Fleshgod Apocalypse – Labyrinth Tipp

Fleshgod Apocalypse – Labyrinth
    Symphonic/Technical Death Metal

    Label: Nuclear Blast
    VÖ: 16.08.13
    Bewertung:9/10

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In Italien gibt es einen Höllenschlund, dem erst vor sechs Jahren eine Horde Musiker entstiegen ist. "Erst" deshalb, weil „Labyrinth" schon ihr drittes Album ist und sie mit den beiden ersten schon so manchen Mund offen stehen ließen. Ob die Verknüpfung von Elementen der Klassik mit bestialisch schnellem Todesblei wieder so erfolgreich geklappt hat, lässt sich in zwei Buchstaben sagen: Ja!

Der König wird geboren, entsteigt dem Wasser und wird mit Pauken und Trompeten empfangen. Nach anderthalb Minuten explodieren die Boxen das erste Mal. Und dann noch über fünfzig Minuten lang. Brachiales Geballer in Höchsttempo, wunderschöne Solo-Gitarren und hintergründiges Klavierspiel sind die Zutaten des Openers. Neben dem fiesen Geröchel startet eine Sopranistin durch und gesellt sich zu dem Bassisten als klarem Jodler. Die martialischen Chöre zu Beginn von „Minotaur" werden zu einem Kampf zwischen Beethoven und BEHEMOTH. Epische Stimmen im Stil der Klassik harmonieren mit dem bösartigen Hackbrett der Saiten- und Fellfraktion.

Militärisch marschieren die Sänger in die „Elegy". Dort hat man fast das Gefühl, als ob das Tempo nochmals angezogen wird, was eigentlich kaum möglich ist. Vor allem das tighte Trommeln, gespickt mit Blasts, gibt hier mit seinen abgehackten Rhythmen Vollgas. Wobei die Drums bei FLESHGOD APOCALYPSE generell ein starker Faktor für Aggressivität und natürlich Geschwindigkeit sind. Überraschend echt klingen manche Streicher, die in ruhigen Momenten zum Vorschein kommen. Ruhige Momente? Ja, die gibt es auch im „Labyrinth". Aber dazu später mehr.

Denn dazu gehört nicht unbedingt der unerhört hohe Gesang, sowohl von der Gastsängerin Veronica als auch von Bassmann Paolo, der von der Doublebass flankiert in grenzwertige Regionen vorstößt. „Pathfinder" bietet dann von wunderbaren Gitarren-Leads und flotter Orchestrierung bis zu zackigen Riff-Attacken alles, was das Extremo-Herz schneller schlagen lässt.

Auch wenn es einem so vorkommt, als ob die Italiener mit orchestral-brachialer Gewalt alles niederwalzen, so gibt es doch immer wieder ruhige Momente. Ob dies das eröffnende Klavierspiel beim „Minotaur" oder am Ende von „Towards The Sun" ist, oder immer wieder eingebaute solistische Einzelleistungen, die sich entgegen des sonstigen Geholzes selten in Frickelei verlieren.

Einzigartig ist vielleicht auch, dass der achte Song „Prolog" und der folgende „Epilog" heißt, auch wenn danach noch zwei folgen. Ersterer ist ein sanft gezupftes Intermezzo zum Durchatmen, während der „Epilog" auf ein Wechselspiel klassischen Liedguts mit Metal-Untermalung und deftigem Todesblei setzt. Nach langer Zeit komplexer Prügelei kommt das ausführliche Klavierstück „Labyrinth" zum entspannenden Abschluss gerade recht.

Was lässt sich zusammenfassend über das neue italienische „Labyrinth" sagen?
Vertont wird der Mythos um das Labyrinth von Knossos, in dem nach diversen Querelen zwischen Poseidon, Zeus und anderen der ungeheuerliche Minotaurus versteckt und schließlich getötet wird. FLESHGOD APOCALYPSE haben sich nochmals gesteigert, obwohl man das nach „Agony" kaum glauben kann. Boshaft aggressiv wie BEHEMOTH und bombastisch, wie es DIMMU BORGIR zelebrieren. Der technische Anspruch der Riffs ist versteckter, als es bei Vertretern wie OBSCURA oder SPAWN OF POSSESSION, aber auch CRYPTOSPY oder DYING FETUS der Fall ist.

Insofern muss ich gestehen, dass die CD seit Erhalt täglich mindestens einmal durchläuft, denn es gibt Vieles zu entdecken. Eine emotional zerberstende Mischung aus klassischer Musik und technischem Death Metal findet hier eine einzigartige Symbiose.