Geschrieben von Samstag, 23 Februar 2013 16:10

Cannibal Corpse, DevilDriver, The Black Dahlia Murder & Hour Of Penance - Substage / Karlsruhe

CANNIBAL CORPSE werden 25! Fast drei Jahrzehnte feinstes Death Metal Gebolze auf hohem Niveau – wenn CANNIBAL CORPSE Jubiläum feiern, dann weiß man so ungefähr, was einen erwarten kann und sollte als wohlerzogener Metalfan gratulieren. Zumal die CORPSE Crew mit HOURS OF PENANCE, THE BLACK DAHLIA MURDER und DEVILDRIVER noch drei weitere interessante Bands im Gepäck hatten. Also nix wie ab ins verfrühte Wochenende – CANNIBAL COPRSE blasen im Substage Karlsruhe am 21.02.2013 zur blutigen Nackenattacke!

Da immerhin vier Bands vor uns lagen, wurde im Substage pünktlich eröffnet und mindestens 90 Prozent der Gäste waren auch schon da. „Ausverkauft" wurde zwar nicht gemeldet, es war aber mit Sicherheit kurz davor, denn der Club war rappelvoll. Da ich einige Minuten zu spät war, hieß es also: Rein in den Club, ab in den Fotograben, denn die erste Band hatte schon losgelegt.

HOUR OF PENANCE aus Italien spielen anspruchsvollen technischen Death Metal und haben einen guten Stil. Der kleine Sänger gröhlte sich wie ein Großer durch das kalte Set und auch der Bassist gab richtig Gas, kein Wunder bei dem praktisch schon komplett gefüllten Club. Das animiert sicherlich zusätzlich. Allerdings habe ich danach an einigen Ecken Wortfetzen aufgeschnappt, die meine Meinung widerspiegeln: „ Hört sich an wie BEHEMOTH, aber die sind halt um Klassen besser...". BEHEMOTH sind eben einfach momentan die Macht, an der sich alle messen müssen, wenn sie nicht gerade wie manche junge Bands auch andere Elemente integrieren, sondern düsteren technischen Death Metal zocken wollen. Der Sound hätte etwas differenzierter sein können, denn HOUR OF PENANCE spielen sehr detailreiche Stücke und konnten sicher einige der Anwesenden überzeugen. Zumal sie auch kurz „Hammer Smashed Face" anspielten, was natürlich gut ankam beim Publikum.

Der nächste Slot war für die Melodic Death Metal Combo THE BLACK DAHLIA MURDER aus Michigan reserviert. Der Band eilt der Ruf einer impulsiven Liveband voraus, der an diesem Abend nur bedingt bestätigt wurde. Wer ganz genau hinschaut, sieht, dass der Bassist und der Sänger sich die Seele aus dem Leib posieren, während die anderen eher zurückhaltend sind. Aber was soll's, auf die Musik kommt es an. BLACK DAHLIA MURDER können auf viele gute Songs zurückgreifen und präsentieren als Opener das geniale „A Shrine To Madness". Nennt mich kleinlich, aber live geht viel von dem anspruchsvollen Arrangement verloren. Der Sänger hat beide Facetten des Gesangs einwandfrei drauf und auch die Griffe sitzen, aber so richtig können sich die Stücke live nicht entfalten. Einfacher hatten es THE BLACK DAHLIA MURDER schon mit etwas groberen Stücken wie „On Stirring Seas Of Salted Blood" oder Klassikern wie „Miasma" und „Necropolis".

Trevor Strnad ist schon ein komischer Typ – im Grunde tut er fast nichts anderes als Barney von NAPALM DEATH, aber bei ihm sieht es irgendwie seltsam aus und man hat den Eindruck, er sei vollkommen aus dem Takt. Das Publikum schien das überhaupt nicht zu stören, da wurden Pits gestartet und ordentlich gebangt und gefistet. Selbst als Trevor obligatorisch sein Shirt auszog (wenn man sich's figurmäßig leisten kann...) tat das der Stimmung absolut keinen Abbruch. THE BLACK DAHLIA MURDER haben ein hervorragendes, unterhaltsames Konzert gespielt und sicher die zahlreichen Fans, die nur wegen ihnen gekommen waren, mehr als zufrieden gestellt. Wenn man zwischen den Grunz- und Schreiattacken das glücklich grinsende Gesicht des Sängers sieht, dann verzeiht man auch so manche Zappelei.

Gegen halb zehn war Zeit für DEVILDRIVER aus Santa Barbara. Dez Farfara kam nicht auf die Bühne, sondern schoss katapultartig auf dieselbe. Was der Mann in seinem Alter für eine Energie hat, ist unglaublich. Die komplette Band gab, wie immer, alles und ließ nicht locker, das Publikum zu animieren. Seinem Titel „Meister der Pits" macht er an diesem Abend wieder alle Ehre. Schon beim ersten Song strömten die Crowdsurfer gen Bühne und im Hause DEVILDRIVER wird man als Fan noch anständig vom Chef persönlich abgeklatscht. Einige fanden das so genial, dass sie gleich mehrmals nach vorne surften.

DEVILDRIVER taten, was sie eigentlich immer tun: Sie fackelten ein wahres Hitfeuerwerk ab und schossen mit der Durchschlagskraft einer Atombombe. Es gab Pits ohne Ende und bei diesem Sound konnte wohl kaum einer stillstehen, so dass das komplette Substage am bangen, rennen und springen war. Dez knüpfte sich die Tribüne vor: „... denkt ihr, ihr könnt euch über uns erheben? Wir sind alle gleich, kommt in den verdammten Pit!"

DEVILDRIVER ballerten sich durch die komplette Diskografie, die Ansagen hielten sich relativ knapp und egal ob „Pure Sincerity", „Cry For Me Sky (Eulogy of the Scorned)", „End Of The Line", „Mountain", „Clouds Over California", „Meet The Wretched"... was auch immer DEVILDRIVER spielten, es knallte! Lediglich das Mitsingen war nicht so optimal: als Dez bei "I Could Care Less" das "..my name" hören wollte, zeigte sich das Publikum eher schwach auf der Brust. Es heißt ja auch „get in the fucking pit" und nicht „sing this fucking song".

Ein Konzert von DEVILDRIVER ist es immer wieder wert, auch mal ein Stückchen zu fahren. Die Band wird noch in diesem Sommer ein neues Album veröffentlichen und im Anschluss hoffentlich wieder in Deutschland touren. Neue Stücke gab es zwar noch nicht, aber ich bin da ganz zuversichtlich. Meine Kondition war nach der wilden Raserei pünktlich zum letzten Stück zu Ende, so dass ich filmen konnte. Ich hätte auch jeden anderen Song filmen können, die Stimmung war durchgehend gleich kochend. Auch DEVILDRIVER huldigten den ersten beiden Bands und gaben eine kleine Vorschau auf den CORPSE Sound. Nach über einer Stunde DEVILDRIVER war der Durst entsprechend groß und alle strömten zur Bar. Das Personal vom Substage meisterte den Andrang aber wieder souverän und freundlich. Einfach der beste Club in der Umgebung!



Ungefähr viertel vor 23 Uhr war es dann Zeit für die amerikanische Todesschwadrone, die dieses Jahr tatsächlich ihren 25. (!) Geburtstag feiern: CANNIBAL CORPSE! Es war deutlich zu sehen, dass Fisherman and friends („Sind sie zu stark, bist du zu schwach!") nicht nur meine Altersgruppe damals zum Death Metal gebracht haben, sondern weiterhin massig Nachwuchs für diese Szene rekrutieren. Das Publikum war bunt gemischt und heiß auf CORPSE. CANNIBAL CORPSE sind eine dieser wahren Metalbands, die sich einen Haufen Scheiß auf ihren Status einbilden und einfach nur Metal spielen und leben wollen. George „Corpsegrinder" Fisher ist sicherlich einer der sympathischsten Frontmänner im Business.

CANNIBAL CORPSE kamen raus und donnerten sofort ohne langen Schnick Schnack mit „Demented Aggression" los. Der Corpsegrinder bangte erbarmungslos von vorne, die erste Reihe euphorisch von hinten und ich wurde im Fotograben von Haaren durchgepeitscht und angeweht. Grandios! Schon alleine Alex beim Bass spielen zu beobachten, ist das Konzert wert.

Wen das „Grunzen" auf Platte nervt, der sollte mal einen Auftritt von CANNIBAL CORPSE schauen. Live ziehen die Amis echt mit und der kompromisslose Sound steckt an. Da mir die aktuelle Platte „Torture" sehr gut gefallen hat, war ich erfreut über den großen Anteil an neuem Material. Besonders „Scourge Of Iron" ist live der Oberhammer, das drückende Stück zwingt dich in die Knie und auch „Evisceration Plague" kommt live sehr geil. Kollektiv wurde friedlich den harten Klängen gehuldigt und nachdem ich die schwere Kamera los war, konnte auch ich mich endlich hemmungslos dem Sound der CORPSE hingeben.

Auch wenn einige Konzertbesucher im Vorfeld ihre Grunzkünste zeigten: Nur der Corpsegrinder weiß, wo der blutige Hammer wirklich hängt, und mir wäre es tatsächlich egal gewesen, welche Songs er zum Besten gibt! Wer ihn sieht, wird keinen anderen Gesang vermuten, da passt die Kunst zur Optik: Death Metal und Grabesstimme, was braucht man mehr? Mittlerweile sind CANNIBAL CORPSE schon so weit, dass nicht ab dem ersten Song „Hammer Smashed Face" geschrien wird, sondern schon bevor die Band die Bühne betritt. Natürlich gab es auch das Stück noch, absoluter Flashback und noch immer ein grandioses, rohes Stück purer Death Metal. Wenn Typen tatsächlich mit über 40 ihr Geld mit Death Metal verdienen, dann hat schon das alleine Respekt verdient.

Vollkommen fertig von meinem ersten deftigen Konzert in diesem Jahr verließ ich dann alleine (Leute verloren... ist klar), glücklich und zufrieden das Substage. Der Abend hallt noch bis jetzt nach, besonders DEVILDRIVER und CANNIBAL CORPSE haben mich mächtig beeindruckt. Beides gestandene Fronter, hervorragende Musiker und somit ein gelungenes Jubiläum. Von mir aus dürfen CANNIBAL CORPSE gerne noch mindesten 25 Jahre weiterknüppeln!