Jess And The Ancient Ones - Second Psychedelic Coming: The Aquarius Tapes

Jess And The Ancient Ones - Second Psychedelic Coming: The Aquarius Tapes
    Retro-Rock/Surf Metal

    Label: Svart Records
    VÖ: 4. Dezember 2015
    Bewertung:6/10

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Was für ein Spätzünder! Ich habe X Durchläufe gebraucht, bis sich mein erster Eindruck – schrecklich enttäuschende Nullnummer – einigermaßen verflüchtigt hat. Kleine Probleme habe ich mit dem zweiten Album von JESS AND THE ANCIENT ONES aber immer noch.


Mit ihrem Debüt haben sich die Finnen vor vier Jahren mit an die Spitze der damals noch frischen Okkultrock-Szene gestellt. Das lag an der fantastischen Gesangsleistung von Frontfrau Jess und an den tollen Stücken, die eine Sammlung aus retro-Versatzstücken von DEEP PURPLE bis IRON MAIDEN sind. Während das personell fast deckungsgleiche Projekt THE EXPLODING EYES ORCHESTRA stilistisch in eine vergleichbare Richtung ging (mehr PURPLE, weniger MAIDEN), zeigten JATAO auf der EP „Astral Sabbath“ größeren Willen zur Veränderung und entwickelten ihren Stil zu einer Art düsterem Surf Metal.

Album Nummer Zwei, „Second Psychedelic Coming: The Aquarius Tapes“, geht diesen Weg weiter. Der NWOBHM-Anteil in der Musik ist gestrichen und die klaren Referenzen zu anderen Altvater-Bands auch – JATAO klingen so eigenständig wie noch nie. Die neuen Stücke klingen spontan, als seien sie in endlosen Jam-Sessions entstanden: Eine düstere, heiße Fahrt durch Gitarren- und Keyboard-Soli, freies Schlagzeug, Flöteneinlagen und eine himmelhoch jauchzende Jess.

Dabei kommen hervorragende Songs heraus (wenn man ihnen die Zeit gibt, ihre Schönheit zu entwickeln). „Flying Man“ ist so ein Teil, das mit stampfendem Rhythmus und genialen Gesangslinien mitreißt. Mein Highlight ist das beschwörende und betörende „The Equinox Death Trip“, das noch am ehesten den Geist des ersten Albums transportiert.

Andere Lieder auf „Second Psychedelic Coming“ funktionieren nicht so gut. „Wolves Inside My Head“ oder der Opener „Samhain“ verzetteln sich ein wenig im Jamcharakter. Das gilt auch für die Sängerin: Jess folgt teilweise melodischen Pfaden, die schwer nachvollziehbar sind und anfangen zu nerven. Das  Album endet mit dem 22-minütigen „Goodbye To Virgin Grounds Forever“, das letztlich aus drei recht klar voneinander getrennten Teilen besteht. Ein beeindruckendes Stück, doch kein Opus Magnum – auch hier fiedeln JATAO ein paar Mal zu oft ohne tieferen Sinn daher.

Songschreiber Thomas Corpse sagt selbst, dass nicht alles perfekt ist: „This album has its errors, and we want them to be there. They are us. They are the sound of our current state.” Mir wäre es lieber gewesen, noch ein halbes Jahr auf ein Album ohne Fehler zu warten.