Geschrieben von Samstag, 25 Januar 2014 14:24

Primal Fear - Interview zu "Delivering The Black" mit Mat Sinner

PRIMAL FEAR haben mit „Delivering The Black" ein Hammer-Album am Start, das es schafft, sich von dem eh schon starken Backkatalog der Band abzuheben. Bassist und Gründungsmitglied Mat Sinner nahm sich die Zeit, uns ein paar Fragen zum neuen Werk und zu PRIMAL FEAR im allgemeinen zu beantworten.

Hi Mat, bist du nach deiner Schleimbeutelentzündung, die dich ja außer Gefecht gesetzt und im Dezember zur Absage des SINFEST geführt hat, wieder vollständig genesen?

Leider nicht zu hundert Prozent, aber man kommt an den Punkt, wo man es akzeptiert und es muss ja weitergehen.

Ihr habt mit „Delivering The Black" erneut ein saustarkes Metal Album veröffentlicht und bei uns 10 von 10 Punkten eingefahren. Bist du allgemein mit den bisherigen Kritiken zufrieden?

Absolut – sensationell, was wir da täglich zu lesen bekommen und wie grandios die CD auf der ganzen Welt ankommt. Hatten wir noch nie in dieser Form!

Stillstand gibt es bei PRIMAL FEAR ja nicht und so ist eigentlich von Album zu Album eine Entwicklung zu erkennen, ohne dass ihr dabei eure eigentlichen Trademarks ändert. Was ist für dich die größte Veränderung oder Entwicklung von a) eurem selbstbetitelten Debüt (1998) zu „Delivering The Black und b) von „Unbreakable" (2012) zu „Delivering The Black"?

Unser Ziel war es, bessere Songs zu schreiben, bessere Riffs und bessere Melodien. Jeder einzelne Musiker hatte sich vorgenommen, seine Performance im Detail zu verbessern und wir wollten im Hinblick auf Produktion und Sound noch eine Schippe drauflegen. Das waren unsere Ziele, verglichen mit „Unbreakable", und diese haben wir für uns auch intern erreicht.
Gegenüber dem Debüt Album ist das natürlich total anders. Wir haben in den letzten 15 Jahren so viel gelernt, sind mittlerweile alle Profis und die Unterschiede sind schon krass in allen Details – obwohl unser erstes Album mit seinen Songs und dem Spirit immer ein Klassiker bleiben wird.

Dass ihr alle auf „Delivering The Black" eine saustarke Leistung abgeliefert habt, spiegelt sich unter anderem ja auch in den 10 Punkten wider. Mich hat aber ganz besonders die Leistung von Ralf begeistert, der nie zuvor so variabel und abwechslungsreich gesungen hat. Gibst du mir in dem Punkt Recht und was schätzt du besonders an Ralf als Musiker und Mensch?

Absolut, Ralf hatte die gleichen Ziele wie alle anderen Musiker auch, und dazu gehört, sich weiterhin zu steigern – und für mich hat er auf der neuen Produktion eine eindrucksvolle Leistung abgeliefert. Wir arbeiten kreativ und sehr freundschaftlich zusammen, kennen uns mittlerweile gut und sind positiv Verrückte! Das passt!

Wenn es ans Songwriting geht, was kommt bei euch zuerst, die Musik oder die Texte?

Ich will das mal für diese Produktion erklären. Magnus Karlsson und ich haben die Basis der Musik zusammen geschrieben, dann wurde Ralf involviert und wir haben an den Gesangslinien und den Texten zusammen gearbeitet. Nach diesem Prozess arbeiten wir normalerweise an einer sehr gezielten Pre-Production und mit dieser bereitet sich jeder Musiker auf die Recordings vor. Dann gehen wir in ein amtliches Studio und arbeiten an den einzelnen Songs. Alex war sehr mit SILENT FORCE beschäftigt, deswegen war er dieses Mal etwas weniger beim Songwriting beteiligt. Das war ein Kompromiss, aber nächstes Mal ist er sicherlich wieder mehr involviert.

Es gibt Bands, die 30 oder 40 Songs für ein Album schreiben und sich dann erst im Studio auf die endgültigen zehn oder 12 Songs festlegen, die dann aufs Album kommen. Wie läuft das bei PRIMAL FEAR ab?

Wir schreiben 16 bis 20 neue Songs für ein Album und reduzieren dann final auf 12 bis 13.

Entspringen eure Lyrics der reinen Fantasie oder nehmen sie auch Bezug auf reale Ereignisse oder Erfahrungen, die ihr gemacht habt?

Beides – und das hat auch seine Berechtigung. Wichtig ist, dass die Lyrics zu der Atmosphäre des Songs passen!

Ihr habt mit „One Night In December" einen Song am Start, der sich alleine von seiner Länge von über 10 Minuten von euren anderen Titeln unterscheidet, der aber auch von der epischen Grundstimmung etwas ganz Besonderes darstellt. War das geplant, oder hat sich der Song während der Arbeiten zu diesem Monumentalwerk entwickelt?

Nein, wir haben einfach Bock, solche Songs zu schreiben und zu produzieren. Das ist ein Part von PRIMAL FEAR, der für mich persönlich wichtig ist und die kleinen, musikalischen Ausflüge müssen auch in Zukunft stattfinden.

Wie lange habt ihr an den zehn Songs gearbeitet? Und kannst du dich noch erinnern, welcher am schnellsten fertig war und für welche Nummer ihr die meiste Zeit investiert habt?

Wir haben zwölf Songs aufgenommen und dazu eine spezielle Single Version von „When Death Comes Knocking" – das ist dann alles auf der Limited Edition drauf. Am meisten Zeit hat „One Night In December" benötigt. Bis ich mit so einem Arrangement und den vielen verschiedenen Parts, Tempi- und Harmoniewechseln einverstanden bin, dauert es natürlich länger, als bei einem straighten Vier-Minuten-Metaltrack.

Seitdem ich weiß, dass du (wie ich übrigens auch) bekennender THIN LIZZY Fan bist, höre ich auch aus den älteren Alben öfter Passagen heraus, die ich mit dieser Band in Verbindung bringe. Bilde ich mir das jetzt nur ein? Auf dem aktuellen Album hat mich vor allem beim Titeltrack eines der beiden Soli durch die Double-Lead-Passagen total an Lizzy erinnert.

Bei PRIMAL FEAR erinnert mich nicht so viel an Lizzy, das hebe ich mir für SINNER auf, aber natürlich arbeiten wir mit zwei Lead Gitarristen, die viele Harmoniesoli miteinander spielen – deswegen kann das hier und da mal durchschimmern.

Der Sound der aktuellen Scheibe ist unglaublich druckvoll geworden. Wo habt ihr aufgenommen und wer war für den Mix verantwortlich?

Wir haben wie immer im House Of Music aufgenommen, in der Nähe von Stuttgart, und mit Jacob Hansen in Dänemark abgemischt. Zum Großteil ist aber die Performance der Musiker für den Gesamtsound verantwortlich, dazu hat Jacob einen Klassejob abgeliefert.

Hast du schon eine Idee, welche Songs es von „Delivering The Black" auf die Live Setlist schaffen werden? Es sind ja einige Headbanger wie zum Beispiel „King For A Day", „Road To Asylum" oder das erste Video „When Death Comes Knocking" dabei, die sich förmlich aufdrängen.

Wir spielen auf der Europa-Tour fünf Songs vom neuen Album und weitere zehn Songs mit Klassikern aller unserer CDs. Zwei von drei deiner Songs stimmen, haha!

Zehn Studioalben – da ist es bestimmt nicht einfach, überhaupt eine Setlist zusammen zu stellen, mit dem jeder Fan zufrieden ist. Wenn du auf alle PRIMAL FEAR Alben zurückblickst, welches sind dann deine Lieblingssongs und warum?

Ich habe auf jeder PRIMAL FEAR Platte einen Lieblingssong, manchmal zwei, aber grundsätzlich versuchen wir eine spannende Setlist zusammenzustellen, auch mit ein paar Überraschungen.

Du bist in Sachen Musik ja ziemlich hyperaktiv und an vielen Bands und Projekten beteiligt. Wie schaffst du es, dich immer so zu motivieren, dass dabei nie etwas Mittelmäßiges herauskommt?

Ich kann es mir erlauben, nur noch mit Musikern zu arbeiten, von denen ich zu hundert Prozent überzeugt bin und ich mir sicher bin, dass man etwas Fantastisches kreieren kann. Der Spirit und die Chemie müssen stimmen, dann bin ich dabei!

Gibt es eventuell noch Kollegen, mit denen du gerne mal was zusammen machen würdest und wo sich die Gelegenheit einfach noch nicht ergeben hat?

Na klar, da gibt es sehr viele Kollegen, mit denen ich gerne arbeiten würde – aber es muss für beide Seiten passen und die Vision muss stimmen.

Welches Album war das letzte, dass du dir gekauft hast und welches sind deine persönlichen Top 3 all time Alben?

Five Finger Death Punch, Vol. 2 von The Wrong Side Of Heaven, Deep Purple - Burn, The Police - Synchronicity, Thin Lizzy - Live & Dangerous

Mat, hast du noch ein paar abschließende Worte für unsere Leser?

Happy New Year wünsche ich allen und hoffe, ihr kommt zahlreich zu unseren Konzerten und euch gefällt „Delivering The Black" genauso gut wie uns und der BurnYourEars Redaktion!

Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast – ich freue mich schon darauf, euch live zu sehen.

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