Geschrieben von Samstag, 06 Oktober 2012 16:51

Firewind & Leaves' Eyes - Hamburg / Knust

firewind

28.09.2012 – Hamburg. Die Tage werden kürzer, der Vollmond schimmert durch die Straßen und Ozzys Handlanger Gus G bittet zum Tanz ins Knust. Dem Aufruf sind wir gefolgt, jedoch spielt Gus heute nicht für den Madman, sondern ist mit FIREWIND am Start. Mit im Gepäck das neue Album „Few Against Many" und LEAVES' EYES zum Einheizen.


Am Einlass bekomme ich zu meinem Stempel noch einen Abriss mit einer Nummer in die Hand gedrückt, denn heute Abend gibt es noch eine Überraschung – na, ich bin gespannt. Also rein in die gute Stube, und ein Blick ins Publikum zeigt, hier treffen Generationen aufeinander. Ob Vater und Sohnemann, vom jungen Gemüse bis hin zu 50+, es ist alles vertreten.

Pünktlich wie die Maurer erklingt um 21 Uhr „Spirits Masquerade" und LEAVES' EYES machen sich auf der Bühne breit. Allen voran Sängerin Liv Kristine. Das Publikum empfängt die Band unter großem Jubel und genießt die Show. Hübsch in Kleid und Korsett auf High Heels bietet Liv auch etwas fürs Auge, aber wir sind schließlich für die Musik hier. LEAVES' EYES scheinen den Nerv der Meute zu treffen, erste Haare fliegen, aber so richtig springt der Funke noch nicht über. Dies ändert sich schlagartig, als Frontman Alex auf die Bühne prescht und mit „Ocean's Way" loslegt. Zwischen den folgenden Songs feuert er die Leute immer wieder an und macht ordentlich Stimmung. Spätestens bei „My Destiny" feiert jeder, die Band ist mittlerweile aufgetaut und tanzt über die Bühne. Liv singt absolut perfekt und Alex gibt den Rest dazu. Ich würde Liv sehr gerne in einem Duett mit Britta von CRIPPER oder Angela hören, das gäbe sicher einen tollen Kontrast.

„Beim nächsten Song springt ihr alle!", verlangt Fronter Alex. Mit Blick auf die älteren Besucher ergänzt er grinsend: „Wer es im Rücken hat, darf auch klatschen." Somit ist alles gesagt und es geht weiter mit „Melusine". Tatsächlich, der halbe Raum ist am Springen und Klatschen und Alex macht es auf der Bühne gleich. Für den Anfang schon mal nicht schlecht, jedoch sind wir ihm zu ruhig und er animiert erneut: Vergessen wir mal den Fußball, aber heute tritt „Ruhrpott Metal United" gegen „Metal Hamburg United" an: Die Metalheads aus dem Ruhrpott haben einen Tag zuvor bereits lauthals vorgelegt, das kann Hamburg garantiert besser – brüllen wir Alex von der Bühne. Er zeigt sich beeindruckt und überlässt Liv die Bühne. „To France", den Track kennt jeder – es folgt noch einmal Partymachen und mit dem anschließenden „Frojas Theme" verabschiedet sich die Band nach einer guten Stunde, unter tobendem Applaus.


leaveseyes19Setlist LEAVES' EYES:

1. Spirit's Masquerade
2. Velvet Heart
3. Ocean's Way
4. My Destiny
5. Melusine
6. Emerald Island
7. Kråkevisa
8. Take The Devil In Me
9. Elegy
10. To France
11. Frøya's Theme

 

 

 

 

 

 

 

 


Es folgt: FIREWIND! Auf geht's in die totale Eskalation – so schlimm ist es zwar noch nicht, aber die Truppe prescht mit „Wall Of Sound" auf die Bühne und wird sofort lauthals in Empfang genommen. Die Matten werden geschüttelt und die Fäuste in die Luft gestreckt. Umso leichter fällt es der Band, sich von ihrer besten Seite zu zeigen. FIREWIND sind in bester Form und hoch motiviert, uns die Hölle heißzumachen. Gus lässt von Anfang an keine Möglichkeit aus, uns ein fettes Solo um die Ohren zu hauen, und auch Apollo freut sich riesig, wieder in Hamburg spielen zu dürfen. Er stellt uns sofort auf die Probe: „Make some noise!", und das hört man heute noch öfter.

Die Stimmung schien bei LEAVES' EYES auf den ersten Blick etwas besser zu sein, aber Apollo braucht nur mit der Wimper zu zucken und die Meute gehört ihm. Gus und Apollo streiten sich ein wenig um das Rampenlicht, jeder will doch mal im Spot stehen. Bevor das ausartet, schmettern uns die Jungs mit „World On Fire" den nächsten Hit um die Ohren. Wir machen der Truppe auch lautstark klar: wir kennen den Text, und ich bin mir sicher, die brüllen wir heute noch von der Bühne.

Als hätte Gus nicht schon genügend Möglichkeiten uns zu zeigen, was er so drauf hat, fällt schließlich der Spot auf ihn und er legt los. Absoluter Wahnsinn, wie er die Saiten im Griff hat. Wenn dieser Poser direkt vor einem steht und sein Solo raushaut, ist das schon eine Offenbarung. Ich könnte ihm jederzeit in seine Klampfe greifen, aber so mache ich mir wohl keine Freunde. Da Gus nur gegen Applaus spielt, machen wir selbstverständlich ordentlich Krach, wir wollen schließlich niemanden enttäuschen. Lautstark umjubeln wir die Rampensau, der fragt noch nach unserem Wohlbefinden und lässt sich bestätigen, wie begeistert wir vom neuen Album sind. Anschließend gibt's noch eine Nummer vom besagten Werk.

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"Hells Bells" – nicht ganz, aber das Intro zu „Loosing My Mind" klingt dem schon ähnlich. Textsicher werden der Refrain mit lauter Stimme mitgegrölt, die Fäuste in die Luft gestreckt und die Helden auf der Bühne gebührend gefeiert. Apollo rutscht ein „Crazy" raus. Etwas Ruhe tritt ein, da alle mit großen Augen Gus auf die Finger schauen. Die Stimmung kocht deshalb nicht durchgehend, aber wir haben unseren Spaß.

Gus lässt die Saiten kreischen und stimmt uns auf „Mercenary Man" ein, perfekt gesungen von Apollo und mit epischem Refrain. Anschließend fällt der Spot auf Bob am Keyboard. Der haut ordentlich in die Tasten und ist selbstverständlich ebenfalls nur auf Applaus aus. Bob spielt für Lärm, und da er seine Sache unglaublich gut macht, brüllen wir ihn so lange an, bis er keine Lust mehr hat. Aber weit gefehlt, hoch motiviert lässt er die Tasten rauchen und wir dürfen große Augen machen. Anschließend ertönen aus seiner Orgel die ersten Melodien zu „Angels Forgive Me". Gus steigt mit fetten Riffs ein, scheint jedoch etwas unterfordert ohne Spielereien im Riff. Haare fliegen durch die Luft und es wird gebangt, was das Zeug hält.

Apollo meldet sich wieder zu Wort und will uns nun singen hören. Er legt vor und wir machen es nach, dem Anschein nach sind wir überqualifiziert und reinste Naturtalente. Ob hoch oder tief gesungen, Apollo staunt nicht schlecht. Auch halb und halb abwechselnd funktioniert tadellos. Zur Belohnung gibt es nun einen Song vom neuen Album. Die ersten Töne zu „Glorious" werden gespielt und der halbe Saal beginnt zu springen und zu klatschen. Apollo hält regelmäßig das Mikrofon samt Ständer in die Menge und hört gar nicht mehr auf zu grinsen. Ratzfatz geht es weiter im Set, „Til The End Of Time" lädt ebenso zum Mitgrölen und Luftgitarre spielen ein. Mit „I Am The Anger" gibt es einen alten Kracher vom "Burning Earth" Album. Bevor die Herren von der Bühne verschwinden, schmettern sie uns noch die kräftige Hymne „Tyranny" um die Ohren, und es wird ausgelassen gefeiert, bis schließlich das Licht ausgeht und der letzte Ton verstummt. Aber ruhig ist es trotzdem nicht, schließlich sind wir heute die „Masters Of Lärm" und lassen nicht locker, bis sich die Rockstars erbarmen und erneut auf die Bühne stiefeln.

Das markante Intro zu „Into The Fire" erklingt, das Licht geht wieder an und die Band lädt zum letzten Tanz ein. Theoretisch können die Herren noch die Nacht durchrocken, die sind weiterhin fit wie ein Turnschuh. Nach „Into The Fire" meldet sich Gus zu Wort und kommt auf die angekündigte Überraschung zu sprechen. Die kann sich sehen lassen, eine Signature Gitarre aus dem Hause LTD. Einzige Voraussetzung: Heute anwesend sein und etwas Losglück. Daumendrücken ist angesagt, leider zwecklos, denn das Glück ist heute nicht auf meiner Seite: Während ich noch die Zahlen auf meinem Los vergleiche, höre ich bereits die glückliche Siegerin jubeln. Na gut, freuen wir uns ausnahmsweise für ihr Glück. Sie kann zwar noch nicht spielen, aber das soll sich nun ändern. Wenn Gus einem persönlich eine Gitarre in die Hand drückt, hätte ich auch nichts anderes gesagt.

So sehen Sieger aus


Nachdem die Übergabe der Gitarre gebührend zelebriert wurde, geht's weiter im Set. Nun gibt es Verstärkung von Sängerin Liv, die sich extra umgezogen hat und weiterhin eine gute Figur macht. „Breaking The Silence" wird nun zum Besten gegeben. Liv tanzt ein wenig mit den Herren auf der Bühne und greift Apollo unter die Arme, wenn es in die stimmlichen Höhen geht. Unfassbar, aber die Zeit ist verflogen und wir rocken nun zum letzten Song gemeinsam ab. „Falling To Pieces" wird angespielt. „Jump the fuck up!" lässt Apollo verlauten, und ohne zu zögern springt die gesamte Meute im Akkord. Gus und Liv steigen von der Bühne hinunter ins Publikum und rocken gemeinsam mit uns ab.

Ein Wahnsinns-Abend neigt sich nun dem Ende zu, jeder sollte auf seine Kosten gekommen sein. Die Bands haben großzügig gerockt und wurden zu Recht gebührend abgefeiert. Ich hoffe, dass sich die Griechen bald wieder hier sehen lassen, Party kann man schließlich immer machen.

Setlist FIREWIND:

1. Wall of Sound
2. Head Up High
3. Destination Forever
4. Few Against Many
5. Insanity
6. World on Fire
7. Guitar Solo
8. The Fire and the Fury
9. Losing My Mind
10. Mercenary Man
11. Keyboard Solo
12. Angels Forgive Me
13. Glorious
14. Till the End of Time
15. I Am The Anger
16. Tyranny

Zugabe:
17. Into the Fire
18. Breaking the Silence (ft Liv Kristine)
19. Falling To Pieces

Fotos © BurnYourEars / Cengiz Aglamaz

Cengiz

Seit 2012 bin ich mit Kamera und offenem Ohr für BurnYourEars unterwegs.

Mein musikalischer Horizont kennt keine Grenzen: Von synthlastigem Metal über Rap bis hin zu Screamo – Hauptsache, es groovt und hat Tiefgang.

Live-Konzerte sind meine Passion. Zahllose Gigs und Festivals später bin ich immer noch süchtig nach der Energie, die nur Live-Performances entfachen können. Denn egal wie brillant eine Platte klingt, erst auf der Bühne zeigt sich die wahre Magie einer Band.

Meine All-Time-Favourites? Machine Head, Heaven Shall Burn und Parkway Drive (bis "Reverence"). Aber meine Playlist ist so vielfältig wie ein Festivalprogramm – von Crossfaith bis Lamb of God ist alles dabei.

Wer einen Blick auf meine fotografische Reise durch die Musikwelt werfen möchte: Mein Portfolio mit Konzertbildern seit 2012 findet ihr auf fotocengiz.de.