Geschrieben von Mittwoch, 16 Mai 2007 17:21

Dying Fetus - Interview mit Sänger / Bassist Sean Beasly

dying fetus

Glatt rasiert stellt sich mir Sean Beasly vor. Mit seiner Band DYING FETUS hat er mit "War Of Attrition" kürzlich nicht nur ein hoch gelobtes Studioalbum auf den Markt geworden, sondern bringt den Krieg auch in diverse Veranstaltungsorte. Grund genug also für mich, an einem kleinen Cocktailtisch ein paar Fragen zu stellen, die mir auch extrem gut gelaunt beantwortet wurden.

Die Frage mag zwar inzwischen schon etwas häufiger gekommen sein, doch: "War Of Attrition" – ein weiterer Schritt in Richtung Death Metal, weg vom Grindcore?

Ja, das geht eher in diese alte Richtung. Wir stürmen wieder durch das Album, ich denke, das kann man behaupten, ja.

Was ist interessanter an Death Metal – oder wie auch immer man Eure neue Richtung nennen will? Wird Grindcore langweilig oder schränkt es euch als Musiker ein?

Ich denke, man kann behaupten, dass Grindcore in der Tat irgendwann langweilig wird. Die Bands versuchen mit der Zeit immer nur noch schneller und schneller zu spielen, zählen ihre Schläge in der Minute und versuchen, es auf eine noch extremere Ebene zu treiben. Die Devise ist nur noch schneller, schneller, schneller. Wir hingegen versuchen, auch den Groove zu berücksichtigen.

Welche Argumente waren denn ausschlaggebend für das Schreiben der inzwischen weniger politischen Texte?

Die Gründe waren hauptsächlich, unser Themenspektrum zu erweitern, sodass wir nicht in die Ecke gedrängt werden als eine politische Band. Wir wollen nicht, dass die Leute mit dieser Erwartungshaltung losziehen und unser Album kaufen. Es wird ja immer noch ein Haufen Politisches aufgegriffen, doch kamen auch neue Themen hinzu. Das ist eigentlich genau die Richtung, wie wir alle uns das gewünscht haben. (lacht)

Siehst du DYING FETUS denn als eine politische Band?

Nein, nicht wirklich. Ich bin ja das einzige Gründungsmitglied in der Band, und wir wollten hauptsächlich intelligente Texte. Intelligente Texte abseits des Gore. Manche waren dann eben über Mord und Totschlag, manche waren intelligent und manche waren eben witzig ... wir sind da recht offen.

Es gab ja eine Menge Wechsel in der Besetzung. Kannst du in ein paar Sätzen zusammenfassen, wie es zu diesem Chaos kam?

Nachdem das Album "Destroy The Opposition" herauskam – davor gab es ja auch schon einige Wechsel (lacht) – war wohl die große Verwirrung vollkommen. 2001 verließ Jason die Band, um wieder auf eine Schule zu gehen; es war wohl nicht das, was er weiter machen wollte. Dann gingen eben auch Voyles und Talley, sodass unsere Besetzung von Grund auf anders war. 

Ich denke, das Geheimnis, eine Death Metal-Band zusammenzuhalten, liegt im Geld – denn davon macht man einfach nicht genug. Verglichen mit Rockbands müssen wir immer noch nebenher arbeiten und viel touren, und das ist nicht jedermanns Sache. Das war dann auch der Grund für unsere eineinhalbjährige Pause: Die Suche nach einem neuen Schlagzeuger, das Schreiben des Albums und all so etwas eben. Ich hoffe, dass das deine Frage beantwortet. (lacht)

Allerdings! Teilt ihr denn die ethischen Ansichten mit "Cattle Decapitation", da ihr ja mit ihnen tourt?

Nein, überhaupt nicht. (lacht) Alle von uns essen Fleisch. Wären wir nicht dazu bestimmt, Tiere zu essen, wären sie wohl kaum aus Fleisch! (lacht)

Welche Bands sind denn deiner Meinung nach überbewertet heutzutage?

Überbewertet? Hm ... ich würde nicht sagen überbewertet, ich würde sagen overhyped. Viele Bands sind overhyped, was dann natürlich von einem guten Management und einem guten Label ausgeht. Namentlich nennen will ich da aber keine. (lacht)

Hört ihr tagsüber auf der Tour Musik oder genießt ihr auch mal die Stille?

Wir hören schon Musik, versuchen das aber so gut wie möglich zu mischen – nicht unbedingt nur Metal. Da ist auch ein Unterschied zwischen Europa und den Vereinigten Staaten, denn dort fahren wir ja sehr viel und lange, sodass wir dort auch viel mehr Musik im Bus hören.

Die Frage solltest du vielleicht nicht allzu ernst nehmen, aber in bezug auf Euren Bandnamen: Bist du für oder gegen Abtreibung?

Ich persönlich bin für die freie Entscheidung. (lacht) Aber eigentlich ist es ja auch nicht mein Problem, sodass ich mich nicht wirklich damit beschäftige.

Du wirst kaum schwanger werden ...

Genau! (lacht)

Und was wäre sonst noch zu sagen? Was willst du noch loswerden?

Wir wollen allen danken, die heute Abend herkommen und sind wirklich froh, wieder hier zu sein! Vielen Dank!

Kurze, knappe und heitere Minuten später war die Sache auch schon erledigt. Der brünette Hüne kritzelte gut gelaunt noch folgende Zeilen nieder, verschwand dann aber im Backstage-Bereich.