Lost In Grey - Under The Surface

Lost In Grey - Under The Surface

Nach ihren ersten zwei Alben „The Grey Realms“ und „The Wasteland“ machen sich die finnischen Symphonic-Metaller mit „Under The Surface“ nun wortwörtlich auf den Weg in den Abgrund. Dabei durchqueren die sieben Musiker:innen eine Vielzahl an musikalischen Landschaften, die sie in ihrem „Theatrical Metal“ zu einer spannenden Geschichte verarbeiten.

Ein cineastisches Konzeptalbum

Die für ihren Theatrical Metal bekannten Finnen führen mit „Under The Surface“ ihre auf den vorherigen Alben etablierte Story konsequent weiter und beweisen schon mit dem atmosphärisch-energischen Opener „I“, dass sie sich auch songwritingtechnisch weiterentwickelt haben. Schon jetzt kommt der sich durch das Album ziehende NIGHTWISH-Einfluss durch, der sich jedoch zu diesem Zeitpunkt vor allem durch die instrumentalen Arrangements bemerkbar macht. Das sich anschließende „Disobedience“ besticht mit einem epischen Chor und einem bombastischen, an Filmmusik erinnernden Orchestertrack. Dabei schlängelt sich der Song durch verschiedene musikalische und klangliche Landschaften.

Der dritte Track „Waves“ stellt zunächst die Melodie einer einzelnen Gitarre in den Vordergrund, bevor sich mit Gesang und symphonischen Arrangements eine folkig anmutende Melodie etabliert. Zum ersten Mal hört man hier die drei Sänger:innen Anne Lill Rajala, Emiliy Leone und Harri Koskela gemeinsam singen. Leider schwächelt der Song zur Mitte hin etwas und lädt im vergleichsweisen unspektakulären Chorus dazu ein, weiter zum nächsten Song „Shine“ zu skippen. „Shine“ schließt sich musikalisch an „Waves“ an, kommt allerdings etwas weicher und poppiger daher. Ein kleines Highlight bildet jedoch eine zarte Glockenspiel-Melodie ganz am Ende des Songs.

Theatrical Metal im NIGHTWISH-Gewand

Das knapp 10 Minuten lange „Varjo“ ist ein ruhiger Track in der Muttersprache des Septetts, Finnisch. Die NIGHTWISH-Parallelen kommen noch einmal sehr stark durch und so erinnert der Song an eine Mischung aus „The Islander“ und „Taikatalvi“. Trotzdem wird der Song nicht langweilig und stellt die Stimme von Sopranistin Emily Leone auf beeindruckende Weise zur Schau. Es folgt das zirkushafte „Souffrir“, das schon fast in die Death-Metal-Richtung abdriftet und ein paar härtere Akzente setzt. Definitiv einer der stärksten Songs des Albums.

Den Schluss von „Under The Surface“ bildet die Song-Trilogie „Stardust“ mit seinen drei Teilen „Stardust – I. The Race“, „Stardust – II. Sandcastles“ und „Stardust – III. The Abyss“. Insgesamt sehr bombastisch und episch walzen die drei Songs nochmal alles vorher Gehörte um und führen das Zirkusthema vom vorherigen Song noch ein wenig weiter.

Am spannendsten bleibt dabei der erste Song „Stardust – I. The Race“, der mit einem Marko Hietalaesken Voice Over beginnt und durch einen ruhig gehaltenen Gesangspart über Drum-Blastbeats und schnelle Gitarrenriffs die Hörer:innen bei der Stange hält. „Stardust – II. Sandcastles“ dreht das Tempo zunächst wieder etwas herunter. Die epische Ballade wird durch Chöre und orchestrale Synthesizer zu einem absoluten Monster. Der letzte Teil „Stardust – III. The Abyss“ entführt, ganz wie der Name schon sagt, die Hörer:innen in den tiefsten aller Abgründe und fast auf eindrucksvolle Weise die vorherigen zwei Songs zusammen.

Fazit

Dass sich guter finnischer Symphonic Metal nicht nur auf NIGHTWISH beschränkt, beweisen LOST IN GREY mit „Under The Surface“ wieder einmal. Das Septett um Sängerin Anne Lill Rajala und Keyboarder Harri Koskela legt bei diesem dritten Studioalbum den Wert vor allem auf Atmosphäre und Fantasie, ohne dabei den erzählenden Charakter des Albums zu vernachlässigen.

Deutliche Parallelen zu NIGHTWISHs „Imaginaerum“ sind zwar nicht von der Hand zu weisen, stören aber zum größten Teil auch nicht. Ein paar Schönheitsfehler hat das Album dennoch und klammert sich zeitweise zu sehr an altbewährte Strukturen. Wer jedoch als Fan von finnischem Symphonic Metal LOST IN GREY noch nicht kennt, hat bisher definitiv etwas verpasst.

Songempfehlungen

  • Souffrir
  • Stardust – I. The Race
  • Disobedience

Trackliste:

  1. I
  2. Disobedience
  3. Waves
  4. Shine
  5. Varjo
  6. Souffrir
  7. Stardust – I. The Race
  8. Stardust – II. Sand Castles
  9. Stardust – III. The Abyss

LOST IN GREY sind:

Anne Lill Rajala - Gesang
Harri Koskela – Gesang, Keyboard
Emily Leone – Gesang, Violine
Miika Haavisto – Gitarre
Jarno Suodenjoki – Gitarre
Aapo Lindberg – Bass
Teppo Ristola – Schlangzeug