Geschrieben von Samstag, 20 April 2013 21:25

Amaranthe, Stratovarius & Seven Kingdoms - Grünspan / Hamburg

29.03.2013 - Hamburg: Es ist Karfreitag, der Osterhase hoppelt verwirrt durch den Schnee und versteckt bunte Eier. Ich verschenke Schokoweihnachtsmänner, und wie wir es von den Pinguinen gelernt haben, ist es in einer Gruppe wärmer, also ab in den Club, um Frostbeulen entgegenzuwirken. Beim Aufwärmen behilflich sind STRATOVARIUS, AMARANTHE und SEVEN KINGDOMS.

Letztere sind als Special Guest an Bord und haben die wichtige Aufgabe, uns in Stimmung zu bringen. Das scheint auch kein Problem zu sein, Frontdame Sabrina Valentine (so ein schöner Name) und ihre tapferen Recken können das Publikum sehr schnell für sich begeistern. SEVEN KINGDOMS spielen astreinen Powermetal mit Sabrina als Sängerin an vorderster Front. Die Band ist gut aufgelegt und schafft es, mittels mitreißender Melodien und viel Spielfreude das Publikum ganz für sich zu gewinnen. Die Nackenmuskulatur wird aufgewärmt und nach jedem Song wird ausgiebig gejubelt. Die Gitarristen Camden und Kevin geben alles und scheuen nicht davor zurück uns zu zeigen, was sie drauf haben. Nach kurzen 20 Minuten verlassen SEVEN KINGDOMS auch schon wieder die Bühne und schaffen Platz für AMARANTHE.

Vom sonnigen Florida geht es in die Möbelhochburg Schweden. Nach einer gefühlten Ewigkeit ist es auch so weit: Das Licht geht aus, das Intro ertönt und vor der Bühne wird es auch allmählich enger. Unter großzügigem Applaus werden AMARANTHE in Empfang genommen und fangen ohne weitere Verzögerungen mit „Invicible" vom neuen Album an. Der Sound ist leider noch nicht ganz optimal, aber das bessert sich nach einiger Zeit. Vor der Bühne geht zwar noch nicht die Post ab, umso fetter ist der anschließende Applaus nach den Songs. Shouter Andy ist anscheinend zu Hause geblieben, auf der Bühne steht dafür Henrik von SCARPOINT und macht eine super Figur.

Anschließend zünden AMARANTHE eine Bombe mit „Leave Everything Behind", ordentlich Feuer wird hier geboten und die Meute dankt. Sängerin Elize präsentiert stolz ihr neustes Winteraccessoire – eine schnieke Hamburg-Mütze mit Bommeln. So macht man sich Freunde. Spätestens bei „1 000 000 Lightyears" ist kein Halten mehr und es wird ausgiebig gefeiert, die Mischung aus Pop und Metal kann voll punkten und die vielen Fans singen begeistert jede Zeile lautstark mit. Anschließend darf sich Drummer Morten austoben und unter lautem Applaus geht es mit „Serendipity" weiter. Das Intro wird gespielt, Jake ist super zu hören, Elize hat anfangs etwas damit zu kämpfen, gehört zu werden.

Der Stimmung tut dies keinen Abbruch und die Meute geht ordentlich mit. Die Sänger legen sehr viel Gefühl und Kraft in den Song, anschließend nimmt Olof das Ruder in die Hand und gibt Vollgas an der Klampfe, diese wird zwecks Posing in die Luft gerissen. Fäuste werden emporgestreckt und die Bude ist am Kochen.
Da der Band unser Wohlbefinden am Herzen liegt, überprüft Shouter Henrik dies anhand unserer Lautstärke. Können wir Bochum übertreffen? Mit Leichtigkeit, nach kurzen Startschwierigkeiten brüllen wir ihn von der Bühne.

Vielleicht nimmt er auch nur Anlauf, um mit „My Transition" zum Rundumschlag auszuholen. Das funktioniert prima, Fäuste werden emporgestreckt und die Matten ordentlich geschüttelt. Das Trio am Mikro macht eine ausgezeichnete Figur und heizt uns abwechselnd immer wieder an, noch mehr Feuer zu geben.

Es wird ein gesunder Mix aus alten und neuen Titeln gefahren. Nach „Infinity" folgt die starke Ballade „Burn With Me". Treibende Riffs und sehr viel Gefühl lassen eine angenehme Atmosphäre aufkommen. Das anschließende „Mechanical Illusion" lässt uns höher springen, es wird nicht nur im Takt gebangt, sondern auch tüchtig gehüpft. Die Meute ist völlig aus dem Häuschen. Anschließend folgt ein erbitterter Wettbewerb zwischen der linken und rechten Besucherhälfte, lässig moderiert von Shouter Henrik brüllen wir ihn abwechselnd von der Bühne.

Zeit für ordentlich Dampf, wummernden Bass und fette Riffs. „Rain" lässt unsere Herzen höher schlagen, sorgt für ordentlich Party und der butterweiche Refrain wird lautstark mitgesungen. Henrik ist bei diesem Song in Höchstform und gibt Vollgas auf der Bühne. Getoppt wird das Ganze nur noch, als das Intro zu „The Nexus" ertönt. Es wird gebangt, was das Zeug hält, ein wenig gemosht und ordentlich gefeiert. So gehört sich das, absolut geil! Wir jubeln auch nach dem Ende weiter, die ganze Pause durch, bis anschließend „Afterlife" für ordentlich Bewegung vor der Bühne sorgt. Während der ganze Saal tüchtig mitklatscht, erhält Elize eine Rose aus der ersten Reihe und nimmt diese hocherfreut entgegen. Anschließend lässt die Band Elize und Olof allein auf der Bühne zurück.

Olof legt seine Gitarre an die Seite, stellt sich ans Keyboard und performt mit Elize „Amaranthine". Klassisch und schön. Nächstes Mal reckt sich Elize im roten Abendkleid auf einen schwarzen Flügel. Nachdem die ersten Verse gespielt sind, stößt die Band hinzu, Riffs ergänzen das Gesamtbild und Jake und Henrik steigen mit ein. „Be my Amaranthine" – wir sind textsicher und singen gemeinsam mit AMARANTHE durch diesen wunderschönen Song.

Jake meldet sich zu Wort, wobei sich sein Deutsch auf „Scheiße geil!" beschränkt und verkündet, dass wir noch einen Song vor uns haben. Dann machen wir Metal-Disco mit „Call Out My Name" und lassen es noch mal so richtig krachen. Wer bei der ausgiebigen Action noch Luft hat, singt lautstark mit und feiert die Band unerbittlich ab. Weiter geht es dann mit „Automatic" und den krönenden Abschluss macht schließlich „Hunger": Disco und Party pur, so macht das Spaß! Jake spielt mit Olofs Pedals und verpasst glatt seinen Einsatz. Unter lautem Applaus verneigen sich AMARANTHE und gehen von der Bühne. Als Outro dient „Amaranthine" in einer Akustik Version, auch das wird lautstark vom Publikum mitgesungen.

Setlist AMARANTHE

Invincible
Leave Everything Behind
1.000.000 Lightyears
Enter the Maze
Serendipity
My Transition
Infinity
Drum Solo
Burn With Me
Mechanical Illusion
It's All About Me (Rain)
The Nexus
Afterlife
Amaranthine
Call Out My Name

Automatic
Hunger

Aber Moment, eine Band haben wir doch noch. Es wird spürbar leerer im Club, obwohl STRATOVARIUS nach kurzer Umbauzeit bereits auf der Bühne stehen. Aus Finnland kommen nicht nur robuste Handys, sondern auch handfester Powermetal. Die Jungs geben nach dem Intro ordentlich Vollgas und legen eine grandiose Performance hin, allen voran Sänger Timo. Die ganze Band strahlt, als hätte sie den ganzen Tag Gummibärchen gegessen und Red Bull getrunken. Timo lässt keine Rockstar-Pose aus und feuert die Meute immer wieder an. Das ist nicht mal nötig, wir fressen ihm sowieso blind aus der Hand. Wer nicht gegangen ist, hat auch Interesse daran, STRATOVARIUS zu sehen und gebührend zu feiern. Dementsprechend gut ist die Stimmung. „Unbreakable" vom neuen Album „Nemesis" bildet den Opener, mit mächtig viel Dampf und Tempo. Ohne Pause geht es mit „Speed Of Light" gleich weiter und hält das Tempo aufrecht.

Im Schimmer seiner gelben Quietscheenten haut Keyboarder Jens mächtig in die Tasten, das sieht nicht nur ulkig aus, sondern klingt auch ordentlich. Da sind die fetten Gitarrensoli nur die Kirsche auf dem Sahnehäubchen. „Halcyon Days" vom neuen Album nimmt etwas das Tempo raus und bei „Eternity" ist leider die Luft raus. Der Track ist eigentlich ziemlich geil, nur leider fehlt ein wenig die Lust, mitzumachen und die Band ordentlich zu befeuern.

Bevor es mit „Dragons" weitergeht, tobt sich Drummer Rolf ordentlich aus. Ich geselle mich in der Zwischenzeit an die Bar und schaue mir die Show gemütlich aus den hinteren Reihen an. Es liegt sicher nicht an STRATOVARIUS, aber die Stimmung ist etwas – naja, zäh. Hier und da wird die Faust emporgestreckt und mitgesungen, vereinzelt auch gebangt. Der Applaus nach jedem Song ist ordentlich.

Ganz gemächlich riffen sich STRATOVARIUS durchs Set. Im Powermetal darf selbstverständlich ein ausgedehntes Basssolo nicht fehlen, und so legt Bassist Lauri los, schafft es jedoch nicht, die verhaltene Stimmung anzuheizen. Das gelingt dann eher mit „Stand My Ground", welches ein wenig aus der Reihe tanzt und für Abwechslung sorgt. Die Metalheads sind wieder hellwach und feiern mit der Band. STRATOVARIUS haben es heute nicht leicht und stehen doch irgendwie im Schatten von AMARANTHE. Mit „Black Diamond" wird das Gaspedal noch mal durchgedrückt, die Matten werden ordentlich geschüttelt und es wird mitgesungen – alte Songs rocken einfach mehr.

Das Licht geht aus und STRATOVARIUS verlassen die Bühne, lassen uns aber nicht im Dunkeln stehen und erbarmen sich noch für zwei weitere Nummern. Den Anfang macht „Forever" – vereinzelt sind Feuerzeuge zu sehen, mir wäre eine Nummer mit mehr Dampf als Zugabe aber lieber gewesen. Das übernimmt dann „Hunting High And Low". Die Meute gibt noch mal alles und sichtlich zufrieden entlassen uns STRATOVARIOUS in die kalte Osternacht.

Setlist STRATOVARIUS

Unbreakable
Speed of Light
Halcyon Days
Eternity
Dragons
Fantasy
Eagleheart
Stand My Ground
Black Diamond

Forever
Hunting High and Low