Geschrieben von Montag, 30 Mai 2005 14:31

Rock Hard Festival 2005 - Der Festivalbericht

Rock Hard Festival 2005

Was 2003 als einmaliges Event anlässlich des 20-jährigen Jubiläums der erfolgreichen Szenezeitschrift „Rock Hard" begann, wurde von Fans und Leserschaft so gut angenommen, dass sich Initiator Götz Kühnemund und sein Team nicht nur zu einer Fortsetzung im Jahre 2004 entschlossen, sondern auch in diesem Jahr unter dem Motto „Die Party geht weiter!" vom 13-15.05 die dritte Runde des größten Metal-Festivals im Ruhrgebiet einläuteten. Und auch in Sachen Billing haben es die Dortmunder immer geschafft, auf einem gleich hohen Niveau zu bleiben: Bangten die Fans 2003 zu den Headlinerklängen von Blind Guardian und 2004 im Machine Head-Todespit, gab es neben weiteren hochkarätigen Acts wie Children of Bodom, Amon Amarth und Overkill noch zwei weitere Sensationen: Sentenced, die skandinavischen Gothicmetaller spielten eine ihrer letzten Shows vor der Bandauflösung und der Inbegriff des Teutonenstahls, ACCEPT, spielten ihre erste Festivalshow in diesem Jahr vor tausenden begeisterten Fans, die ihr Glück kaum fassen konnten. Doch fangen wir ganz langsam an:


FREITAG, 13.05.2005

Den Freitag - an dem Konzertaktivitäten ausschließlich auf der SimEvil-Bühne stattfanden - eröffneten die gutgelaunten REGICIDE mit einem kraftvollen Programm und voller Motivation. Doch trotzdem blieben die noch nicht so zahlreich anwesenden Fans eher ruhig und/oder widmeten sich lieber den Fressbuden und den zahlreichen Merchandiseständen. Mit den Finnen SUNRIDE kam dann schon eher Leben in den Bereich vor der Bühne, der erst von den Hessenthrashern ABANDONED (A Band O(hne) D) zum absoluten Moshpit mutierte, und das Motto „Sex, Drugs & Gebolze.de" rechtfertigte. Einzig und allein die Altrockerinnen GIRLSCHOOL, deren Sängerin an diesem Abend Geburtstag feierte, konnten die Stimmung noch verbessern.

SAMSTAG, 14.05.2005

Nachdem ich am Samstag gegen 14:15 Uhr ankam und erstmal die neu zugänglichen Lokalitäten erkundet hatte, legten die Vikinger ENSIFERUM auch gleich los. Also gleich mit Fressalien auf die Stufen des Amphitheaters gehockt und den energiegeladenen Auftritt erlebt. Weiter im skandinavischen Programm (6 der 9 Bands kommen aus dem Norden) legten THE HAUNTED los und begeisterten ebenfalls die Zuschauer, und sogar die Leute, die in der Warteschlange zu den Autogrammstunden standen (mich eingerechnet). Danach ließen die Düsterschweizer SAMAEL ihre Show auf die danach überwältigte Masse los - ich war begeistert, stand aber schon wieder in einer Schlange. Dann machten SONATA ARCTICA weiter, die sich kurz vorher am Backstageeingang rumtrieben und fleißig Autogramme gaben, und boten den Hörern eine ordentliche Portion Melodic Metal - und zwar vom allerfeinsten - mit einer gehörigen Ladung Bühnenaction. Sänger Tony Kakko (ha, ha...) hatte seine helle Freude am fantastischen Wetter und den begeisterten Fans und heizte den knapp 200 Leuten, die direkt an der Bühne standen, aber auch dem Sitzplatzpublikum richtig ein. Die halbe Stunde Umbauzeit danach war für viele nicht genug, denn wer sich ob der Definition des Begriffs „Zerstörung" nicht sicher war, bekam vom Wikingerkommando AMON AMARTH eine kleine Nachhilfestunde: denn was die Nordmänner um den Hünen Johann Hegg da ablieferten, war nichts anderes als selbige. Direkt beim Opener gab es einen Moshpit der Extraklasse und es hoben sich reihenweise die Trinkhörner. Nach einem Set voller Nackenbrecher räumte der Überhit „Death in Fire" unter den Überlebenden auf und hinterließ nichts anderes als eine Trümmerwüste, wo bei den Zuschauern einst sich stolze Nackenwirbel gen Kleinhirn erstreckten. Wem das noch nicht reichte, der blieb auch bei den „KINDERN VOM BODENSEE" (O-Ton Götz Kühnemund) in der ersten Reihe und ließ sich von Alexi und Co. (die übrigens einen neuen Song präsentierten) die letzten Gehirnzellen aus der Murmel blasen und konnte selbst durch den kurz einsetzenden Regen keine Abkühlung erfahren. Eine hochkarätige Show der Finnen, die ihren Ruf als Live-Band bei ihrem ersten Auftritt seit Monaten wieder eindeutig bestätigen konnten. In der Umbauphase präsentierte Hansi Kürsch von Blind Guardian 3 neue Songs seines Demons & Wizards-Projektes mit Iced Earth-Gitarristen John Schaffer, die begeistert aufgenommen wurden.Den Headliner des Abends, JON OLIVA konnte ich leider aufgrund widriger Umstände nicht miterleben. „Augenzeugenberichten" zufolge soll das Savatage-Mastermind allerdings eine ebenfalls fantastische Show abgeliefert haben.Somit ging der Samstag bandtechnisch zu Ende, wobei nachher noch eine Abyss-Party im Metal Markt-Zelt stattfand.

Sonntag, 15.05.2005

Heute war es also soweit! Heute sollten Fans des guten alten Teutonenstahls DIE deutsche Heavy Metal-Legende schlechthin, ACCEPT, erleben dürfen.Doch bis dahin war es noch ein langer Weg...Mein Tag begann mit den Briten THRESHOLD, die anno 2003 keine 3 Songs spielen konnten, bevor ein gehöriger „Sturm" ihnen das Bühnenequipment durchblies. Ein klarer Verlust für die Fans, legten sie an diesem Tag doch gleich einen drauf und überzeugten mit einer durch und durch motivierten Show der Extraklasse. Einige Schwarzheimer, die wegen UNLEASHED gekamen waren, kamen ebenfalls auf ihre Kosten. Doch der beste Auftritt einer Prog-Band kann für sie nicht an die fantastische Bühnenpräsenz der Schweden rankommen: diese überzeugten durch lustige Ansagen, absolute Power und ein tolles Set. Und während ich mir von Overkill-Frontsau Bobby Blitz die Kutte signieren ließ, legten die Dänen PRETTY MAIDS los und brachten Beruhigung für die Zottelfreunde mit Schleudertrauma. Sie boten bodenständigen Rock, der von den meisten Fans gut angenommen wurde. Nachdem die Bühne wieder frei war und die Fans wieder eine halbe Stunde Umbauphase zu ertragen hatten, enterte das deutsche Melodic-Metal-Flagschiff MASTERPLAN zur Eroberung des Amphitheaters die Bühne und ließ Zweifel an der Legalität solchen Könnens (in allen Hinsichten) aufkommen. Eine derart energiegeladene Show hat man in der letzten Zeit nicht gesehen. Dieser Auftritt war klasse und bestätigte Masterplan in ihrer internationalen Stellung im Metal-Zirkus.Ihr 25-jähriges Bandjubiläum begingen OVERKILL an diesem Tag und zerlegten dementsprechend auch bis in die Haarspitzen motiviert die Bühne mit alten und neuen Hits. Zwischenzeitliche Ansagen ließen den Moshpitgeschädigten (Meine Fresse, gingen die Freaks vom Fanclub da ab...) kurze Pausen, bevor die Skullkrusher, der offizielle deutsche Overkill-Fanclub die Bühne enterte und Bobby, D.D & Co ein kleines Präsent zum Geburts"jahr" überreichte. Dann setzten die Düsterrocker von SENTENCED zum ersten ihrer beiden Festivalauftritte in diesem Jahr (gleichzeitig die letzten beiden Konzerte in Deutschland) an und gaben 110% Leistung, was die Fans auch honorierten. Sie boten alte und neue Songs und hinterließen eine Schar von Fans, die mit einem lachenden und einem weinenden Auge das Kapitel „Sentenced" betrachtet. Weinend aufgrund der Auflösung und lachend wegen dieses hervorragenden Auftrittes.Doch DER Act des gesamten Wochenendes sollte jetzt erst kommen. Die Band, die neben den Scorpions eine der absoluten Hitgaranten in Sachen Rockmusik made in Germany war, die mit ihrem 82er-Album „Restless And Wild" die gesamte Bay Area inspirierten und für die die aus eben dieser Bucht stammenden Thrasher HEATHEN Flüge nach Europa buchten, um sie zu sehen. Die Rede ist natürlich von ACCEPT, der Band um Kreissäge UDO DIRKSCHNEIDER, PETER BALTES und WOLF HOFFMANN (mittlerweile mit Glatze unterwegs), die an diesem Abend ein Best of der ersten Alben (von Breaker über Metal Heart zu Russian Roulette) und ließen keinen Stein auf dem anderen stehen. Da turnten die Endvierziger wie einige ihrer jüngeren Kollegen über die Bühne wie die bekloppten, scherzten mit dem Publikum und lieferten eine unfassbar grandiose Show ab, die die anwesenden Zuschauer nie vergessen werden.

Preise/Location/Sonstiges:

Wie auch in den letzten Jahren gab es am Amphitheater nichts auszusetzen. Selbst wenn man keinen Bock auf Moshpit pur hatte und lieber saß, verloren die Shows nichts an Atmosphäre, da man immer dieses mittendrin-Gefühl hatte. Die Preise waren human (2,30 € für ein Standardbier, durchschnittlich 3 € für Fressalien) und auch die Händler warteten mit einer breiten Angebotspalette auf (Da war ein Stand von einem Kerl, der die 80er-Lizenzen u.a. von Living Death und Exumer besaß - Yes!) und sorgten nicht nur bei mir für eine leere Geldbörse am Ende des Festivals. Und auch die Organisation war fantastisch: Die Autogrammstunden waren gut besucht, und Gäste wie Hansi Kürsch oder der Ex-Blind Guardian Drummer Thomen kamen und spielten Songs ihrer Projekte vor, was von den Fans sehr gut aufgenommen wurde.

Fazit:
Das Rock Hard Festival 2005 war ein in jeglicher Hinsicht fantastisches Festival. Das Wetter war gut, Preise ok und die Bands ausschließlich Hochkaräter. Dass ein Besuch am Pfingstwochenende 2006 für mich Pflicht ist, ist nicht nur angesichts der schon bestätigten Bands BOLT THROWER, SOILWORK und BRAINSTORM eine klare Sache.

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