Der Raum ist noch relativ leer und die Truppe steht gut gelaunt auf der Bühne, um uns einzuheizen. Nicht dass dies unbedingt nötig wäre, schließlich ist es schon so glühend heiß. Geboten wird sehr eingängiges Deathcore Geschrammel, zu dem man dezent abgehen kann. Die meisten Leute sparen sich ihre Kräfte auf und geben hin und wieder verhalten Applaus. Etwas langweiliger Hardcore mit reichlich Breakdowns und wenig Abwechslung – wirkt etwas fehlplatziert im heutigen Aufgebot.
Da klingt die zweite Band eindeutig vielversprechender: PHILM mit Dave Lombardo am Schlagzeug geben sich die Ehre und Dave macht sich großartig, auch ohne SLAYER. Sein Drumset ist auf vier Trommeln geschrumpft, aber weniger ist mehr, wie er uns beweist. Bassist Pancho Tomaselli und Gitarrist / Sänger Gerry Nestler machen das progressive Trio komplett. Der Club füllt sich langsam und die Band findet reichlich Anklang – vom Sound her irgendwo zwischen Prog, Heavy Rock und Blues, dazu gibt's noch reichlich Gitarrensoli und Daves großartiges Talent an den Drums. Die Leute gehen gut ab und machen ordentlich mit.
Eine Band trennt uns noch vom Headliner. SYLOSIS ist eine astreine Thrashmetal Kapelle und kickt ordentlich Ärsche. Garniert mit Einflüssen aus Deathmetal können die Jungs vom ersten Moment an überzeugen. Es werden reichlich Matten geschwungen und es wird ordentlich gejubelt. Die Band wirkt sehr routiniert, lässt aber kaum einen Moment aus, um die Meute weiter anzustacheln. Schließlich gehen auch die Fäuste in die Luft und gegen Ende legen SYLOSIS noch eine ordentliche Schippe drauf und geben richtig Feuer. Die Kombination aus Thrash und Melodeath wird gnadenlos abgefeiert.
Schließlich ist es so weit, um 22:15 Uhr geht das Licht ein letztes Mal aus und Chris Adler setzt sich hinter die Drums. Das Intro ertönt und zu "Desolation" prescht Randy auf die Bühne. Die Meute geht steil und feiert LAMB OF GOD von der ersten Sekunde an. Es wird lautstark mitgebrüllt und weder die Meute noch Randy stehen einen Moment lang still. "Ghost Walking" und "Walk With Me In Hell" machen den Drilling zum Anfang perfekt und sorgen für eine Mörderstimmung. Doch LAMB OF GOD kennen kein Erbarmen und zünden mit "Set To Fail" die nächste Nummer. Man kann einfach nicht anders, als mit der Band abzugehen und sich in den Pit zu stürzen. So kommt immerhin Bewegung in die Meute und die Luft zirkuliert.
Bei "Something To Die For" hält uns Randy durchgehend das Mikro vor die Nase. Selbstverständlich sind wir alle textsicher und brüllen bis zur Heiserkeit. Nach "11th Hour" meldet sich Randy zu Wort und kündigt einen "Beerdrinking Song" an, schließlich "Is German Beer the best Beer in the World. Prost Motherfucker!". Die Fäuste gehen in die Luft und Randy bläst zu "The Undertow" an. Die Nummer lädt zum Tanzen ein und ein kleiner Circle Pit wird gestartet - "Sing it for me!". Nach "Contractor" verlassen LAMB OF GOD die Bühne und das Intro zu "In Your Words" ertönt.
Während sich Randy an die Seite setzt und eine Zigarette raucht, sammeln wir unsere letzten Kräfte, um zur Zugabe noch einmal alles zu geben. Sobald das erste Riff ertönt und die Band wieder auf der Bühne steht, dreht die Meute völlig ab. "Laid To Rest" wird angekündigt und die Mittelfinger gehen in die Luft. Bevor es schließlich weiter geht, kommt Randy auf David Hasselhoff zu sprechen: "He's a sexy Motherfucker!", wo jedoch der Zusammenhang mit "Redneck" liegt, weiß ich nicht. Die ersten Riffs ertönen und die Meute legt nochmals eine Schippe drauf. Die ganze Show über strotzen alle vor unendlicher Energie, aber "Redneck" toppt noch mal alles. Jede Zeile wird lauthals mitgebrüllt und Randy zeigt sich sichtlich zufrieden mit uns.
Nach knappen 75 Minuten bleibt noch "Black Label" als allerletzte Nummer und schließlich verlassen LAMB OF GOD die Bühne unter tobendem Applaus und Geschrei. Solch eine energiegeladene Show habe ich schon lange nicht mehr erlebt – halb tot und glücklich machen wir uns auf den Weg in die Nacht.
Setlist LAMB OF GOD
- Desolation
- Ghost Walking
- Walk With Me In Hell
- Set To Fail
- Ruin
- Something To Die For
- 11th Hour
- The Undertow
- Omerta
- Contractor
- In Your Words
- Laid To Rest
- Redneck
- Black Label