Coppelius - Kammerarchiv Tipp

Coppelius - Kammerarchiv
    Kammercore

    Label: Foxy Records
    VÖ: 06.09.2019
    Bewertung:10/10

    Homepage


Coppelius sind wieder da, mit Altem und Neuem bunt gemischt, aus ihrem "Kammerarchiv". Dabei haben sie ein buntes Gemisch aus Covern, neuen und alten Sonderprojekten, Neuaufnahmen und natürlich neuen Titeln, die nur hier zu finden sind.

Während das Album natürlich in der Gesamtschau stimmig ist und die Anordnung der musikalischen Machwerke sicher durchdacht, nehme ich mir dennoch die Freiheit, das ganze für den Zweck einer systematischen Besprechung auseinander zu reißen und thematisch neu zu ordnen. Also fangen wir an mit den Dingen, die ursprünglich nicht für Klarinette, Cello und Kontrabass geschrieben worden sind.

Iron Maiden, Motörhead und System Of A Down

Zuerst muss hier mein Ordnungssystem kritisiert werden, denn MOTÖRHEADs "1916" ist sowohl Cover als auch Neuaufnahme. Man findet es schon auf der EP "To My Creator" von 2005. Da die leider nicht zum Vergleich vorliegt, fehlt die Möglichkeit, am Beispiel die musikalische Entwicklung der Gruppe zu analysieren – aber bei dem Ergebnis scheint der Weg richtig gewesen zu sein. Wie auch bei "Ides Of March" und "Wrathchild" von IRON MAIDEN klingt das Cover absolut stimmig, treu am Original und trotzdem auch außerhalb der coppelianischen Instrumentierung noch ziemlich individuell.

Am stimmigsten kommen das Original und die Eigenheiten von COPPELIUS für mich aber bei "Radio Video" von SYSTEM OF A DOWN zusammen. Mit doppelter Exzentrizität kommt man scheinbar umso besser in Schwung.

Frisch Aufgewärmtes

Auf der EP "To My Creator", auf der auch "1916" schon auftauchte, ist für das "Kammerarchiv" noch der Titeltrack "To My Creator" entnommen. Dazu gab es 2005 noch das Video von "I Get Used To It", das ein Jahr vorher auf "1803" veröffentlicht und ebenfalls neu aufgenommen wurde. Ebenfalls von "1803" stammt "Dreaming" und damit sind die Neuaufnahmen fertig aufgezählt.

In Anbetracht der Tatsache, dass es sich dabei um durchaus gelungene Frühwerke handelt, die es nicht ins Streaming-Zeitalter geschafft haben, kann man für die durchweg gelungenen Neuaufnahmen schlicht dankbar sein. Lediglich mein kleines Grundsatzmeckerchen mit COPPELIUS wird durch die Neuauflagen etwas verstärkt: Wenn sich die deutsche Sprache so willig hingibt und sich von dem poetischen Willen in Formen bringen lässt, die in unseren begrenzten Dimensionen nicht mehr zu beschreiben sind, dann fällt leider negativ auf, dass die englischen Texte lediglich "ziemlich gut" gestaltet und vorgetragen sind.

Oper, die Erste ...

2015 schon gab es die Uraufführung zu "Klein Zaches, genannt Zinnober", der weltersten Steampunk-Oper im Musiktheater Gelsenkirchen. Musikalisch gestaltet natürlich von COPPELIUS, basierend auf dem gleichnamigen Werk von E.T.A. Hoffmann.

Aus eben jenem stammen die Titel "Kein Land so schön", "Lied der Liese", "Ein Kluger Mann", "Weltentrubel (selten genug)" und "War denn das". Und weil mein Ordnungssystem schon im ersten Moment zerstört war, werfe ich noch "Way Down The Hole" (verdammt, auch ein Cover) aus der von TOM WAITS inspirierten Bühenproduktion "Coppelius.Waits.For.You" ins Rennen. Gemeinsamer Nenner ist hier der im Juli leider unerwartet verstorbene Opernsänger Rüdiger Frank, der beide Projekte mit seiner einmaligen Stimme bereichern durfte.

Die Stücke gehören für mich durchweg zu den Highlights des Albums, auch wenn dabei ein bisschen Enttäuschung mitschwingt, das Ganze auf der Bühne verpasst zu haben.

Oper, die Zweite ...

Eingerahmt wird das "Kammerarchiv" – "1916" im Wortsinn außen vor gelassen – mit zwei Stücken aus der kommenden Oper zu Ottfried Preußlers "Krabat". Mit "Die Mühle" und "Aus den Betten" gibt es etwas mehr als drei Minuten Ausblick auf das Stück, das im Mai in Gelsenkirchen anläuft. Keine umfangreiche Vorschau, aber eine durchaus vielversprechende. Und hier reicht, glaube ich, das Konzept, um die Tickets an den Mann zu bringen.

... und natürlich Neues

Die vier neuen Titel, hier am Ende, müssen sich natürlich nicht verstecken. Mit "Zeit & Raum" hat es sogar einer von ihnen unter meine Lieblinge des neuen Albums geschafft. COPPELIUS haben die vier Titel genutzt, und jedem einen individuellen Sound zu geben, aber dabei immer erkennbar COPPELIUS zu bleiben.

Fazit

Unabhängig von der Sortierung braucht es am Ende ein Fazit und das ist tatsächlich nicht schwer: Aus unterschiedlichen großartigen Projekten haben COPPELIUS etwas zusammengeschustert, das das Ganze wie etwas aus einem Guss erscheinen lässt. Eine Straße habe ich nicht zu benennen ("Ma Rue A Moi (Wer Großes leistet ...)" anybody?), aber eine 10 habe ich dafür sicher noch irgendwo herumliegen.

 Trackliste

  1. Die Mühle
  2. I Get Used to It
  3. Kein Land so schön
  4. Ides of March
  5. Wrathchild
  6. Mir egal
  7. Dreaming
  8. Radio Video
  9. Welthentrubel (Selten genug)
  10. To my Creator
  11. Way down in the Hole
  12. Lied der Liese
  13. Ein kluger Mann
  14. Zeit & Raum
  15. Kalthes Herz
  16. Notatall
  17. Was war denn das
  18. Aus den Betten
  19. 1916