AC/DC - Live At River Plate Tipp

acdc_live_at_river_plate

Stil (Spielzeit): Hard Rock (ca. 140 Minuten)
Label/Vertrieb (VÖ): Columbia/Sony Music (06.05.11)
Bewertung: 8/10

Link: http://www.acdc.com

Bei AC/DC-Veröffentlichungen wie der neuen DVD/Blu-ray "Live At River Plate" gibt es im Grunde nur zwei Meinungen: Die einen ärgern sich über die einmal mehr zu einem Großteil völlig gleiche Tracklist und meinen, dass die Australier sich langsam aus dem Rockzirkus zurückziehen sollten. Die anderen sind froh, dass das Quintett seinen Job immer noch mit Spielfreude macht, weiter Material veröffentlicht und immerhin kleine Änderungen vornimmt. Ich zähle mich zu letztgenannter Fraktion.

Klar ist: Bis auf die Songreihenfolge und vier Tracks von "Black Ice" sowie die klitzekleine Live-Rarität "Dog Eat Dog" hat sich im Vergleich zu den letzten Live-Veröffentlichungen wirklich nicht viel verändert, auch die Showeffekte wie die aufblasbare Rosie, die "Hells Bell" und natürlich die Kanonenschläge bei "For Those About To Rock" sind altbekannt. Wenn man jedoch ins Detail geht, offenbaren sich auf "Live At River Plate" einige nette Veränderungen und Varianten. So ist allein die Kulisse mit der entgleisten Lok, die nach einem Intro unter lautem Getöse ins Stadion "fährt" und in "Rock N Roll Train" übergeht, ein Genuss für das Auge. In den ersten Minuten dieses Konzertes, das einen der insgesamt drei Abend in Buenos Aires im Dezember 2009 zeigt, will die Gänsehaut nicht mehr weichen. Verstärkt wird sie noch durch die Erinnerungen an die Konzerte der "Black Ice World Tour", die man selbst erleben durfte. Stetig dümmelt die Lok vor sich hin, spuckt bei "T.N.T." Feuer und ist zusammen mit der atemberaubenden, sehr gut eingefangenen Lightshow einfach eine Wucht. Neben dem "Black Ice"-Opener kommen auch der Titeltrack, "Big Jack" und "War Machine" (einer meiner absoluten Faves der letzten CD) zum Zuge, das noch 2008 in Europa gespielte "Anything Goes" musste leider "Dog Eat Dog" weichen.

Neben dem Bild, das das Geschehen auf der Bühne (wie immer halten sich Cliff Williams und Malcolm Young nahe an den Boxen auf, während Angus Young wie ein irrer Derwisch über die Bühne fegt) genau wie großartige Blicke auf die Menschenmassen im River Plate Stadion einfängt und dezent mit Splitscreens arbeitet, ist der Ton exzellent. Die Instrumente wurden fantastisch abgemischt: Phil Rudd trommelt mit stoischer Ruhe und immenser Wucht, die Gitarren klingen klasse, Brian Johnson liefert die beste Gesangsperformance seit langem ab. Nur der Bass von Williams könnte einen Ticken lauter sein. Die südamerikanischen Fans hingegen könnten kaum lauter sein und bescheren einem oft eine dicke Entenpelle. Die Rückkehr nach Argentinien nach 13 Jahren Abwesenheit wird von den Menschenmassen unglaublich lautstark gefeiert, selbst Strophen und markante Riffs werden lauthals mitgesungen. Einmal mehr machen die Südamerikaner ihrem Ruf als bestes Publikum der Welt alle Ehre. Die Band saugt die Energie der Zuschauer dankend auf und zeigt sich verdammt spielfreudig. Der Angus-Strip bei "The Jack" oder sein exzessives Gitarrenspiel und ausladendes Solo bei "Let There Be Rock" rechtfertigen schon alleine den Kauf dieser DVD. Für ein Grinsen sorgen auch wieder sein "Oi, oi" bei "T.N.T." und das von Johnson herrlich zelebrierte "But you ain't gut the guts" bei "Dirty Deeds Done Dirt Cheap".

Als Bonus gibt es den kompletten Animationsfilm des Konzertbeginns zu sehen, außerdem wartet eine halbstündige Doku namens "The Fan, The Roadie, The Guitar Tech & The Meat" auf einen. Diese ist äußerst sehenswert und sehr emotional (zu schön die Szene beim Radio, als ein Fan mit Sohn Tickets für das Konzert gewinnt und in Tränen aufgelöst ist). Interessante Infos zum Aufbau der Bühne und den Schwierigkeiten des Auftrittsortes (im Stadion sind zwei Schulen beheimatet) sollten jeden AC/DC-Fan zufrieden stellen. Erst in den letzten Minuten kommen auch die Bandmitglieder im Teil "The Meat" zu Wort – das allerdings so kauzig und kultig, dass man sich die zwei, drei Minuten mehrmals hintereinander ansehen kann.

Solange AC/DC noch fit sind und so viel Spaß am Spielen haben wie in Buenos Aires, sollten sie Dokumente davon veröffentlichen, scheißegal, ob die Setlist sich zu 80 Prozent gleicht. Die Australier zelebrieren den Rock wie keine andere Band, und das muss man gesehen und gehört haben. Wer über das technische Equipment verfügt, sollte übrigens zur Blu-ray greifen. Die steckt zwar nicht in einem schönen, mit Logo geprägten Digipack, hat aber dank 32 HD-Kameras ein wirklich spektakuläres, glasklares Bild zu bieten und ist der DVD vorzuziehen.