Wenn ein Musiker eine Soloscheibe auf den Markt bringt, sollten sich die Songs vom Material der Hauptband unterscheiden - besonders dann, wenn man bei der Hautband auch noch Hauptsongwriter ist. Mit HANSEN klingt das deutsche Metal-Urgestein eine ganze Ecke rockiger als mit GAMMA RAY, trotz achtminütiger Nummern fährt er nicht den epischen Anspruch seiner Hauptband. Teils ähneln die Nummern sogar dem heutigen HELLOWEEN-Sound - man stelle sich die Halbballade "All Or Nothing" nur mit Andi Deris als Sänger vor... Während die ersten Songs noch ein bisschen heftiger ausgefallen sind (der flotte Opener "Born Free", das an PRIMAL FEAR und IRON SAVIOR erinnernde, aber zu lang geratene Enemies Of Fun" mit Ralf Scheepers und Piet Sielck, der mit Tobi Sammet eingesungene Doublebass-Feger "Making Headlines"), lässt das Tempo in der zweiten Hälfte des Albums merklich nach. Wenn VISIONS OF ATLANTIS-Sängerin Clémentine Delauney im düsteren, durch Growls galligen "Fire And Ice" und den Halbballaden "Left Behind" (sehr schöne Nummer) und "Alll Or Nothing" (etwas schwächer) ihre Stimme im Spiel hat, geht es im Midtempo zur Sache, und auch das eingängige "Burning Bridges" wirkt gezähmter. Einen fetten Doublebass-Hammer hat sich Kai Hansen mit "Follow The Sun" für den Schluss aufgespart.
Einige der HANSEN-Nummern machen wirklich Spaß und sind auf hohem Niveau angesiedelt, andere wiederum trotz prominenter Unterstützung nicht mehr als Durchschnitt oder gar Füllwerk, das man sich nicht mehrmals anhören muss. Mir fehlt an zu vielen Stellen Kais Händchen für richtig geile Hooks, die sich sofort ins Ohr setzen. Auch, wenn es dem Geburtstagskind und seinen Freunden bei den Aufnahmen vorrangig um den eigenen Spaß an der Sache ging: Ich hatte mehr von "XXX - Three Decades In Metal" erwartet.
Unterstützt wird Kai in HANSEN von Eike Freese an der zweiten Gitarre, Alexander Dietz am Bass und Dan Wilding an den Drums. Neben der regulären Einzel-CD ist "XXX - Three Decades Of Metal" übrigens auch als Special Edition erhältlich, auf der die zehn Songs noch einmal als Rough Mixes bzw. Pre Preduction-Versionen ohne Gastsänger zu hören sind. Das ist im Vergleich zu den Albumsongs gerade für eingefleischte Fans sicher interessant, zeigt aber auch, dass die Nummern ohne Gäste kaum noch funktionieren.
Trackliste
01. Born Free:
02. Enemies Of Fun [feat. Ralf Scheepers & Piet Sielck]
03. Cantract Sun [feat. Dee Snider & Steve McT as The Manger]
04. Making Headlines [feat. Tobias Sammet]
05. Stranger In Time [feat. Michael Kiske, Frank Beck, Tobias Sammet & Roland Grapow - Guitar Solo]
06. Fire And Ice [feat. Clementine Delauney, Marcus Bischoff, Richard Sjunnesson & Michael Weikath - Guitar Solo]
07. Left Behind [feat. Alexander Dietz & Clementine Delauney]
08. All Or Nothing [feat. Clémentine Delauney]
09. Burning Bridges [feat. Eike Freese]
10. Follow The Sun [feat. Hansi Kirsch & Tim Hansen - Guitar Solo]

Chrischi
Musik ist immer da. Sie ist ein Geschenk und wird nie vergehen. Sie ist Seelentröster, Stimmungsmacher, Runterbringer, Frustbewältigung, Freiheit und Gefühl. Und weil sie oft genug so unfassbar geil ist, sollten wir drüber reden.
Stile: Metal und (Hard) Rock in allen möglichen Facetten – von knüppelhart über symphonisch bis vertrackt und balladesk.
Bands: Metallica, Iron Maiden, Bruce Dickinson, Blind Guardian, Avantasia, Helloween, Nightwish, Ayreon, Dream Theater, Lorna Shore, Wintersun, Opeth, Foo Fighters, Pearl Jam, Linkin Park, Motörhead, AC/DC, Rammstein, Armored Saint, Night Demon, Hans Zimmer und so verflucht viele mehr ...