Orden Ogan - Final Days Tipp

Orden Ogan - Final Days

Vier Jahre nach „Gunmen“ melden sich die deutschen Power-Metaller ORDAN OGAN, durch die Pandemie etwas verspätet, mit ihrem sechsten Studioalbum „Final Days“ zurück. Nachdem die Formation aus Nordrhein-Westfalen auf „Gunmen“ den Wilden Westen unsicher machte, nimmt das Quintett seine Hörer:innen auf „Final Days“ nun mit in eine dystopische Zukunft á la „Cyberpunk 2077“.

Die Zukunft ist elektronisch

Der Ausflug in diese cyberpunkige Zukunft beginnt mit dem Song „Heart Of The Android“ (der ganz nebenbei den inneren Star-Trek-Fan der Redakteurin unweigerlich an den Androiden LtCmdr Data erinnert). Der Song sollte bei Fans schon recht bekannt sein, da er zu den drei Singleauskopplungen gehört. Wer ihn jedoch nicht kennt, kann sich auf einen packenden Track mit Ohrwurmfaktor im ORDEN OGAN-Stil freuen.

Die allererste Singleauskopplung „In The Dawn Of The AI“, die bereits im Juli 2020 erschien, kommt mit einem eingängigen Power-Riff um die Ecke. Durch den gezielten Einsatz elektronischer Klänge, Stimmverzerrer und weiterer futuristischer Klänge vermittelt der Song nun endgültig das Gefühl, in einer fernen Zukunft gelandet zu sein.

„Inferno“ heißt der dritte Song, der als bisher letzte Singleauskopplung vor einigen Wochen erschien. Es geht zunächst elektronisch-industrialmäßig los, bevor ORDEN OGAN mit einem kräftigen „We’re gonna burn it down!“ den Song beginnen und die Kurve wieder zum Power Metal schlagen. Leider driftet der Song im Refrain in eine etwas poppige, an SKILLET erinnernde Richtung ab und es stellt sich die Frage, ob den Arnsbergern die Härte nicht doch etwas verloren gegangen ist.

Der erste Song auf „Final Days“, der nicht bereits vorab erschienen ist, ist „Let The Fire Rain“. Klanglich ist der Track zwar nicht unbedingt sehr spektakulär, lässt jedoch Raum für viel potenzielle Publikumseinbindung live. Allgemein ist davon auszugehen, dass die meisten Songs des Albums gut live funktionieren werden und der ein oder andere auch zum Publikumsliebling werden kann.

Weiter geht es mit der ersten Kollaboration des Albums. Für „Interstellar“ haben sich ORDEN OGAN Unterstützung in Form eines Gitarrensolos von Gus G. (FIREWIND, OZZY OSBOURNE) geholt. Neben dem wirklich exzellenten Solo von Gus G. hat der Song einen Spaß machenden Refrain und ein paar starke Textzeilen zu bieten.

Wenig Entwicklung, mehr Produktion

Die zweite Albumhälfte beginnt ruhig mit einer Ballade. Bei „Alone In The Dark“ ist neben Sänger Sebastian „Seeb“ Levermann auch Ylva Eriksen (BROTHERS OF METAL) zu hören. Für Balladenfans wahrscheinlich das Highlight des Albums, für alle anderen ein potenzieller Skip-Song. Musikalisch kommt der Song aus dem Klischee der kitschigen Power-Metal-Ballade nicht heraus und textlich ist er leider auch nur ein weiteres generisches Liebeslied. Man muss ORDEN OGAN hier jedoch zugutehalten, dass Ylva Eriksen als Duett-Partnerin sehr gut gewählt ist und stimmlich super mit Sänger Seeb harmoniert.

Mit „Black Hole“ geht es ähnlich wie zu Beginn des Albums schnell und elektronisch weiter. Der Ohrwurmfaktor wie am Anfang ist hier zwar nicht wirklich gegeben, dafür wartet der Song mit einigen sehr gut gespielten Soli der Gitarrenabteilung auf.

„Absolution For Our Final Days“ ist wohl der Song, der einem Titeltrack am nächsten käme. Am besten lässt sich der Track wohl als typischer ORDEN OGAN-Song beschreiben, der was den Kultstatus angeht schon bald in die Reihen von „Gunman“, „Things We Believe In“ und „F.E.V.E.R“ aufgenommen werden könnte.

Mit großen Schritten nähert sich das Album seiner Zielgeraden und bevor ORDEN OGAN mit „It Is Over“ noch mal einen Rausschmeißer in feinster Power-Metal-Manier heraushauen, wird es noch einmal futuristisch. „Hollow“ mag zunächst wieder sehr elektronisch beginnen, entwickelt sich aber schon nach wenigen Sekunden zu einem epischen Headbanger mit einigen choralen und orchestralen Einflüssen (die wiederum auch bei „It Is Over“ beibehalten werden). Musikalisch ein klarer Favorit!

Nicht unerwähnt bleiben soll an letzter Stelle noch das sehr hohe Produktionsniveau der Scheibe. Im Vergleich zum Vorgänger "Gunmen" hat sich Sänger und Produzent Seeb um mindestens 150 Prozent gesteigert – ohne dass die Musik an irgendeiner Stelle leidet.

Fazit

ORDEN OGAN haben schon zu Beginn ihrer Karriere die Messlatte ordentlich nach oben gelegt und setzen sie mit jedem Album noch ein kleines Stück höher. Da stellt sich unwillkürlich die Frage, wie das Quintett sich noch steigern will. „Final Days“ ist ein leichtgängiges Album, das Spaß macht. Wer den klassischen ORDEN OGAN-Sound mag, wird hier voll auf seine Kosten kommen. Wer eine größere Entwicklung zum Vorgängeralbum erwartet hat, wird leider enttäuscht. Abzüglich einiger weniger Kritikpunkte aber dennoch ein absolut gelungenes Album.

Songempfehlungen

  • Hollow
  • In The Dawn Of The AI
  • Absolution For Our Final Days

Trackliste:

  1. Heart Of The Android
  2. In The Dawn Of The AI
  3. Inferno
  4. Let The Fire Rain
  5. Interstellar (feat. Gus G.)
  6. Alone In The Dark (feat. Ylva Eriksson)
  7. Black Hole
  8. Absolution For Our Final Days
  9. Hollow
  10. It Is Over

ORDEN OGAN sind:

Seeb Levermann – Vocals
Nils Löffler – Guitar
Patrick Sperling – Guitar
Steven Wussow – Bass
Dirk Meyer-Berhorn – Drums