Matthias Mader - Der stählerne Weg von Judas Priest

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Link: http://www.judaspriest.com 

JUDAS PRIEST sind eine Legende im Heavy Metal, und wenn ich behaupte, dass sie maßgeblich an der Entwicklung des Heavy Metal beteiligt waren, ist das wahrscheinlich noch untertrieben, denn im Grunde waren sie die erste Band, die dieser Musikrichtung wirklich Leben einhauchte, denn mit ihrem Debüt „Rocka Rolla“ wurde zumindest schon mal die Transformation des Hard Rock (zu dieser Zeit angeführt von Bands wie DEEP PURPLE und LED ZEPPELIN) zu eben diesem Heavy Metal angedeutet. 
Unzählige Bands nennen JUDAS PRIEST seitdem als einen ihrer größten Einflüsse, und die Tatsache, dass die Rocker aus Birmingham auch heute noch mittelgroße Hallen problemlos füllen können, spricht nicht nur für die treue ihrer Fans, sondern auch für die Qualität und Zeitlosigkeit ihrer Musik. 
Umso erstaunlicher ist die Tatsache, dass es bis heute noch keine offizielle, von der Band und dem Management abgesegnete, Biografie gibt. 

Und auch „Der Stählerne Weg Von JUDAS PRIEST“ von Matthias Mader darf sich diesen Titel nicht auf die Fahne schreiben. Zwar beruft sich der Autor in seinem Werk auf viele selbst geführte Interviews mit den einzelnen Bandmitgliedern, zieht auch sehr viele ältere Interviews von anderen Magazinen hinzu, aber den Stempel „Offiziell“ bekommt er von der Band ebenfalls nicht aufs Cover gepresst. Allerdings versucht es Matthias Mader auch gar nicht erst, den Eindruck zu erwecken, denn bereits im Vorwort stellt er eindeutig klar, dass es sich auch bei seinem Buch NICHT um eine abgesegnete Version handelt. 

Die Strukturierung von „Der Stählerne Weg Von JUDAS PRIEST“ ist relativ geradlinig, denn das Buch beginnt mit der ersten Erwähnung des Bandnamens, als JUDAS PRIEST mit der Band von heute noch rein gar nichts zu tun hatte, sondern eine Blues Band war. 
Den Bandnamen hatte sich der damalige Bassist Bruno Stapenhill in Anlehnung an den BOB DYLAN Song „The Ballad Of Frankie Lee And Judas Priest“ ausgedacht. Doch die Band löste sich irgendwann wegen Erfolglosigkeit auf, und der Sänger Al Atkins schloss sich einer Gruppe von Musikern an, die aus John Ellis, K.K. Downing und Ian Hill bestand, und die zu dieser Zeit noch unter dem Namen FREIGHT erste Gehversuche unternahmen. 
Da Downing von dem Namen JUDAS PRIEST aber derart begeistert war, fragte Atkins seine Ex-Bandkollegen, ob sie etwas dagegen hätten, wenn er den Namen mit seinen neuen Musikern weiter benutzen dürfte. Und da keiner irgendwelche Bedenken äußerte, war damit der, zumindest erst einmal namentliche Grundstein von JUDAS PRIEST gelegt. 
Mir persönlich hätte es besser gefallen, wenn die Kindheit der einzelnen JUDAS PRIEST Musiker auch noch etwas durchleuchtet worden wäre, aber das ist dann wahrscheinlich ohne die Musiker selber kaum recherchierbar. 

Also steigt Matthias Mader erst jetzt in die Historie der Band ein, und glücklicherweise belässt er es nicht auf eine trockene Zusammenstellung der wichtigsten Daten, sondern schreibt sein Buch in einem fließenden Text, wodurch das Lesen extrem spannend gehalten wird, und man das Buch eigentlich gar nicht aus der Hand legen will, obwohl viele Einzelheiten aus der Karriere der Band eigentlich schon bekannt waren. 
Eckpunkte sind natürlich die Veröffentlichungen der Band, um die herum der Autor seine Ausführungen spinnt. Es geht los mit „Rocka Rolla“ und „Sad Wings Of Destiny“, wobei die Umstände, wie Rob Halford zur Band stieß und Al Atkins, den eigentlichen Namensgeber ersetzte, ziemlich ausführlich beleuchtet werden. 
Auch die Tatsache, dass Al Atkins selbst heute noch gut von den Tantiemen leben kann, die er für die Songs, an deren Entstehung er beteiligt war, von der Band überwiesen bekommt, wird genutzt, um die 100%ige Loyalität der Band zu Allen, die auch loyal und fair zu ihnen sind, hervorzuheben. 
„Sin After Sin“ und „Stained Class“ (1977/1978) sind die nächsten Stationen der Band, weiter über „Killing Maschine“ und „Unleashed In The East“, bis hin zum ersten wirklichen Urknall „British Steel“, das zwar die Qualität der vorangegangenen Alben nicht schmäler soll, aber doch den echten Durchbruch der Band im Jahr 1980 signalisierte, und auch gleichzeitig das Album war, mit dem ich an JUDAS PRIEST hängen geblieben bin. 

Am Schreibstil Maders kann man gut erkennen, ab wann er selber mit der Band in persönlichen Kontakt trat, was er in der Funktion des Chefredakteurs des Rockmagazins IRON PAGES ab 1986 regelmäßig tat, und bis wann er sich auf Interviews und Zeitungsartikel andere Autoren berufen musste, denn seine Beschreibungen lesen sich wesentlich detaillierter und auch persönlicher ab dem Album „Turbo“ von 1986. 
„Ram It Down“ und „Painkiller“ waren mit Sicherheit die musikalisch erfolgreichsten Zeiten von JUDAS PRIEST, denn damit katapultierte sich die Band an die Weltspitze des Heavy Metal. 
Und genau zu dieser Zeit versuchten bestimmte Kräfte in den USA, gegen diese Musik Stimmung zu machen wo sie nur konnten. Alben erschienen auf dem Index, Cover mussten geändert werden, und zu allem Überfluss wurde dem Heavy Metal auch noch angedichtet, für den Selbstmord von einigen Jugendlichen verantwortlich zu sein. 
Auch JUDAS PRIEST wurden davon nicht verschont, und mussten sich in einem obskuren Show-Prozess für den Selbstmord zweier 18-jährigen Teenager aus Reno verantworten, die sich zu dem Song „Better By You Better Than Me“ mit einer Schrotflinte umbrachten. Dass der Song noch nicht einmal von JUDAS PRIEST selber, sonder eine Coverversion von SPOOY TOOTH war, spielte hierbei offensichtlich keine Rolle. 
Denn mit JUDAS PRIEST konnte man ja ein viel besseres Exempel statuieren, da sie zu dieser Zeit wie gesagt extrem erfolgreich waren. Und obwohl die Anklage damals wirklich alle Register zog, sprach der Richter die Band in allen Punkten frei, weil man tatsächlich in dem besagten Song niemals die versteckte Aufforderung zum Selbstmord finden konnte, egal wie oft und wie langsam man den Song auch rückwärts abspielte. 

Auch wenn dieser Prozess nicht zum Stolperstein für die Band wurde, platzte kurz danach die nächste Bombe im PRIEST Lager, als Rob Halford während der Painkiller Tour verkündete, die Band zu verlassen. Obwohl „Painkiller“ eines der härtesten Alben bis zu diesem Zeitpunkt in der Bandgeschichte darstellte, fühlte sich Halford wesentlich mehr zu dem Härtgrad der „Cowboys From Hell“, nämlich PANTERA hingezogen, mit denen JUDAS PRIEST zusammen die Tour bestritten. 
Die nächste Phase der Band, in der es um die Sängersuche geht, und um die Alben, die sie mit dem Tim „Ripper“ Owens, der letztendlich die vakante Stelle des Sängers einnahm, behandelt Mader relativ wertfrei. 
Ich denke, auch hier könnte wirklich nur eine offizielle Biografie wirklich Aufschluss darüber bringen, was wirklich während der Trennung von Rob, die am 12. Dezember 1992 in einer Presseerklärung offiziell verkündet wurde, und der Reunion mit dem Album „Angel Of Retribution“ (2005) wirklich hinter den Kulissen abging. 

Die Soloaktivitäten von Rob Halford mit „Fight“ und „Halford“, sowie die von GlennTipton, werden in diesem Zeitraum nur am Rande einmal erwähnt, was ich persönlich auch in Ordnung finde, weil sie eben nicht direkt mit der Geschichte von JUDAS PRIEST in Zusammenhang stehen. 
Da das Buch ja relativ „frisch“ ist, steht das letzte Kapitel dann ganz im Zeichen des nächsten Albums „Nostradamus, mit dem JUDAS PRIEST erstmals ein Konzeptalbum auf den Markt bringen. Und wenn nichts wirklich außergewöhnlich Unerwartetes passiert, werden sich JUDAS PRIEST damit das nächste Juwel an die Krone hängen.

 „Der Stählerne Weg Von JUDAS PRIEST“ ist reichhaltig, zum Teil mit bisher nicht veröffentlichten Fotos bebildert, beinhaltet eine ausführliche Discografie, die alle offiziellen Alben und Singles, sowie Videos und Booklets enthält, sowie eine Bibliografie, in der auch Sachbücher aufgezählt sind, in denen die Band nur eine kurze Erwähnung findet, und fast alle Europäischen Metal Magazine, die Artikel über die Band veröffentlicht haben, und zwar mit den Angaben zur Ausgabe, dem Jahr und der Seitenummer. 
Des Weiteren ist ein Konzertplan der Band beigefügt, der die Zeitspanne von 1969 bis 2006 umfasst. 

Fazit: Das Buch liest sich sehr flüssig, und ist weit von einer reinen Auflistung von Daten und Fakten entfernt. Die-Hard JUDAS PRIEST Fans werden wahrscheinlich nicht ganz so viele Neuigkeiten aus dem Inhalt ziehen, da die Karriere der Band ja schon unzählige Male in den einschlägigen Metal Magazinen, wenn auch nur kurz, beschrieben wurde. 
Matthias Mader bringt zwar immer wieder mal seine persönliche Einschätzung über bestimmte Alben und Songs zum Ausdruck, was meiner Meinung nach in einer Biografie nicht der Fall sein sollte, aber das wirft einen beim Lesen auch nicht wirklich aus dem Sattel, zumal wenn man sich wie ich, seine eigene Meinung zu den Alben der Band schon längst selber gemacht hat. 
Und da dieses Buch wohl auch niemand lesen wird, der noch nie etwas von der Band gehört hat, ist das für mich zwar ein Kritikpunkt, aber nichts, was dieses Buch nicht empfehlenswert machen würde. 
Für alle, die sich mit der Band bisher noch nicht so ausgiebig in geschriebener Form beschäftigt haben, sei „Der Stählerne Weg Von JUDAS PRIEST“ auf alle Fälle sehr ans Herz gelegt, zumindest bis sich die Band endlich dazu durchringt, eine offizielle Version ihrer Biografie auf den Markt zu bringen. 

I.P. Verlag Jespe/Mader ; Auflage: 1 (Oktober2007) 
256 Seiten / Deutsch 
ISBN – 10: 393162448X 
ISBN – 13: 978-3931624484