Volles Haus im Mehr! Theater. Die vier Jahre lang ersehnte Rückkehr der Niederländer scheint schon vor Showbeginn ein voller Erfolg zu sein. Die zweistöckige Konzerthalle unweit des Hauptbahnhofs ist bis auf den letzten Platz gefüllt, die Schlangen vor dem Merchstand sind beachtlich – WITHIN TEMPTATION haben während ihrer Pause offensichtlich nichts von ihrem gehobenen Status eingebüßt. Wer kein Ticket mehr ergattern konnte, kann die Show immerhin per Live-Stream auf Facebook verfolgen.
Beyond The Black
Im Internet nicht verfügbar ist jedoch der Auftritt der einzigen Vorband BEYOND THE BLACK, welche sich als deutsche Vertreter des Genres in das Billing einreiht. Zu der Kontroverse, welche die Band entfacht, soll an dieser Stelle nicht mehr viel hinzugefügt werden – Line-Up-Umbrüche, externe Songwriter und Studiomusiker zeichnen ein Bild, von welchem sich jeder selbst eine Meinung bilden kann.
Fakt ist, dass der manchmal generisch anmutenden Musik des Sextetts das Live-Potenzial nicht abzusprechen ist. Hits wie "Lost In Forever“ oder "In The Shadows“ zünden an diesem Abend auch in Hamburg, sodass die Truppe um Sängerin Jennifer Haben keine Probleme hat, die Menge zu animieren. Die Fronterin steht dabei stets im Zentrum der Aufmerksamkeit und bannt die Blicke dank einer beachtlichen Bühnenpräsenz. Der Rest der Band verkommt zu gesichtslosen Statisten. Ein handwerklich makelloser Auftritt, welcher allerdings auch sinnbildlich für das Projekt BEYOND THE BLACK steht.
Setlist (ohne Gewähr):
- Paint It Black (Intro)
- Heart Of The Hurricane
- Lost In Forever
- When Angels Fall
- In The Shadows
- Million Lightyears
- Shine And Shade
- Hallelujah
Within Temptation
Während der halbstündigen Umbaupause für den Headliner wird klar, dass die Niederländer keineswegs an den Bühnenaufbauten gespart haben. In der Dunkelheit der Bühne lassen sich schon vor Showbeginn die schwachen Konturen gewaltiger Bildschirme und Podeste ausmachen. Als diese zum Opener "Raise Your Banner“ zum Leben erwachen, ist der Jubel groß. Sharon den Adel betritt mit wehendem Banner die Bühne, während die Saitenfraktion um Robert Westerholt von der ersten Minute an Betrieb macht.
Die ersten Minuten des Sets überraschen, gleich drei Songs vom kommenden Album "Resist“ werden aneinandergereiht. So braucht es Zeit, bis das Hamburger Publikum auftaut. Die ungewohnten Klänge in Form von "Endless War“ oder "Supernova“ werden interessiert, wenn auch nicht euphorisch aufgenommen. Der Mut, mit insgesamt fünf unveröffentlichten Stücken im Set aufzutreten, nötigt allerdings allen Anwesenden Respekt ab.
Ansonsten liefern die Niederländer genau das ab, was von ihnen erwartet wird. Mit "All I Need“, "Shot In The Dark“, "Faster“ und "Paradies (What About Us?)“ reiht sich Hit an Hit, die Reaktionen lassen hier nicht lange auf sich warten. WITHIN TEMPTATION werden von ihren Fans ausgiebig gefeiert, verdienen sich dies aber auch mit einer dynamischen und sympathischen Bühnenperformance.
Ganz anders als BEYOND THE BLACK, präsentiert sich der Sechser als leidenschaftliches Bandgefüge und hat sichtlich Spaß an den eigenen Stücken. Die gigantischen Bildschirme, welche nicht nur den Hintergrund, sondern auch sämtliche Flächen der Aufbauten zieren, akzentuieren die Show mit mal mehr, mal weniger gelungenen Hintergründen. Eine eindrückliche Darbietung von "Stairway To The Skies“ – samt schwebender Sharon den Adel – markiert letztlich das grandiose Finale einer hervorragenden Show.
Keine Abnutzungserscheinungen
Die Rückkehr von WITHIN TEMPTATION hat sich gelohnt. Trotz, oder gerade aufgrund der vierjährigen Abstinenz zeigt sich die stilprägende Symphonic-Metal-Formation in Topform, auch wenn nicht jedem Zuschauer der Stil der neuen Songs gefallen haben dürfte. Eine Bewertung derer muss allerdings noch warten, "Resist“ wird nach einigen Produktionsproblemen erst im Februar 2019 erscheinen. Bis dahin lässt sich nur hoffen, dass WITHIN TEMPTATION in Zukunft nicht noch einmal so lange auf sich warten lassen.