Geschrieben von Donnerstag, 28 Dezember 2017 23:43

Ruhrpott Metal Meeting 2017 - Der Bericht mit Galerie

In der Turbinenhalle Oberhausen findet man sich als Metaller im Einzugsbereich des Ruhrpotts mit gewisser Häufigkeit ein. Natürlich auch zum mittlerweile etablierten Ruhrpott Metal Meeting, mit einem starken Line-Up als verfrühtes Weihnachtsgeschenk. Das zweitägige Hallenfestival kann in diesem Jahr pünktlich zum zweiten Adventswochende neben hochwertigen Bands auch sehr weihnachtliches Wetter auffahren.

Frau Holle schüttelt ihre Kissen zu Death und Thrash Metal

Eröffnen dürfen SAVAGE MESSIAH. Während Frau Holle draußen ihre weiße Partylaune voll auslebt, gibt die Londoner Thrash-Truppe den zahlreicher werdenden schwarzen Gestalten einen guten Vorgeschmack auf das, was das Wochenende noch zu zu bieten hat. Eine gut Show mit solidem Thrash, um im wahrsten Sinne des Wortes warm zu werden.

Nach SAVAGE MESSIAH kommen die Finnen von WOLFHEART, um alle daran zu erinnern, dass man bei dem Wetter auch in eine Winterdepression fallen kann. Wie man mit der Musik so gute Stimmung zaubern kann, ist mir immer noch ein Rätsel – aber ganz offensichtlich klappt das trotzdem wunderbar.

DESERTED FEAR dürfen dann nachlegen. Der klassiche Death Metal und die thüringischen Ansagen sind zwar ein deutlicher Kontrast, aber die Jungs haben das Publikum schnell auf ihrer Seite. Nach WOLFHEART ein angemessener Weckruf, sind doch die meisten für Feierabend und Wochenendstimmung angereist und nicht für Frost und Dunkelheit.

Mit INSOMNIUM geht's in eine ähnliche Richtung weiter. Wenn man sich umschaut und umhört, gehören die Finnen mit ihrem Melodic Death zu den gefragteren Bands des Abends. Definitiv nicht umsonst. Während draußen Frau Holle ihr Bestes gibt, damit sich die Truppe wie zu Hause fühlen kann, wird das auf und vor der Bühne schon voll ausgelebt. Sicher ein Höhepunkt eines starken ersten Tages.

Weiter geht es mit den vermutlich ebenso im Schneechaos wie bühnenerfahrenen New Yorkern von OVERKILL. Und mit dem aufgewärmten Pott-Publikum haben sie leichtes Spiel. Thrash hat man hier im Blut und OVERKILL wissen genau, wie man es in Wallung bringt. Routiniert und doch noch lange nicht müde wird durch fast drei Dekaden Thrash-Geschichte gestürmt, das feiernde Publikum dicht auf den Fersen. Beste Freitagabend-Unterhaltung.

Zum Abschluss des Freitags gehen dann, mit länglichem Namen aber sehr kurzweiliger Show, MAX & IGOR CAVALERA RETURN TO ROOTS auf die Bühne. Der Name sagt eigentlich schon alles, was es zu sagen gibt und die beiden ex-SEPULTURA Brüder können halten, was sie damit versprechen. "Roots" in fast voller Länge mit gelungenen Zugaben, mit Überzeugung und Inbrunst vorgetragen. Viel mehr kann man eigentlich nicht erwarten. Und so klingt der erste Abend des winterlichen Ruhrpott Metal Meetings mit brasilianischem Feuer und viel guter Laune aus.

Frühstück mit Death Angel

Am Samstag Nachmittag geht es dann auf zwei Bühnen weiter. Auf der Flöz Stage findet sich eine beachtliche Auswahl an Bands ein, die bei besserem Wetter fast zu Fuß anreisen könnten. Die Ruhrpott Stage fährt dagegen, wie bereits am Freitag, die großen Namen mit weitem Anfahrtsweg auf. WIZARD, UNIVERSE, ERAZOR, PHANTOM CORPORATION, DESPAIR und ONKEL TOM ANGELRIPPER sind zwar ein gutes Programm für die Flöz Stage – allerdings für mich persönlich nicht genug Grund, um mich von der Ruhrpott Stage loszureißen.

Los geht es da mit DEATH ANGEL, die mit Bay-Area-Thrash schon zu Anfang die erstens Pits aufs Parkett zaubern. Als erster Teil der aktuell tourenden Dreierkombo mit ANNIHILATOR und TESTAMENT ein angemessener Einstieg in den Tag. Die 45 Minuten Spielzeit des Eröffnungsslots sind ein bisschen kurz, um die Energie aufzunehmen, die die Kalifornier auf die Bühne bringen. Das Publikum ist jedenfalls schon nach der ersten Nummer warm gelaufen.

Als nächstes dürfen GLORYHAMMER über Hämmer singen, und bis auf anfängliche Tonprobleme gelingt der Genreschwenk reibungslos. Die Pits gehen weiter, es wird zum Bierholen crowdgesurft und alles textsicher mitgesungen. Auf der Bühne wird wie immer angemessen kostümiert und mit viel Theatralik die Weltraumoper begangen. Und wären ALESTORM nicht in Südamerika, wäre nicht einmal das Zargothrax Doppelgängerkonstrukt namens Mike aufgefallen.

Mit ORDEN OGAN wird dann im Wilden Westen weiter gefeiert. Die Sauerländer sind, wie jeder Programmpunkt am Samstag, eigentlich immer eine sichere Wette und haben eine solide Songauswahl mitgebracht. Nach 50 Minuten Mitsingen und Headbangen ist der Power-Metal-Teil des Tages dann vorbei und lässt ein euphorisches Publikum zurück.

Das wissen sich ANNIHILATOR zu Nutze zu machen. Die Truppe um Jeff Waters ist von Anfang an voll da und das Thrash-erprobte Pottpublikum schaltet sofort wieder in den Pit-Modus, um den Kanadiern ihre Gastfreundschaft zu zeigen.

Wenn man bisher Haare spalten musste, um etwas auszusetzen, gibt es mit DORO den ersten kleinen Kritikpunkt. Nicht an DORO selbst, denn die liefert wie von Ralf Richter (für Autogrammstunde anwesend) angekündigt wie immer eine solide Show. Aber musikalisch passt sie heute irgendwie nicht ganz zwischen die beiden Thrash-Bands. Und während sie einen guten Teil des Publikums mitreißen kann, hat man doch den Eindruck, dass viele mangels Alternativprogram auf der zweiten Bühne zum Gucken gekommen sind.

Mit TESTAMENT als Headliner schließt sich dann die Bay-Area-Klammer um den Tag. Ein klimatisch bedingter Nachteil ist gegenüber ihren kanadischen Tourbegleitern nicht festzustellen, und so wird das immer noch feierwütige Publikum ein letztes Mal aufgepeitscht, bevor sich das Ruhrpott Metal Meeting musikalisch dem Ende neigt.

Ein gemütliches, vorweihnachtliches Festival

Viele große Namen im kleinen Rahmen – da kann man eigentlich schwer dran vorbei gehen. Das Ruhrpott Metal Meeting hat sich über die letzten Jahre langsam zum festen Kalenderpunkt etabliert und dieses Jahr hat es keinen Anlass gegeben, warum sich daran was ändern sollte. Im nächsten Jahr gerne wieder.

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