Geschrieben von Helge Dienstag, 02 Juli 2013 20:24
Owl - Interview zu "You Are The Moon, I Am The Night" mit Christian Kolf
Christian Kolf vom Musiker-Kollektiv "Zeitgeister" scheint nie genug zu bekommen. Gerade erst hat er mit seiner Band VALBORG ein großartiges viertes Album veröffentlicht, da folgte Anfang Juni "You Are The Moon, I Am The Night", der zweite, nicht minder gut gelungene Output seines Death Metal-Projekts OWL. Im Interview erzählt er, was das Besondere an OWL ist, wie Magie zwischen Musikerkollegen entsteht und was in Zukunft bei ihm ansteht.
Die Reaktionen auf das zweite OWL-Album waren größtenteils sehr positiv. Bist du selbst auch zufrieden?
So zufrieden war ich schon lange nicht mehr. Die erste Scheibe lief noch so nach dem Motto „ich mach mal einen auf brutal“. Die zweite war dann eher losgelöst, da war die erste Scheibe die Inspiration.
Losgelöst im Sinne von "ohne Plan"?
Ja. Anfangs wollte ich nur eine EP mit zwei Songs machen, die habe ich im Dezember 2011 geschrieben. Die lagen dann rum, und im März 2012 hab ich dann noch einen Song gemacht, „Memories Of Dead Dreams“, und der hat auch gut da rein gepasst. Das lief alles ganz natürlich und entspannt, und auch die Lyrics flossen einfach so. Letztendlich hab ich das dann mit Patrick (Schroeder, Drums) zusammen gemischt und danach mastern lassen. Dann kam mir noch die Idee, die Verpackung selbst zu machen. Ich habe die CDs separat pressen lassen und die Verpackung zu Hause selbst zusammen gebaut.
Alles in Handarbeit.
Dadurch hatte ich das Gefühl, mit der CD noch Kontakt zu haben. Das ist was anderes, als wenn man einen Karton mit fertigen CDs bekommt – dann denke ich mir oft: Ab ins Regal damit, das war es jetzt. Das war hier anders. Ich habe das Album auch nachdem es fertig war noch oft gehört und gemerkt: Da bin ich total zufrieden mit.
Du bist in einigen Projekten aktiv. Was ist das Besondere an OWL, was bedeutet es dir?
Es ist das erste Projekt, das ich alleine mache. Zwar mit Patrick zusammen, aber es ist mein Projekt. Da habe ich alles in der Hand, kann alles schreiben und alles selbst entscheiden. Das macht viel Spaß, und dass es so gut läuft, ist eine schöne Bestätigung. Mit OWL lebe ich auch eine gewisse Seite aus, die ich in meinen anderen Projekten nicht einbringen kann.
Ein-Mann-Projekte gehen ja gern mal in die Hose. Was machst du anders?
Keine Ahnung. Es gibt bestimmt Leute, die finden, dass es bei mir auch in die Hose gegangen ist. Ich mache das für mich, obwohl das natürlich viele andere auch sagen. Aber ich habe da einfach Spaß dran. Das erfüllt mich. Ich höre auch oft meine eigenen Aufnahmen, beim Autofahren oder bei der Arbeit. Und ich habe viel eigene Musik, die ich geschrieben habe, ohne sie aufzunehmen. Das ist dann einfach Musik, die ich mir selbst anhöre.
Welchen Einfluss haben andere auf den Sound von OWL?
Patrick Schroeder hat schon einen starken Einfluss. Er hat die Drums produziert und die Platte gemischt. Das ist seine eigene Note, mit meiner Zustimmung sozusagen.
Hat er auch Anteil an der Musik, am Schreiben?
Nein. Das mache ich ganz alleine. Aber was heißt das schon: Ich arrangiere zwar Gitarren, aber wenn Drums dazu kommen, prägt das die Musik total mit. Zumal wir bei OWL einen völlig freien Ansatz haben. Patrick hat sich die Musik, bevor wir die Drums aufgenommen haben, gar nicht großartig angehört.
Du hast ihm das Material gezeigt und er hat direkt dazu gespielt?
Ja. Manchmal haben wir auch direkt den ersten Take verwendet. Patrick kennt die Muster, nach denen ich Musik schreibe und spielt seine Styles dazu, während die Aufnahme läuft. Das ist eine Mischung aus Jazz, „drauf geschissen“ und Magie.
Wie lange hast du für das Album insgesamt gebraucht?
Zum Schreiben der Lieder, ohne die Arrangements, habe ich pro Song einen Abend gebraucht. Dann bin ich nochmal an die Arrangements gegangen, habe den Bass aufgenommen und Synthesizer-Sounds gemacht. Das waren dann auch immer wieder ein paar Abende. Letztes Jahr im Sommer habe ich dann an zwei Nachmittagen die Vocals aufgenommen. Für die Drums haben wir zwei Tage gebraucht. Dann noch mischen und mastern…
Wenn man das alles zusammen nimmt, kommen nur ein paar Wochen zusammen. Warum hat es anderthalb Jahre gedauert bis zur Veröffentlichung?
Weil ich es nebenbei mache. Ich habe zwar den Anspruch, den ganzen Prozess mal zu beschleunigen. Aber es ist wichtig, dass man den Abstand zu den einzelnen Sessions hat.
Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit deinen beiden Gastmusikern, Karl Sugin (Danishmendt) und Markus Siegenhort (Lantlôs)? Welchen Anteil haben die an der Platte?
Karl, der am Ende vom ersten Song die Vocals macht, hat insofern Einfluss gehabt, als dass er die Texte geschrieben und seine Gesangslinie gewählt hat. Markus Siegenhort kenne ich schon ein, zwei Jahre. Es war mal der Plan, dass er die Platte mischt. Er meinte dann, dass der Bass, den ich aufgenommen hatte, nicht bassig genug sei. Deshalb habe ich ihn gefragt, ob er nicht Bock hätte, den Bass einzuspielen. So hat sich das ergeben.
Du hast das Album in einer Auflage von 111 Stück veröffentlicht. Warum so wenig?
Das hatte zum einen finanzielle Gründe. Zum anderen finde ich es schöner, wenn man weiß: Wenn die CDs weg sind, dann haben 111 Menschen dieses Produkt, das kein anderer mehr haben kann. Gerade in einer Zeit, in der Musik eh nicht mehr so viel Wert ist. Außerdem glaube ich, dass meine Zielgruppe entweder mp3s oder Vinyl hört. Durch diese kostensparende Auflage versuche ich auch etwas Geld zu sammeln, damit ich irgendwann mal Vinyl machen kann.
Wie wichtig ist die Verpackung für deine Musik?
Ultra-wichtig. Das muss immer stimmen und gut aussehen. Es gibt nichts Schlimmeres, als schlecht gestaltete CDs. Das ist auch wichtig für Zeitgeister insgesamt, für jedes einzelne Projekt. Die Gestaltung soll zeigen, dass wir das ernst nehmen.
Gibt es eigentlich eine Chance, OWL mal live zu sehen?
Mit dem Material der ersten zwei Alben: erst einmal nicht. Das wäre zu aufwändig, das live-tauglich zu machen, die Leute zusammenzutrommeln, zu proben und Gigs zu organisieren. So etwas mache ich mit VALBORG, das ist eine richtige Band und deshalb weniger Aufwand.
Aber könnte es mit zukünftigem Material was werden?
Ich habe jetzt schon die dritte Platte in Planung, da steht das ganze Material schon. Das sind alles Lieder, die ich in den letzten zwei, drei Jahren geschrieben habe. Die Songs sind auf jeden Fall live-tauglicher.
Wie klingt denn das Material für das dritte Album?
Es sind kürzere Songs. Und die sechs Lieder sind alle unterschiedlich, haben ihre eigene Stimmung. Das wird also recht abwechslungsreich. Da sind zwei richtig fette, epische Nummern dabei, da freue ich mich schon total drauf, die aufzunehmen und rauszubringen, da bin ich richtig begeistert von. Ich hoffe, dass wir dieses Jahr schon die Drums dafür aufnehmen können.
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