Faun - Märchen & Mythen Tipp

Faun - Märchen & Mythen
    Folk/Mittelalter

    Label: Universal
    VÖ: 15.11.2019
    Bewertung:8/10

    FAUN im Web


Drei Jahre nach "Midgard" präsentieren die seit ihrem Wechsel zum Plattenfirmen-Riesen Universal kritisch beäugten FAUN ein neues Album. "Märchen & Mythen" behandelt thematisch eben diese und kleidet mehr und weniger bekannte Geschichten über Aschenbrödel, Rosenrot, Jorinde, Frau Holle und weitere in ein mittelalterlich-folkiges Gewand.

Geheimnisvoll und mitreißend: FAUN ziehen (wieder) in ihren Bann

Garant für Gänsehaut und Markenzeichen des Mittelalter-Sextetts sind die vielschichtigen, mehrstimmigen Gesänge. Dazu entfalten die entrückt wirkenden Melodien und treibenden Rhythmen eine hypnotische Wirkung. Kaum eine andere (Folk-)Band zieht ihre Hörer so spielend einfach in ihren Bann wie FAUN.

Von den jüngeren Alben erinnert keines so sehr an die frühen Jahre der Band wie "Mythen & Märchen". Wer die Augen schließt, taucht in eine altertümliche, mystische Welt voller Geheimnisse ein.

Atmosphärisch dichte, hypnotisch wirkende Nummern mit treibenden Strukturen

Der mitreißende Strom beginnt mit dem wunderbar erzählten "Es war einmal", in dem die tiefe, beruhigende deutsche Synchronstimme von Christopher Lee zu hören ist, führt über die treibende Hymne "Rosenrot" und das melancholische "Seemann" bis hin zur gut gelaunten, mit VERSENGOLD (neu) aufgenommene Tanz-Nummer "Drei Wanderer" und dem auf Englisch vorgetragenen "The Lily".

Einige Nummern stechen besonders heraus: Das mitreißende "Sieben Raben" beeindruckt mit Laura Fellas' klarer, glockenheller Stimme und Gänsehaut-Melodien, das getragene "Die weisse Dame" mit dichter Atmosphäre und großartigen Vocals des Duos Freller-Frewert. Das losgelöste, eindringliche "Jorinde" begeistert mit mehrstimmigen Vocals, das einnehmende "Hagazussa" mit seinem treibenden Rhythmus und Oliver S. Tyr in Höchstform, der tragend-melancholische Ausklang "Holla", in dem Stephan Groth den Gesang übernimmt, mit mystischer Faszination.

FAUN besinnen sich auf ihre Stärken zurück

Selbst die auf die Schlager-Pop-Fraktion schielenden Nummern mit Schunkelfaktor sind genießbar: Die kitschige Single "Aschenbrödel", die auf der Melodie aus dem Weihnachtsfilm "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" basiert, ist dank der lieblichen Umsetzung und Fellas' süßem Gesang überraschend gut gelungen, und auch der vor positiven Vibes triefende Ohrwurm "Spieglein, Spieglein" tönt lange nicht so schlimm wie einige kommerzielle Singles der jüngeren Bandgeschichte.

Neben der Standard CD mit zwölf Tracks ist auch eine um drei Bonustracks erweiterte Deluxe Edition erhältlich. Die Aufteilung auf zwei Versionen ist völlig sinnbefreit, denn sowohl "Falada" als auch "Thalia" halten die mystische, dichte Stimmung aufrecht und passen hervorragend zum Rest von "Märchen & Mythen". Mehr noch, sie machen das Album erst komplett. Dazu wirkt die rein akustische Version von "Sieben Raben" fast noch intensiver als der reguläre Track. Es gibt keinen, aber auch gar keinen Grund, sich für die Standard CD zu entscheiden.

Märchenhaft entspannend für eine Stunde dem Alltag entfliehen

"Märchen & Mythen" ist Musik zum Abschalten, Entspannen und Träumen. Vertonte Entschleunigung, nach der sich in unserer hektischen Welt nicht wenige Seelen sehnen. Dass FAUN mit kitschigem Pop dabei manchmal übers Ziel hinaus schießen, sei dem Sextett verziehen. Denn zum allergrößten Teil entführen die Musiker mit eindringlich erzählten, präzise vertonten und abwechslungsreich besungenen Märchen in eine völlig eigene Welt, aus der man nicht wieder auftauchen möchte.

 

"Märchen & Mythen" Trackliste:

1. Es war einmal…
2. Rosenrot
3. Seemann
4. Hagazussa
5. Sieben Raben
6. Aschenbrödel
7. Die weisse Dame
8. Jorinde
9. Spieglein, Spieglein
10. Drei Wanderer (feat. Versengold)
11. Holla
12. The Lily
13. Falada (Bonustrack der Deluxe Edition)
14. Thalia (Bonustrack der Deluxe Edition)
15. Sieben Raben (Acoustic) (Bonustrack der Deluxe Edition)

FAUN Line-up:

Oliver S.Tyr - Gesang, Nyckelharpa, Bouzouki, keltische Harfe, Gitarre, Saz, Tar, Kontrabasharpa
Laura Fella - Gesang
Fiona Frewert - Gesang, Dudelsack, Dombra, Rebab, Oud, Flöten, Chalumeaux, Pommer
Stephan Groth - Drehleier, Cister, Flöten, Gesang
Rüdiger Maul - Darabuka, Framedrums, Davul, Timba, Taiko
Niel Mitra - Computer, Sampler, Synthesizer