Down - Diary Of A Mad Band: Europe In The Year Of VI (DVD+CD)



Stil (Spielzeit): Doom/Sludge/Blues Metal, gemixt mit Stoner Rock (Konzertfilm: ca. 120 min.)
Label/Vertrieb (VÖ): Roadrunner (01.10.2010)
Bewertung: 6/10

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DOWN sind so etwas wie die Supergroup des Sludge/Doom/Blues Metal und haben mit ihren ersten beiden Alben einen Sound maßgeblich geprägt. Für mein Review des 2007er Studioalbums "Down III: Over The Under" musste ich seinerzeit Schelte beziehen, weil ich die Platte lange nicht so abfeiern konnte wie alle anderen. Schlecht fand ich das Album aber schon damals nicht, im Gegenteil. "Diary Of A Mad Band" ist nun meine erste Berührung mit Material von "NOLA" und "Down II: A Bustle In Your Hedgerow". Vorab zur Info: Die Songs an sich gefallen mir größtenteils wirklich gut, ich kann verstehen, woher die Euphorie rührt, auch wenn ich mir den harten, schmutzigen mit Blues und Stoner Rock gepaarten Metal wirklich nicht immer geben kann. An der Liveumsetzung oder besser gesagt der Präsentation hapert es jedoch.

Als sich Phil Anselmo, Pepper Keenan, Kirk Windstein, Jimmy Bower und Rex Brown 2006 wieder zusammenrafften, entschlossen sie sich, ohne Unterstützung von Plattenfirmen und ohne Promo ihre erste Europatournee durchzuziehen. Die Überraschung war groß, als viele Venues trotz keinerlei Werbung tatsächlich ausverkauft waren. Also hat man die Tour mitgeschnitten und kommt nun, vier Jahre später, mit einer DVD- und CD-Nachlese um die Ecke. Das Videomaterial beinhaltet neben einer "Tyrades And Shenanigans" betitelten Ansammlung von Backstageszenen und Albereien (wer sich so etwas bloß immer anschaut?) auch einen Film, der einen oder mehrere Songs der verschiedenen Europa-Gigs, noch mehr Blödeleien und nervige, pseudocoole Statements von Phil Anselmo dazwischen bietet. In den Genuss einer einzelnen Konzertaufzeichnung kommt man also nicht, die Reise startet in Deutschland (Hamburg und Köln), führt über Norwegen und Schweden und endet in Großbritannien. DOWN haben die Konzertaufzeichnung als Hommage an die Konzertfilme der Siebziger bewusst grob und im 4:3-Bildformat gehalten. Ob das der Band in Anbetracht des eher mäßigen Bildmaterials (viel Rauschen, grobkörnige Bilder) nicht vielleicht sehr gut zupass kam, sei einmal dahin gestellt. Das passt zur Band, ist in Zeiten von HD-Kameras aber für High End-Fans ein absolutes Ko-Kriterium. Am Sound gibt es dagegen nichts zu meckern, man hört Verspieler, Versinger und andere Fehler, dafür klingt das Ergebnis aber schön roh, naturbelassen und wirklich live. Die fünf Amerikaner klingen live überzeugend und wuchtig. Die Tracklist setzt sich übrigens aus den ersten beiden Alben zusammen, da "Over The Under" erst vor drei Jahren erschien. Das ist schade, aber entweder gibt es von späteren Konzertreisen keine vernünftigen Mitschnitte, oder das Besondere der ersten Europatournee überwog. Mit Tracks wie "Lifer, "Losing All", "Hail The Leaf", "Eyes Of The South", "Stone The Crow" und "Bury Me Inside" wird aber wohl jeder Fan des Quintetts glücklich.

Die Freude über das erste Livedokument der Truppe ist jedoch zwiegespalten. So schön es für Fans auch sein mag, DOWN so oft wie man will auf dem heimischen TV live sehen zu können, so abschreckend mag für manche die Präsentation sein. Nicht genug damit, dass Phil Anselmo einige Male derbe daneben liegt (ganz extrem und schon in anderen Rezensionen erwähnt: "Jail" auf der Doppel-CD, das wirklich fast unhörbar ist), man hat das zur Verfügung stehende Bildmaterial auch alles andere als gut mit dem Sound unterlegt und für ein und denselben Song mehrere Bildquellen genutzt - und das nicht bloß ein mal, sondern ständig. So wechseln die Bandmitglieder während eines einzigen Songs mehrmals ihr Outfit, gezeigte Riffs sind nicht zu hören, wenn Phil nicht am Mikro steht, hört man immer noch Gesang – das ist alles andere als professionell und ein sehr großer Schönheitsfehler, da kein wirkliches Konzertfeeling vermittelt wird. Das Problem hat man bei der Doppel-CD (im Gegensatz zur DVD enthält diese nur einen einzigen Gig aus London, die Tracklisten unterscheiden sich nur minimal) zwar nicht, aber trotzdem darf so etwas eigentlich nicht sein.

Tatsächlich eignet sich "Diary Of A Mad Band" wohl nur für Die Hard-Fans, die ihre Band live sehen möchten, wann immer sie wollen, und dabei auch einige Schnitzer in Kauf nehmen. Leider ist die Aufmachung des Digipacks nicht überzeugend: Ein Booklet fehlt komplett, und nicht mal die Trackliste der London-CDs auf der Hülle ist abgedruckt. Nur auf den CDs findet man die Tracklists – ihr erkennt das Problem. Ein überzeugendes Package aus Live-DVD und CD, auf das DOWN-Fans lange warte mussten, sieht anders aus.