Geschrieben von Sonntag, 25 Juni 2006 14:36

Rock Hard Festival 2006 - Der Festivalbericht


RH Festival
Zum nunmehr vierten Male rief das renommierte Rock Hard Magazin zum beschaulichen Festival ins Ruhrgebiet - und Knüppelfreunde aus der ganzen Republik hörten und folgten diesem Ruf in das idyllische Amphitheater in Gelsenkirchen.„Die Amtliche Vollbedienung" war das Motto der diesjährigen Sause, und diesem Spruch wurden die Veranstalter zu jedem Zeitpunkt gerecht.


Freitag:

Bei meinem nunmehr zweiten Besuch beim Rock Hard Festival war ich nun das erste Mal Campinggast. Positiv fiel auf, dass die Distanzen unglaublich klein und ungeheuer atmosphärisch waren. Trotzdem musste man die Unmengen an Bier und Grillgut selber schleppen. Nachdem das erledigt war, wurde erstmal die wieder hervorragend gestaltete und vom Angebot sehr interessante Merchandisezone ausgekundschaftet, die sich in direkter Nachbarschaft zur kleinen Freitagsbühne fand, an der die Schweden von ENGEL, ihres Zeichens Gewinner des Rock Hard Democontests, mit durchweg positiven Zuschauerresonanzen und einem kraftvollen Mix aus Metal und einigen Hardcoreelementen den lustigen Reigen eröffneten. Leider Gottes war der Großteil des Publikums noch mit dem Einrichten des Campinggeländes beschäftigt, weswegen größtenteils Flaute an der Bühne war.Dann enterten CUSTARD die Bühne, die ihren eigenen Fanclub mitgebracht zu haben schienen. Denn als die sympathische Truppe um Schreihals Guido die Bretter betraten, herrschte sofort perfekte Stimmung. Deutscher Powermetal mit einer gehörigen Portion Eigenständigkeit hat selten so viel Spaß gemacht wie an jenem Freitag, und nach dem Rausschmeißer, einem Overkill-Cover („In Union We Stand") waren die meisten Zuschauer a) platt und b) in echter Festivallaune.Die nachfolgenden Dänen von MERCENARY habe ich eher passiv auf dem Campingplatz wahrgenommen, da das Verlangen nach Bier und Wurst größer war. Doch nach Augenzeugenberichten zu urteilen konnten die Jungs die gute Stimmung nach CUSTARD weiter aufheizen.Als die mir bis dato unbekannten Schweden von MORGANA LEFAY den skandinavischen Auftaktabend beschlossen, war ich von der Spielfertigkeit, -Laune und -Freude der Akteure sehr überrascht. Wo andere Musiker sich lieber einen saufen, taten die Nordlichter dies parallel zu ihrer starken Show, scherzten mit den vielen Stagedivern (zur Verzweiflung der Security) und machten Lust auf mehr - sowohl auf ihre Platten als auch auf den...

...Samstag,:

der mit den Überraschungsgästen von MYSTIC PROPHECY begann. Eine der derzeit stärksten deutschen Power-Metal-Bands rutschten überraschend ins Billing, konnten sich mit der recht undankbaren Position in der Running Order gut arrangieren und bliesen den Leuten den Restalkohol aus der Rübe. Dennoch habe ich aus verschiedenen Gründen (*hust*) nicht viel davon mitbekommen, da ich den ausgiebigen Schlaf bevorzugte.Nicht verpassen durfte ich hingegen LEGION OF THE DAMNED (ex-OCCULT), die mit ihrer gnadenlosen Mischung aus Slayer-Riffs mit keifendem Gesang und einem packenden Rhythmus für kreisende Schädel sorgten und die ersten Schreie nach Spendernacken erklingen ließ. Die lockeren Holländer spielten das komplette Album und konnten mit Sicherheit viele neue Fans gewinnen.Die folgenden PRIMORDIAL räumten mit ihren düsteren Songs ebenso ab wie die selbsternannten Außenseiter der Hardcoreinstitution CALIBAN, die mit ihren eingängigen Songs doch noch Leute in den Moshpit locken konnten. Das Lineup des Samstags wurde immer hochkarätiger, sorgten doch erst BRAINSTORM mit eindrucksvollen Einlagen des Sängers und ihrem Powermetal, der den Namen verdient und dann NEVERMORE mit ihrem energiegeladenen Thrash-Metal dafür, dass die zahlreichenden Fans vor der Bühne und auf den Rängen ordentlich bluten mussten, bevor die meiner Meinung nach wichtigste Band des Tages die Bühne enterte: die Thrashrecken von SODOM, die hier ein Heimspiel hatten und das 10-jährige Jubiläum des Lineups bestehend aus Tom Angelripper, Bernemann und Bobby Schottkowski mit einer Pyroshow feierten, die den ersten Reihen die Trommelfelle wegblies. Vom neuen Album bewies unter anderem „Blood On Your Lips" seine Livetauglichkeit mit einer 10 auf der nach oben offenen Propellerskala. Doch Highlight des Auftritts war das Intermezzo der Rock-Hard-Hausband RANDALLICA, die als Special Guest angekündigt waren. Mit Götz Kühnemund am Mikro und der Doppelbesetzung an Gitarre und Schlagzeug sorgten RANDALLICA für ideale Partystimmung.Hatten die Zuschauer bei SODOM noch was zu lachen, verging ihnen eben jenes garantiert bei BOLT THROWER. Denn die Briten kamen, sahen, und töteten. Hiernach war Sense. Einfach Schicht. Alles, was sich im Programm der Briten „Klassiker" nennen kann, wurde gespielt und sorgte für Tod und Verderben im Amphitheater. Wer dann noch stehen konnte, holte sich entweder was zu trinken, um den Blut- und Wasserverlust auszugleichen, oder wartete auf das Highlight des Festivals: CELTIC FROST, Urgötter der europäischen Hartwurstszene sollten auftreten, eine der ersten Shows nach der Reunion. Doch dann kam zusammen mit einigen Leuten vom Rock-Hard-Team ein geknickter Martin Eric Ain, seines Zeichens Bassist der Kelten, auf die Bühne, und überbrachte den wartenden Fans die Horrornachricht: Tom musste aufgrund eines Nierensteins ins Krankenhaus und konnte somit nicht auftreten.Den Fans, die nach diesem Schock noch vor der Bühne ausharrten, konnte dann glücklicherweise noch Ersatz präsentiert werden: BRAINSTORM, NEVERMORE, SOILWORK (leicht angetrunken) und SODOM enterten die Bühne, um mit je drei Liedern für ein wenig Schmerzlinderung zu sorgen. Trotzdem ein wenig enttäuscht (einmal wegen CELTIC FROST und dann, weil SODOM nicht „Aber bitte mit Sahne" spielten) beschloss ich den Samstag mit einem(...) Bier.

Sonntag:

Natürlich nur wegen der Musik quälte ich mich am Sonntag von Restalkohol geplagt aus dem Zelt vor die Bühne um die Schwedinnen von CRUCIFIED BARBARA zu sehen. Und es hat Spaß gemacht. Zusätzlich zum fantastischen Aussehen der Bandmitglieder überzeugten die Skandinavierinnen mit solidem Rock und einem Motörhead-Cover („Killed by Death"), nach welchem man dann mehr oder minder wach war.Während der Auftritte von GOJIRA und VOLBEAT wandte ich mich wieder anderen Sachen zu, bekam aber (von Fans und von der Bühne) nur Gutes zu hören. Doch beim Auftritt von BEYOND FEAR, der Soloband von Tim „Ripper" Owens, die ich bereits im April zusammen mit Anthrax bewundern durfte, war ich wieder da, und konnte mich wieder mal von seinen Live-Qualitäten überzeugen. Und nicht nur ich war der Meinung, dass dies einer DER Auftritte des Festivals war. Bei EVERGREY pausierte ich aufgrund akuter Erschöpfungserscheinungen, kam aber zur ultimativen Humppa-Party (zelebriert von FINNTROLL) wieder. Hier ging echt die Post ab, denn wo FINNTROLL draufsteht, ist auch FINNTROLL (und damit eine Partygarantie) drin. Mit gekonnten Wechseln von Folklore und Geschredder konnten sie die Fans sofort für sich gewinnen und prägten den Tag mit Sicherheit. Die Schweden von SOILWORK waren wieder einigermaßen nüchtern und legten einen kraftvollen Auftritt hin, und auch die Prog-Metal-Götter von FATES WARNING ließen die Fans mit aufgeklappten Mäulern zurück. Stimmungstechnischer Höhepunkt war dann der Auftritt der sympathischen Jungs von EDGUY. Wenn er sich nicht über das Rock-Hard-Programmheft lustig machte („Fronteunuch? Hört sich an wie jemand, dem sie ´42 in Russland die Eier weggeschossen haben.") oder realitätsfremd über Fußball redete („Bayern wird doch eh' Meister!") machte er mit seiner Band richtig gute Musik und spornte zig Leute zum Crowdsurfen an. Einzig und allein vom Altmeister, vom einzig wahren Godfather of Rock konnte dies getoppt werden. Die Rede ist natürlich von Ronnie James Dio, dem kleinen Brüllwürfel mit der großen Stimme. Mit einem super Mix der besten Lieder seiner Karriere beschloss er dieses wundervolle Festival mit einem Auftritt, der jeden zufrieden stellte.

Verpflegung, Preise und Sonstiges:

Wie auch im letzten Jahr waren auch dieses Mal die Preise wieder human und gerechtfertigt (2,30 € + 1 € Pfand für einen halben Liter Gerstensaft, 4 € für einen Döner). Die Security war durchgehend nett und benahm sich zu keinem Zeitpunkt unfreundlich/unfair oder unkooperativ. Die Organisation hat immer funktioniert und es machte nie den Anschein, als hätte was nicht funktioniert. Das Merchandise hat mal wieder komplett überzeugt, konnte ich mich doch mit allerhand rarem Kram für die Kutte eindecken.Was die Location angeht, dürfte das Amphitheater wohl jetzt endgültig die Stellung als geilsten Veranstaltungsort für Feste dieser Art innehaben. Nirgendwo ging es so familiär und freundlich zu; nirgends sonst sind die Laufwege so klein, ist der Campingplatz so gut strukturiert (zum Glück ist das gesamte Festival auf ca. 6000 Leute ausgelegt); nirgends sonst kann man sitzen/essen/im Merchandise stöbern und gleichzeitig hautnah an der Musik dran sein.

Fazit:

Das Rock Hard Festival wird immer besser. Die Veranstalter konnten schon wieder hochkarätige Bands verpflichten und dem Festival den Ruf des kleinen, aber feinen Pflichttermins im Metallerkalender endgültig anheften. Nächstes Jahr Rock Hard Festival? Definitiv!

http://www.Rockhardfestival.de

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