Geschrieben von Donnerstag, 17 Januar 2019 13:33

Solstafír, Kontinuum, Louise Lémon - Der Bericht aus dem Salzhaus Winterthur

Winterthur 04.12.2018 – Im Salzhaus in Winterthur werden schon seit mehreren Dekaden nur noch haushaltsübliche Mengen Salz gelagert. Die freigewordenen Flächen des 1996 umgewandelten alten Salzlagers am Bahnhof der Stadt bieten mittlerweile eine gemütliche Lokalität für Konzerte. Das rustikale Umfeld, das dank niedriger Holzdecke ganz ohne Traversen für die Technik auskommt, wirkt wie geschaffen für einen gemütlichen, vorweihnachtlichen Islandabend. Für SOLSTAFIRS einziges Konzert in der Schweiz ist das Salzhaus allerdings ein wenig zu gemütlich, die 600 Plätze scheinen voll genutzt zu werden.

Louise Lémon

Zum entspannten Einstieg haben SOLSTAFIR sich LOUISE LÉMON aus Schweden eingeladen. Mit beeindruckender Stimme und ordentlichem Blues-Einschlag darf sie zur Einstimmung einheizen. Das Publikum ist zwar zu Beginn etwas skeptisch, aber alle, die sich nicht von der Musik in ein sanftes, gefesseltes, rhythmisches Schaukeln versetzen lassen, freuen sich über die Gelegenheit, sich durch die Bierkarte des Salzhauses zu probieren.

Kontinuum

Mit KONTINUUM gibt es dann den Einstig in den Isländischen Teil des Abends und man könnte den Eindruck bekommen, dass Isländer einen leichten Hang zu düsterer, melancholischer Musik haben. Stilistisch sind KONTINUUM deutlich schwerer festzunageln als LOUISE LÉMON, es scheint da ein gewisser Hang zum Experimentieren zu bestehen.

Mit drei Gitarren hat man aber vermutlich auch keine andere Wahl, als gelegentlich etwas komplexer und progressiver zu werden, wenn man sich nicht die Frage nach der Rechtfertigung des vielen Gepäcks stellen will. Wie eingängig das ganze trotzdem ist, kann man anhand des (trotz anfänglicher Skepsis) schnell begeisterten schweizer Publikums feststellen. Lediglich der sprachliche Mix aus Isländisch und Englisch reißt einen gelegentlich aus der aufgebauten Atmosphäre. KONTINUUM haben sich jedenfalls eine Hörempfehlung verdient, auch wenn sie im Kontext stellenweise haarscharf am Attribut "Solstafír-light" vorbei schrammen – nicht, dass das etwas Negatives wäre.

Solstafír

Den ausreichend aufgewärmten Ohren des Publikums dürfen dann endlich SOLSTAFÍR schmeicheln. Um das Fazit vorweg zu nehmen, bleibt als einziger Kritikpunkt die Schwierigkeit, ein SOLSTAFÍR-Konzert in Textform zu beschreiben. Die Isländer leben in ihrer eigenen, kleinen Welt, in die das Publikum großzügigerweise Einblick nehmen darf. In der kleinen Welt schwimmt man ruhig auf einem aufgewühlten See aus Klang, während man vom Ufer aus von Sänger Aðalbjörn Tryggvason mit melodischer Kratzigkeit angebrüllt wird, bevor das Ganze dann nach fast zwei Stunden plötzlich vorbei ist. Sollte man dringend mal gemacht haben.