Kiske / Somerville - s/t Tipp

Kiske_Somerville_-_st

Stil (Spielzeit): Melodic Metal (53:14)
Label/Vertrieb (V.Ö.): Frontiers Records / Soulfood Music (24.09.10)
Bewertung: 8,5/10

Link: http://www.michael-kiske.de
Jahrelang hat sich Ex-HELLOWEEN Sänger Michael Kiske rar gemacht und sich aus der Szene fast völlig zurückgezogen. Was genau passiert ist, dass er jetzt auf einmal wieder Blut geleckt hat wird er sicher selber am Besten wissen. Aber mit seiner eigenen Band UNISONIC feierte auf diversen Festivals in diesem Sommer ein umjubeltes Live Comeback, woran man gut erkennen konnte, dass der Großteil der Fans seine Rückkehr durchaus begrüßte.
Nebenbei war er aber auch als Gastsänger auf Tobias Sammets AVANTASIA Doppelschlag zu hören. Auch wenn ich viele von seinen in den letzten Jahren getätigten Äußerungen über die Szene an sich nicht wirklich nachvollziehen kann, bleibt er für mich einer der wirklich besseren Sänger, und seine Alben mit HELLOWEEN sind für mich durchaus Meilensteine.

Zu der Zusammenarbeit mit Amanda Somerville, mit der Michael Kiske auf einigen Projekten in der Vergangenheit bereits zusammen arbeitete, ohne sie jemals dabei persönlich zu treffen, kam es eigentlich auf Anfrage von Frontiers Records. Und um dabei ganz auf Nummer Sicher zu gehen, wurden mit den PRIMAL FEAR Recken Mat Sinner und Magnus Karlsson zwei absolute Profis fürs Songwriting und die Produktion mit ins Boot geholt, die den beiden Hauptprotagonisten neun der zwölf Songs förmlich auf den Leib, bzw. die Stimmbänder schrieben. Logisch, dass sich Mat (bass) und Magnus (gitarre) nicht nur um die Notenblätter kümmerten, sondern sich auch im Studio direkt die Instrumente umhängten. Für die Drumparts sorgten Martin Schmidt und Ali Rami, die Keyboards spielte Jimmy Kresic ein, und an der zweiten Gitarre heizte Sander Gomanns mit den Fingern übers Griffbrett.

Wer jetzt aufgrund der Zusammensetzung eine Ballade nach der anderen erwartet, wird zum Glück direkt beim flotten Opener mit „Nothing Left To Say" und seinem Ohrwurm Refrain eines Besseren belehrt. Die Halbballade „Silence" kommt dann relativ bombastisch rüber, aber hier zeigt sich zum ersten Mal, wie perfekt die beiden Stimmen zusammen passen.
Man kann aber trotzdem bei jedem Song heraushören, dass Amanda Somerville über die besser ausgebildete Stimme verfügt, aber wahrscheinlich macht gerade dieser Unterschied diese tolle Harmonie aus. „If I Had A Wish" haut dann wieder in die selbe Kerbe wie der Opener, locker, rockig und eingängig, wohingegen „Arise" dann fast schon brutaler rüberkommt, was aber vor allem an der Gitarrenarbeit von Magnus liegt, der es hier richtig krachen lässt. Beim melancholischen „End Of The Road" wurde beim Refrain ebenfalls nicht an Bombast gespart, der Song an sich ist aber sehr einfach gehalten und die Stimmen der beiden Sänger stehen absolut im Mittelpunkt und gehen richtig unter die Haut. „Don't Walk Away" und „A Thousand Suns" sind dann eher eine Mischung aus den bisher gehörten Songs, mit sehr wechselnden Stimmungen, was sehr für Abwechslung sorgt. Sehr gelungen ist gerade bei „A Thousand Suns" das Gitarrensolo und das kurze Zwischenspiel auf der Akustischen Klampfe, was dem Song eine sehr klassische Note verleiht.
Bei „Rain" geht es wieder etwas heftiger zur Sache, und die Stimmen passen sich erneut perfekt der Grundstimmung des Songs an. Egal, ob sie gemeinsam im Duett oder nacheinander singen, die Tonlagen passen einfachen.

„One Light Burning" kommt mit seinen Pianoeinlagen auch sehr melancholisch rüber, aber wenn ich mal ehrlich bin, erwarte ich das von einem Duett KISKE/SOMERVILLE eher als ein Partykracher nach dem anderen. Mit „Devil In Your Heart" kommt einer meiner persönlichen Lieblingssongs der Scheibe, weil er nicht nur musikalisch, sondern auch textlich sehr berührt. Stilistisch geht er in Richtung eingängiger Rocker, und könnte in der Form auch auf einem AVANTASIA Album gut ankommen. Die Ballade „Second Chance" fällt dann ein bisschen ab, weil sie einfach zu glatt klingt, und ihr im Gegensatz zu den anderen Songs dieser Machart etwas die Seele fehlt. Mit dem Stampfer und Bonus Track „Set A Fire" wird das Album dann aber passend abgeschlossen.

Fazit: Dieses Album macht Spaß, keine Frage. Allerdings kann es auch nicht durchgängig zu 100% überzeugen, ohne dabei aber auch wirklich richtig abzufallen. Manchmal kommt eben kein richtiges Bandgefühl während der Songs auf, und man hat das Gefühl, dass einiges mit der heißen Nadel gestrickt wurde, um so schnell wie möglich auf den Markt zu kommen. Ich hoffe aber, es bleibt nicht bei diesem einen Album, und beim zweiten Streich beteiligen sich die Beiden mehr an der Entwicklung der Songs. Das wäre wirklich zu wünschen und interessant zu hören, denn die Stimmen passen perfekt zueinander. Und dass sie es können, hat zumindest Amanda Somerville mit ihren drei eigenen Kompositionen („Arise", „A Thousand Suns" und „Set A Fire") durchaus bewiesen. Hier haben sich definitiv zwei Sänger gesucht und gefunden.