Destrage – Urban Being



Stil (Spielzeit): Alternative Melodic Death/Thrash Metal (45:16)
Label/Vertrieb (VÖ): Coroner/Twilight (24.06.09)
Bewertung: 7,5/10

Link: http://www.myspace.com/destrage


Dass die Truppe von DESTRAGE aus Mailand Humor hat, beweist sie nicht nur beim CD-Cover, bei dem ein grimmiger Typ im Anzug eine Banane in der Hand hält. Die vom Affen abstammenden Bioformen aus Italien geben zum Beispiel auf ihrer MySpace-Seite als Einflüsse die SPICE GIRLS oder JUSTIN TIMBERLAKE an. Aber auf dem Debüt der Bande sind es weniger die BACKSTREET BOYS, die hier die Leitlinien vorgeben. Nach zwei Demos in den sieben Jahren ihrer Bestehenszeit wollen sie nun mit den Elefanten über die Alpen ziehen.

Ein knackiger Einstiegssong zeigt die Schnitzel für die Jagd an. Der Sound ist auf neuerem Stand und die Gitarren rotieren im Circle Pit. Ziemlich am Anfang schreit der Typ am Mikro schon so durch die Gegend, als ob er der Bruder von Tom Araya wäre. Doch dann kommt der melodische Refrain mit rockig klaren Vocals, die ebenso gut zu Gesichte stehen. Später wird noch ein hardcore-mäßiger Breakdown eingebaut und schon haben wir einen recht scharfen Mix.
Im „Self ID Generator“ laden einige Harmonien zum Mitpfeifen ein, während man wahlweise im schweren Groove sein Haupt durch die Luft schwingt oder leichtfüßig wie ein Elefant die Tanzfläche zermalmt. Doppel-Leads geben dann noch den Schuss skandinavische Prise dazu.
Um etwas gemütlichere Klänge einzustreuen, wird immer wieder den Gitarristen der Verzerrer weggenommen, so dass in der Langsamkeit fast balladeske Momente auftreten. Gegenteiliges bewirken dann die eingestreuten amerikanischen Tempo-Drücker. Damit es aber nicht ausufert – und das tut es im langsamen Tempo-Bereich nie – gibt es zum Glück auch wieder zwischendurch einen Schlag aufs Maul. So geschehen unter anderem in „Infinite Dump System Circle“, bei dem sich der Sänger mal in richtige Todes-Metall-Tiefen traut, da sich der gutturale Gesang oft im harten höheren Shouting offenbart. Des Öfteren wird das Geschrei auch verfremdet, als ob Herr Colavolpe durch ein Telefon brüllt.

Der Gesang ist also insgesamt ziemlich vielfältig, auch die typischen Metalcore-Abwechslungs-Jodeleien mit abwechselndem oder gar gleichzeitigem Schreien und klarem Gesang treten auf. Und obwohl ich persönlich meist nicht so der Fan dieser Kombinationen bin, muss ich sagen, dass die Mischung hier irgendwie gut passt. Aggressiv und melodisch, zum moshen oder mitsingen, die Abwechslung gibt’s nicht nur in der Stimmlichkeit.
Ab und an werden kleine elektronische Zusatzgeräusche eingespielt, die die Modernität unterstreichen, so dass man manchmal auch Anklänge an Nu Metal-Kapellen wie LIMP BIZKIT heraushört, wobei dies am Gesamtklang eher weniger ausmacht. Dafür sind genauso kleine Übersee-Thrash-Elemente zu hören und deutlich mehr skandinavischen Todesstahl.

Auch wenn immer wieder sympathische Harmonien auftauchen, bleibt doch kein Würmchen im Ohr, so dass eine Höchstpunktzahl vielleicht noch nicht ganz drin ist. Aber sonst kann man an der Mischung nicht viel herummäkeln, auch wenn das Feuer schon andere erfunden haben. Irgendwo in einer Schnittmenge von modernen IN FLAMES, SOILWORK, vielleicht auch SLIPKNOT oder DARKANE und THE HAUNTED kann ein aufgeschlossener Hörer hier gut gebratenes Geschnetzeltes finden. Denn, auch wenn ich selbst nicht jeder Stil-Zutat zustimmen würde, kann ich nicht abstreiten, dass die Stiefelbewohner mit viel Druck in der Hose ordentlich Gas geben.