Tubelord - Our First American Friends Tipp



Stil (Spielzeit):
Posthardcore, Indie, Emo, Rock, Pop (40:49)
Label/Vertrieb (VÖ): Hassle / Soulfood (22.01.10)
Bewertung: 8,5/10

Link: MySpace

Heute vergeben wir mal einen Preis für das Ungewöhnlich-Sein. Oder anders gefragt: wie genau verschublade ich diese Musik nun? Emo? Indie? Pop? Rock? Posthardcore? Popstemicorock?

Aber genau das ist das Schöne an den diesen Britten: sie lassen sich nicht so wirklich mit solch herkömmlichen Methoden packen. Außerdem ist es auch kein lautes Album mit vielen knallig bunten Hits, die man im Radio hört oder auf dem Weg zur Arbeit vor sich hin pfeift. Und trotzdem bewegt dieses Album – es fasziniert auf eine angenehm unterschwellige Art und Weise. Die Melodien sind toll, aber nicht aufdringlich – trotzdem immer sehr präsent! Und wenn man sich dann noch ansieht, dass die Herren nur zu dritt sind, ist es umso erstaunlicher, was sie hier alles auf die Beine stellen.

Wie am Anfang erwähnt, finden sich hier viele poppige Versatzstücke aus dem Posthardcore/Emo, ohne sie wirklich in diese Schublade gleiten zu lassen. Irgendwie klingen sie dann doch eher wie eine sogenannte Indie-Band, die einfach gute Songs mit vielen Ecken und Kanten schreibt. Die Ecken und Kanten sind mit Sicherheit für viele Hörer die Micky Mouse-Stimme (was mich allerdings hier nicht im geringsten stört), aber wenn man genau hinhört, bekommt man da noch viel mehr geschliffene Ungeschliffenheiten mit. Die krummen Takte, die vielen Breaks, die ganzen Ausflüge in das leicht schräg Musikalische, was ungeübte Ohren unter Umständen verpassen könnten. Aber eben genau diese Details verleihen diesem Album die Tiefe, die es oberflächlich gesehen erst mal gar nicht so leicht offenbart unter den vielen schönen Melodien.

Kurz auf MySpace nachgeschaut und festgestellt, dass sie dort bereits seit 2005 sind und auch hier nicht grade ihr Debüt abliefern – aber das wäre ja auch noch schöner gewesen. Auch wenn es vielleicht nur der britische Touch ist, aber mir fallen zum Beispiel BLOCK PARTY ein, eigentlich auch nur wegen des erwähnten Akzentes und wegen des cleveren musikalischen Ansatzes. Ansonsten natürlich noch einige der 90iger-Jahre EmoCore-Bands – aber wie erwähnt, will das alles nicht so wirklich passen. Und dabei legt es die Band gar nicht so offensiv darauf an, à la „Oh wow, wir sind ja so anders" zu klingen. Sie schreiben einfach gute Songs mit erstklassigen Melodien und zeigen dabei, dass sie mit richtig viel guter Musik sozialisiert worden sind.

Hört euch das Album mit Kopfhörern an und lasst euch einfach mal ganz ohne Erwartungshaltung überraschen. Ich bin noch bis jetzt bei jedem Durchlauf wieder auf kleine Einzelheiten neu aufmerksam geworden. Klasse mit Understatement!
Kai