Smashing Pumpkins - Zeitgeist

Review

Stil (Spielzeit): Alternative Rock (52:29)
Label/Vertrieb (VÖ): Reprise Records/Warner (07.07.07)
Bewertung: 7/10

www.smashingpumpkins.com

Mit „Zeitgeist“ erfüllt sich Billy Corgan seinen lange gehegten Wunsch: „Ich will meine Band zurück, meine Songs und meinen Traum!“, schrieb er vor ziemlich genau zwei Jahren in der Chicago Tribune. Wenn mit „Band“ sein alter Wegbegleiter und PUMPKINS-Schlagzeuger Jimmy Chamberlin gemeint ist, hat er bekommen, was er wollte. Der Rest der „neuen“ SMASHING PUMPKINS schaffte es nämlich nicht einmal ins Mitgliederverzeichnis des Booklets. Corgan schrieb die Songs und arrangierte den Rest; und damit das auch live passt, wird er von Gitarrist Jeff Schroeder (THE LASSIE FOUNDATION) und obligatorischer Bassfrau Ginger Reyes (HALO FRIENDLIES) sowie Keyboarderin Lisa Harriton unterstützt.

„Uns war sofort klar, dass die PUMPKINS nichts waren, was man einfach so wieder anfangen konnte. Wir haben gerade in den ersten drei Wochen viel gelernt, zum Beispiel die Tatsache, dass die Summe der SMASHING PUMPKINS vor allem mit viel harter Arbeit zustande kommt. Wir versuchten, wieder zu entdecken, was an dieser Band so groß war, formulierten die alte Musik neu, entdeckten neue Wege, wie wir die PUMPKINS so spielen, dass sie auch nach PUMPKINS klingen, aber nicht wie die alten PUMPKINS. Das war am Anfang sehr schwierig. Wir haben viel Zeit damit verbracht, uns an den Köpfen zu kratzen und uns anzugucken, nach dem Motto: ‚Können wir das so machen?’“, so Chamberlin. Das mit „Zeitgeist“ betitelte Ergebnis lässt keinen Zweifel daran, dass sie es können.

Ungewöhnlich fett drücken die Akkorde des Openers „Doomsday Clock“ aus den Boxen. Corgans Stimme klingt charakteristisch wie eh und je, stellenweise Hall-verfremdet, die Gitarren braten, teils klanglich ausgehöhlt und ebenfalls mit Effekten bepackt. Ich mag diesen Sound, der auch schon früher mit zum Besonderen des PUMPKINS-Klangbildes gehörte – wenn auch nicht in dieser Dichte. Wer sich mit früheren Kritiken der Platte beschäftigt, stößt denn auch immer auf den Vorwurf, man müsse sich bei diesem Album durch Soundschichten wühlen, oftmals sei es einfach zu viel des Guten. Das trifft nur teilweise zu, ist aber in meinen Augen kein allzu gravierender Nachteil – ich stehe auf fetten Sound und sich überlagernde Spuren, wirklich überflüssigen Schnickschnack kann ich im Klanggewand von „Zeitgeist“ kaum entdecken.

Man mag das von frühen Alben liebgewonnene Spiel mit der Klangdynamik, den gekonnten Einsatz von zart und hart ein wenig vermissen, denn „Zeitgeist“ gibt nur wenig Raum für verhaltene Töne. Dafür groovt und rumpelt es, tragisch und melancholisch, exaltiert und gerne auch etwas kitschig, was nur beim letzten Song „Pomp And Circumstances“ deutlich übertrieben wurde. Der Rest ist emotionale Rock-Musik, bei der die Gitarren gerne mal dudeln und improvisieren dürfen („Tarantula“, „United States“), und die ein oder andere Passage ein wenig bemüht wirkt. Hin und wieder sind auch leichte QUEEN-Einflüsse herauszuhören – was nicht weiter verwundert, wenn man sich den Werdegang von Produzent Roy Thomas Baker ansieht, der bereits mit QUEEN, THE CARS und FOREIGNER im Studio war. Auch Terry Date hat seine Duftmarke hinterlassen, in der Vergangenheit verantwortlich für den Sound von PANTERA, SOUNDGARDEN und den DEFTONES. Wen wundert’s da, dass „Zeitgeist“ Arsch tritt wie kein anderes PUMPKINS-Album zuvor?

Perfekt ist die Platte nicht geworden, keinesfalls ur-typisch. Sie markiert den neuen Anfang einer Band, die wir alle schon tot geglaubt haben, und setzt sich aus sämtlichen Schattierungen zusammen, die wir bei den alten PUMPKINS, der Zwischenformation ZWAN und auf Corgans Solo-Album finden – plus einer mächtigen Portion Rock ’n Roll. Die nächste Platte darf gerne wieder leiser, fokussierter werden, aber bis dahin stellt mich „Zeitgeist“ mehr als zufrieden.