu Hause weg.
Sehr schön. Was war denn mit den Danish-Metal-Awards?

MS: Oh ja, Das war nun wirklich eine richtig große Ehre für uns, den Preis für das Album des Jahres zu gewinnen. Eine wirklich gute Nacht – viel Bier. (grinst)
JM: Es war wirklich eine fantastische und sehr professionell organisierte Show. Irgendwie hatte es den Stil von MTV mit den ganzen Leuten, die dort herumwuselten, der ganzen Lightshow und den großen Bildschirmen mit Flammen drauf und so. (grinst) Für uns war es einfach großartig, diesen Preis zu gewinnen.
Wie geht es euch genau in diesem Moment?

MS: Jetzt gerade geht es mir wirklich hervorragend. Die erste Woche der Tour war für mich allerdings ein bisschen hart, denn meine Stimme musste erst so weit trainiert werden, jede Nacht alles zu geben. Somit konnte ich während der Shows in Passau und Fürth nicht so klingen, wie ich es vielleicht gewollt hätte, aber mittlerweile macht meine Stimme alles mit. Soweit sonst waren die Shows einfach toll, und das Wetter ist in Deutschland derzeit einfach großartig. Mir geht’s einfach gut.
JM: Soweit so gut, wenn man mal von einem tiefen Husten absieht (gibt sogleich eine Kostprobe) aber die Tour war bis jetzt, wie Mikkel schon sagte, wirklich sehr gut. Wir haben so viele verschiedene, aber immer sehr nette Leute getroffen, und es gab auf der ganzen Tour bis jetzt keinen Abend, an dem die Menge irgendwie desinteressiert oder fies zu uns war.
Ist bei der Tourplanung alles nach Plan verlaufen, oder hat sich irgendetwas Unvorhergesehenes ereignet?

(gemeinschaftliches Schmunzeln)
MS: Nein, nein, dieses mal gab es keine gebrochenen Beine. Und auch sonst ist alles soooo einfach mit der Planung gewesen.
JM: Ich denke, wir haben uns auf diese Tour wirklich gut vorbereitet, indem wir wirklich früh angefangen haben, uns Gedankendarüber zu machen, wie wir auf der Bühne agieren wollten, und das zahlt sich jetzt aus.
MS: Ja, so denke ich auch. Wir konnten ja auch in der Vergangenheit viele Erfahrungen über das Touren an sich sammeln und so wussten wir, WAS wir machen mussten und WAS nicht vergessen werden durfte. Ich denke, was das angeht, sind wir mittlerweile auf dem Laufenden. (Klopft auf die Tischplatte)
Habt ihr an irgendwelche Experimente gedacht?

MS: Nun ja. Ich habe mit dem Gedanken gespielt, ZAKK WYLDE’S Rekord zu brechen. Ich glaube, er hat 26 Tage auf einer Tour nicht geduscht. (Verzieht leicht das Gesicht). Aber bereits nach einem Tag habe ich diesen Gedanken ad acta gelegt. (schmunzelt)
Wie haben euch denn die ganzen verschiedenen Städte gefallen, in denen Ihr gespielt habt?

MS: Nun ja, wir hatten ein bisschen Zeit, um uns umzuschauen, aber leider nicht genug. Ich hätte gerne mehr gesehen. Ich persönlich war von Passaus Altstadt wirklich beeindruckt, und in Heidelberg hatten wir einen Tag frei. Dort nahmen wir unser Abendessen gleich am Fuße des Schlosses ein, was wirklich cool war.
JM: Aber generell hatten wir wirklich viel zu tun. Wir müssen die ganze Fahrerei, nachdem wir aufgestanden sind, selber erledigen. Somit haben wir nicht wirklich viel Zeit, um einfach zu bummeln. Wir haben zwar manches Mal nach dem Soundcheck und Check-In die Zeit, aber dann auch manchmal einfach nicht mehr die Energie, um noch spazieren zu gehen.
Muss immer einer alleine die Fahrerei übernehmen oder tauscht ihr untereinander?
JM: Morten und ich, und wenn es gar nicht geht, dann übernehmen René oder Mike diesen Job.
Wie schaut es denn mit den verschiedenen Clubs aus, in denen Ihr bis jetzt gespielt habt?
MS: Die ganzen Orte waren wirklich so was von verschieden. Die meisten waren wirklich cool, andere eine wirkliche Herausforderung für uns. Sehr, sehr kleine Bühnen und bei sechs Leuten sind sechs Quadratmeter Bühnenfläche nicht viel. Einmal musste Morten sein Keyboard hinter der Theke aufstellen. Aber im Endeffekt ist alles doch für uns eine Sache der Atmosphäre und, wie Jakob bereits gesagt hat, war bei allen unseren Shows die Atmosphäre einfach toll. Bis jetzt hatten wir wirklich Glück. So viele fröhliche Menschen, die sich nicht um die Größe des Clubs geschert haben.
JM: Ich fand ja das unterschiedliche Niveau der Promoter ziemlich „amüsant“. Einige von ihnen sind wirklich erfahren, haben alles vorbereitet und gingen auf Nummer Sicher, damit man sich auch wirklich gut fühlt, andere waren nicht so. Da gab es eine Person, deren Namen besser nicht erwähnt werden sollte, die nicht einmal ein Hotel für uns gebucht hatte. Und das erfuhren wir um 22 Uhr! Dann hieß es erst mal telefonieren, und irgendwie haben wir es doch noch geschafft, ein paar Zimmer für uns zu kriegen.
Was meint Ihr, wie viele Leute haben in den letzten Tagen den Weg zu Euren Konzerten gefunden?
MS: Von Abend zu Abend war das unterschiedlich, aber immer so um die 100. Manchmal mehr, manchmal weniger.
Wenn man das so fragen darf – wo waren die Leute denn am coolsten?

MS: Gemeine Frage. Wie bereits gesagt, waren die Leute an allen Abenden wirklich cool, aber am meisten überrascht war ich über die Zuschauer in Paris. Bei den beiden Support-Bands war die Halle noch ziemlich leer, und die Leute, die vor der Bühne standen, waren eher ruhig. So waren wir wirklich verunsichert, bevor wir auf die Bühne gingen. Aber als wir dann auf der selbigen standen, schien es, als hätte sich die Menge verdoppelt, und sie haben so gefeiert. Und es war das „internationaltste" Publikum, das wir auf dieser Tour hatten.
JM: Und ein weiterer, wirklich guter Gig war der im „BÖRÖM PÖM PÖM“ in der Schweiz. Dort haben wir hinterher fast eine Stunde damit verbracht, Autogramme zu geben und unser Merch zu verkaufen. Da hat nun wirklich fast jede zweite Person, die unseren Gig gesehen hat, etwas gekauft. Das war einfach eine großartige Erfahrung.
Wenn ihr schon so wenig Zeit für euch selber hattet, konntet ihr denn nach den Konzerten ein bisschen feiern?
MS: Ich, für meinen Teil, musste mich in Sachen Feiern etwas zurück halten, um meine Stimme zu schonen. Aber sicherlich haben wir gefeiert.
JM: Ja, sicherlich, aber nicht so dolle, wie auf den vorangegangenen Support-Tours. Schon alleine deswegen, weil wir jeden Abend ca. 70 Minuten spielen und fit dafür sein müssen, weil das nun wirklich auf die Kondition geht. Wenn wir dann noch jeden Abend wie die Stiere gesoffen hätten, wären wir dazu nicht in der Lage gewesen.
Ist euch während der Tour etwas Unerwartetes wiederfahren?

MS: Als wir von Österreich wieder nach Deutschland wollten, kam uns der Zoll in die Quere. Sie haben unseren ganzen persönlichen Krempel durchsucht, um zu checken ob wir Drogen bei uns hätten. Hatten wir aber nicht, also sind wir aus der ganzen Affäre sehr schnell heraus gekommen.
Sonst war aber alles fein?

MS: Bis jetzt ist alles irgendwie zu „flauschig“ gelaufen. Sonst hatten wir absolut keine Probleme, und irgendwie habe wir mit ein bisschen mehr Chaos gerechnet.
Dann erzählt mir doch ein bisschen was über „The Big Mercenary Nightliner“.
MS: (grinst) Flemming? Flemming ist unser Freund! Und ein wirklich gutes Auto mit einem starken Motor, einer netten Farbe und vielen Fenstern und allem, was eine Rock-Band braucht. Dieses Auto hat uns schon mehrere Jahre wirklich gute Dienste erwiesen. Nun ja, während unserer Touren schlafen wir in Hotels, aber den Rest erleben wir zusammen mit Flemming.
Alle zusammen, die ganze Band, die ganze Crew?
MS: Welche Crew? Unsere „Crew“ setzt sich aus zwei Leuten zusammen. Das wären unser Tour-Managar Volkmar und unser Sound-Engineer Nakke. Und für uns acht Leute gibt Flemming genug Platz her.
Bis jetzt hattet Ihr zwei freie Tage. Wie habt ihr die verbracht?
MS: Ähm, den ersten freien Tag haben wir bei der Mutter von Volkmar, unserem Tourmanager, verbracht. Sie war so entzückend und hat uns zum Abendessen eingeladen. Wir waren ziemlich erschöpft nach der ersten Tourwoche und brauchten einfach diesen einen Tag. Wir haben einfach in der Sonne gesessen, gegrillt, ein paar Bier getrunken und sind dann flott ins Bett gegangen.
JM: Außerdem haben wir auf dieser Tour ein kleines Budget und wollen somit alles ein bisschen unter Kontrolle halten. Und da wir keinen „wirklichen“ Nightliner, sondern nur Flemming haben, müssen wir auch für die freien Tage einen Platz zum Schlafen finden. Somit bevorzugen wir private Unterkünfte. In ein paar Tagen werden wir bei Century Media in Dortmund, die für ihrer Bands ein Apartment haben, zu Gast sein. Sonst haben wir an den freien Tagen versucht, ein bisschen an Energie zurück zu gewinnen, oder wir haben unsere Wäsche gewaschen.
MS: Ja, in Heidelberg hatten wir die Gelegenheit dazu. Großartig
JM: (lacht) Wäsche und Weißbier!
Nette Kombination!
René ist euer neuestes Mitglied. Wie fühlt er sich denn in eurer Gemeinschaft? Oder misshandelt ihr ihn?
MS: Ja, ein bisschen misshandeln wir ihn. Er ist der Rekrut und deswegen müssen wir ihn einfach ein bisschen schlecht behandeln. Nein. Alles nur Spaß. Er ist ein wirklich toller Typ und ich finde, er hat seinen Platz in der Band gefunden. Ich habe erst neulich mit ihm geschnackt, nachdem wir ein paar Weißbier intus hatten, und erzählte ihm, dass mein Bild der Band sich schlussendlich verändert hat. Man hat immer ein gewisses Bild von etwas, und für mich war dieses Bild mit dem Ausstieg von Kral und René’s Einstieg wegen der neuen Situation ein bisschen gestört. Aber jetzt ist er in meinem Bild der Band voll integriert, und von meinem Standpunkt aus ist er ein vollwertiges Mitglied.
JM: Ich finde ebenfalls, dass René die Rolle, die wir ihm zugedacht haben, wirklich gut ausfüllt. Es ist nicht am wichtigsten, die musikalischen Fähigkeiten zu haben, es ist mindestens genau so wichtig, die persönlichen „Fähigkeiten“ zu haben. Dazu gehört beispielsweise, für einen Monat auf Tour zu gehen und immer noch ein toller Typ zu sein. Und René bekommt immer mehr Erfahrung mit dem Touren, dem Feiern und so weiter. Wirklich toll.
Jakob, Du bist derjenige, der am längsten bei MERCENARY dabei ist. Wie lang genau?
JM: Ich bin im Herbst 1995 dazu gekommen – also fast zwölf Jahre.
War es ähnlich einfach für alle anderen Bandmitglieder, als sie zur Band dazu gestoßen sind, wie für René?

JM: (wirft Mikkel einen Blick zu) Das ist recht schwer zu sagen. Für René war es wahrscheinlich viel einfacher als, zum Beispiel, für Mikkel und Morten, weil einfach alles seinen Platz hat. Wir haben ein gutes Label, eine Booking-Agentur und ein Management. Wir wissen, was wir machen wollen, und alles läuft derzeit nach Plan. Für die anderen war es wohl etwas schwerer, weil wir zu jenen Zeiten einfach gekämpft haben, bei einem besseren Label unterzukommen. Manchmal haben wir uns auch nicht so gut untereinander verstanden, wenn es um die musikalische Richtung ging. Mittlerweile ist das anders. Somit denke ich, dass es für René wirklich einfacher war.
Gibt es auf eurer Seite eigentlich schon konkrete Pläne für die Zeit nach der Tour? Festivals beispielsweise?
MS: Ja sicher: Wir haben in der Zwischenzeit schon wieder so viel geplant. Fünf oder sechs Sommer-Festivals stehen auf unserem Plan.
Welche denn?
MS: Also, wir werden auf jeden Fall beim „Bang Your Head“ Festival sein, und ein weiteres großes steht in unserer Planung, aber dazu kann ich noch nichts sagen, Wacken wird es nicht sein. (Anm. d. Red. – Es ist das Grasspop) Außerdem werden wir ein paar kleinere Festivals spielen. Das „SummerNights-Festival“ in Österreich, das „Baden in Blut“-Festival in Lörrach und das „Joch ‚N’ Roll“-Festival in Hameln im September. Außerdem das „Tuska“ in Finnland.
JM: Es werden noch einige Shows in Dänemark dabei sein, für den September sind schon einige gebucht. Für uns ist es einfach nett, in Dänemark zu spielen, weil die Entferungen einfach nicht so groß sind. Für uns ist es eine echte Heimspiel-Atmoshäre.
MS: Und wir haben schon die nächste Studio-Session geplant. Im November ist es soweit, und wir werden die nächste Platte aufnehmen, soweit alles glatt läuft. Wovon wir schwer ausgehen.
Also habt ihr bereits ein paar Ideen für die neue CD zusammen getragen?
MS: Ja, wir haben bereits ein paar Riffs im Kopf, aber noch nicht mehr. Songs haben wir bis jetzt noch nicht geschrieben.
Und Ihr werdet wieder bei Jacob Hansen einkehren?
MS: Ja, „same procedure as every time“. Dort ist es einfach klasse.
Wenn wir noch einmal auf die Festivals zurückkommen. Welche Bands würdet Ihr denn selber gerne sehen?
MS: Ich würde unheimlich gerne IRON MAIDEN sehen, die sind einfach eine Klasse für sich. Und vielleicht haben wir ja die Gelegenheit dazu. (grinst) Aber trotz alledem liebe ich es einfach, auf den Festivals zu sein und so viele interssante Bands wie möglich zu sehen. Weil eigentlich interessieren mich die Bands, die ich nicht kenne.
JM: Für mich ist es eigentlich das gleiche wie für Mikkel. Einfach mal rumschauen und neue, interessante Bands entdecken und sich von seinen Entdeckungen überraschen lassen. Persönlich freue ich mich sehr auf BEHEMOTH, denn für mich sind sie eine der wenigen wirklich guten Death-Metal-Bands zur Zeit. 
Das war es von meiner Seite. Danke an Euch beide, dass Ihr euch die Zeit genommen habt. Last words?
MS: Das gleiche wie sonst auch (grinst) - Frieden auf Erden und schöne Ferien.
JM: Kommt zu unseren Shows und kauft unser Merch.

(beide grinsen breit)