Um die Tristesse einer postapokalyptischen Welt zu vertonen, nutzen GORLEBEN Versatzstücke aus Death, Doom und Black Metal, die sie auf "Menetekel" zu vier überlangen Tracks drechseln. Elementar in diesem Mix sind warme Orgeltöne und seltsame, sehr kreative Keyboardsounds – ein echtes und sehr gelungenes Alleinstellungsmerkmal der Band.
GORLEBEN gehen es mit einer Unbedarftheit an, die an die frühen ANATHEMA erinnert. "Menetekel" hat einen wunderbaren DIY-Sound, unperfekt bis hin zu nicht ganz sauber gestimmten Gitarren und verstolperten Licks. Das ist in diesem Fall kein Makel, sondern ein Gewinn, weil es zu einer zum Schneiden dichten Atmosphäre beiträgt.
"Menetekel" klingt wie im Bunker aufgenommen, unter der von der atomaren Katastrophe verheerten Erdoberfläche, und lässt die Assoziationen wilde Blüten treiben. Ich bekomme das Bild nicht aus dem Kopf, dass genau so eine Band unter der Erde auftritt, um die postatomare Depression zu zerstreuen, das spärliche Publikum in einheitlichen Overalls, an den stählernen Wänden hängen Gasmasken für den Notfall. Da fällt mir direkt eine andere deutsche Band ein, die gern mit diesem Thema spielt – wie wär's denn mit einer Tour gemeinsam mit VALBORG?
"Menetekel" ist sicher nicht leicht zu verdauen, man muss einen langen Atem haben, Sinn für kaputte Ästhetik und Freude an unperfekt gespieltem Zeug. Dann öffnet sich eine Tür, durch die ich im Rahmen der Kunst gerne hindurchschaue – die aber in der Realität hoffentlich noch lange geschlossen bleibt.