Gorleben - Menetekel Tipp

Gorleben - Menetekel

Das Atommüll-Lager GORLEBEN ist ein passender Name für eine Metalband – vor allem, wenn sie sich wie diese Dresdener Truppe mit der tickenden Zeitbombe beschäftigt, die sich die Menschheit da unters Bett gelegt hat. Beziehungsweise mit der Zeit nach der Detonation.

Um die Tristesse einer postapokalyptischen Welt zu vertonen, nutzen GORLEBEN Versatzstücke aus Death, Doom und Black Metal, die sie auf "Menetekel" zu vier überlangen Tracks drechseln. Elementar in diesem Mix sind warme Orgeltöne und seltsame, sehr kreative Keyboardsounds – ein echtes und sehr gelungenes Alleinstellungsmerkmal der Band.

GORLEBEN gehen es mit einer Unbedarftheit an, die an die frühen ANATHEMA erinnert. "Menetekel" hat einen wunderbaren DIY-Sound, unperfekt bis hin zu nicht ganz sauber gestimmten Gitarren und verstolperten Licks. Das ist in diesem Fall kein Makel, sondern ein Gewinn, weil es zu einer zum Schneiden dichten Atmosphäre beiträgt.

"Menetekel" klingt wie im Bunker aufgenommen, unter der von der atomaren Katastrophe verheerten Erdoberfläche, und lässt die Assoziationen wilde Blüten treiben. Ich bekomme das Bild nicht aus dem Kopf, dass genau so eine Band unter der Erde auftritt, um die postatomare Depression zu zerstreuen, das spärliche Publikum in einheitlichen Overalls, an den stählernen Wänden hängen Gasmasken für den Notfall. Da fällt mir direkt eine andere deutsche Band ein, die gern mit diesem Thema spielt – wie wär's denn mit einer Tour gemeinsam mit VALBORG?

"Menetekel" ist sicher nicht leicht zu verdauen, man muss einen langen Atem haben, Sinn für kaputte Ästhetik und Freude an unperfekt gespieltem Zeug. Dann öffnet sich eine Tür, durch die ich im Rahmen der Kunst gerne hindurchschaue – die aber in der Realität hoffentlich noch lange geschlossen bleibt.

Helge

Death Metal, Thrash Metal, Black Metal: immer gerne. Kann ich den ganzen Tag hören. Die störrische Art, unpolitisch sein zu wollen, nervt mich aber an der Metalszene – dabei ist doch alles politisch, auch Schweigen. Für Musik mit Haltung zieht es mich immer wieder zum Punk, vor allem zu melodischem US-Punk und Riot-Grrrl-Sound. Gleichzeitig habe ich einen sweet spot für 80er-Hair-Metal und für vieles, was mich in den 90ern musikalisch sozialisiert hat.

Bands

Amorphis, Amyl And The Sniffers, Bad Religion, Brutus, Cinderella, Dool, Entombed, Gggolddd, Gorefest, Grave, Guns n' Roses, Hail Spirit Noir, Iron Maiden, King Buffalo, Megadeth, Mötley Crüe, My Dying Bride, Obituary, Prong, Sodom, Solbrud, Spectral Wound, The Great Old Ones, Valborg, War On Women, White Ward, ZZ Top, ...

Prägende Alben

AC/DC - Let There Be Rock
Aerosmith - live! Bootleg
Amorphis - Tales From The Thousand Lakes
Bad Religion - Suffer
Benediction - Transcend The Rubicon
Bruce Springsteen - Nebraska
Death - The Sound Of Perseverance
Don Dokken - Up From The Ashes
Eloy - Inside
Genesis - Trespass
Grave - You'll Never See
Guns n' Roses - Use Your Illusion I & II
Kyuss - Welcome To Sky Valley
Megadeth - Rust In Peace
My Dying Bride - The Angel And The Dark River
Ramones - Loco live
Sepultura - Arise
Sodom - Agent Orange
Tankard - Two-faced
Tool - Aenima
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