Moonspell - Alpha Noir Tipp

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Stil (Spielzeit): Dark Metal (40:38)
Label/Vertrieb (VÖ): Napalm Records (27.04.12)
Bewertung: 8 /10

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Uff, das war knapp. Nachdem die letzten MOONSPELL Alben meiner Meinung nach nicht wirklich an die Kraft und Dynamik von „Wolfheart" und „Irreligious" anknüpfen konnten, ist MOONSPELL mit „Alpha Noir" ein weiteres tolles Album gelungen. Ich hatte ja Schlimmes befürchtet...

Eigentlich gibt es ja zwei neue Alben, „Alpha Noir" ist sozusagen die schwarze, böse Seite der Band. Desweiteren gibt es die Möglichkeit, noch die Limited Edition mit der zweiten CD namens „Omega White" zu erhalten. Diese zweite Veröffentlichung soll sich eher den ruhigeren, gothisch angehauchten musikalischen Wurzeln von MOONSPELL widmen. Mir lag nur die „dunkle Seite" vor, die aber sehr beeindruckend ist.

Gerade beim Opener „Axis Mundi" kriegt man neben der kompletten Breitseite auch schöne, warme Momente geboten. So ganz düster ist „Alpha Noir" also nicht. Kräftige, alles einnehmende Vocals gepaart mit offenen, Black Metal-ähnlichen Riffs. Wie in alten Zeiten eben! Dazu noch ein überzeugender Refrain und fertig ist der Song nach dem MOONSPELL Hitprinzip. Die Stimme von Sänger Fernando Ribeiro kann furchteinflößend und gleichzeitig verführerisch einnehmend sein. Nicht erst seit dem Song „Vampiria" verbinde ich MOONSPELL und deren Sound mit diesem Genre. Selbst in Sprechgesangparts überzeugt mich Ribeiro komplett.

Die Melodien sind opulent, elegant arrangiert, während Fernando vordergründig keift ohne jemals richtig aggressiv oder abstoßend zu klingen. Es schwingt immer ein Hauch Leichtigkeit und Anmut in Gesang und Musik mit. MOONSPELL sind niemals alles vernichtend und hauen doch stellenweise mal alles kurz und klein.

„Versus" ist sozusagen der kleine Bruder von „Opium" und im Song- und Stimmungsaufbau ähnlich, mit Abstand der tanzbarste und leicht zugänglichste Song von „Alpha Noir". Treibend, luftig und trotzdem hart, eine Formel, die wenige Bands beherrschen und MOONSPELL kurzzeitig einrosten ließ. Aber nun scheinen die Ketten gesprengt und die Portugiesen erschaffen wieder große Songs, bereit zum Haare kreisen lassen, Abschwoofen, Luftgitarre spielen oder einfach nur so Genießen.

Songs wie „Alpha Noir" sind schon richtig schwarz angehaucht und besonders der stampfende Beat gefällt mir gut. MOONSPELL sind eine der wenigen Bands, bei der zwar die Wurzeln und Tendenzen zu anderen Bands deutlich zu hören sind (THE CURE, SAMAEL, FIELDS OF THE NEPHILIM...), die aber trotzdem einen ganz eigenen Sound entwickelt haben. Schon alleine an den Gitarrenmelodien kann man die Band erkennen.

„Em Nome Do Medo" (Deutsch: Im Namen der Angst) ist ein Song mit portugiesischem Text. Da der Sänger sowieso wenig von der Rhythmik seiner Muttersprache abweicht, fällt das kaum auf. Auffällig ist hier eher die fette Bassline, die dem Song eine stahlharte Basis und somit den nötigen Druck und Stabilität verleiht. Ein sehr hartes, kompaktes Stück mit garstigem Gekeife und einem ganz epischen, traumhaften Ausklang.

Der nächste Song „Opera Carne" hat ein fast schon thrashiges Riff zum Einstieg, ohne Thrash-übliche Geschwindigkeit aufzunehmen. Auch hier wieder ein genialer Bass und richtig ordentlich Atmosphäre und Kraft im Song. Live sicher mehr als nett, denn das Riff ist nicht nur auf den ersten Ton mitreißend, sondern der Refrain hat entsprechendes Mitsing- und / oder "Armeausbreit"-Potenzial.

„Love Is Blasphemy" hat einen sexy Einstieg und wieder eine MOONSPELL-typische offene „hohe Töne"- Melodie, die dann in knarzende, hammerschlagartige Riffs übergeht. Trotzdem für mich der schlechteste Song auf der Platte, da er zu wenig eigene Momente hat und der Gesang hier teilweise nicht zu der Stimmung des Songs passt, außerdem nervt mich das ARCH ENEMY Echolot- Gedächtnisgeräusch...

„Grandstand" hat den schwärzesten Anstrich und erinnert an die Black Metalwurzeln von MOONSPELL. Derbstes Bassgerumpel (schön heftig auf der Anlage einstellen!) und wieder ein großer Refrain, der aber keine so schöne Melodie hat. Dafür gibt es herrliche (teils) doppelläufige Gitarrensoli, das reißt einiges raus... auch wenn es zu kurz ist. Aber die Gitarren schlagen hier auf jeden Fall die Keyboardfraktion.

Der Rausschmeißer „Sine Missione" hat einen frostigen Instrumentaleinstieg mit schönen Drums. Typisch MOONSPELL und live sicher auch eine tolle Sache... ein kleiner Umbruch lässt den Song dann schon fast in ein CRADLE OF FILTH Instrumental übergehen, bis sich ein krächziges Riff dazugesellt. Man könnte schon fast an einen Fehler bei der Trackplatzierung glauben, denn diese komplett instrumentale Stück wäre am Anfang der Platte besser aufgehoben.

Insgesamt haben mich MOONSPELL mit dieser Veröffentlichung wirklich überrascht und überzeugt, dass mich nicht falsche Nostalgie daran glauben ließ, dass die Portugiesen zu den ganz Großen in ihrem Genre gehören... nein, die können wirklich richtig was. Kauftipp bis Kaufbefehl! 

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