Ceremony - Rohnert Park


Stil (Spielzeit):
80iger Oldschool Hardcore (35:44)
Label/Vertrieb (VÖ): Bridge 9 / Soulfood (18.06.2019)
Bewertung: 7 /10

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Wie passend der erste Song zum Cover passt: ewig lang schreit Ross Farrar „I'm Sick!". Wenn man jetzt noch bedenkt, das „Rohnert Park" das Zuhause für die Band aus Kalifornien darstellt, scheint sich da einiges zusammenzufügen.

Und so hört man dem Album Frust, aggressive Langeweile und Abstumpfung an. Genau dieses Facettenreichtum wundert mich etwas. Ich hatte CEREMONY immer mit schnellem Oldschool-Hardcore assoziiert (wie sie ihn zum Beispiel bei „Back in '84" und "The Pathos" spielen). Ok, oldschool ist das hier ganz klar, aber manche Songs haben schon einen Indie-Einschlag (('The Doldrums (Friendly City')), den ich so einfach mal gar nicht erwartet hätte. CEREMONY klingen wie eine britische Indie-Band der 90iger. Und es gibt sogar drei Songs über drei Minuten! Hut ab! Ich hatte die Band immer für wesentlich puristischer gehalten.

Aber auf „Rohnert Park" toben sie sich eben nicht nur auf Hardcorepfaden aus – wobei die 80iger Hardcore-Attitüde die ganze Zeit über irgendwie dabei ist. Auch der Sound ist recht roh, aber nicht zu übertrieben. Und man merkt der Band wirklich die Versuche an, aus reinen Standards auszubrechen. Allerdings gehen dem Album am Schluss meiner Meinung nach ganz langsam die wirklich überragenden Songs aus. Im letzten Drittel werden sie dann doch wieder eher durchschnittlich. Bis dahin bin ich aber immer wieder überrascht, wie viel Zeit sich die Jungs teilweise für die Atmosphäre der Songs nehmen und wie lange sie es aushalten, bis sie wieder zuschlagen. Und so kann dieses Album tatsächlich mit Überraschungen punkten – zumindest ich hätte hier nicht mit Einflüssen aus Indie, Stoner und Grunge gerechnet, und seien sie auch noch so gering.

Wie bereits erwähnt flacht das Ende etwas ab, aber dennoch sollte man „Rohnert Park" als ambitioniertes Oldschoolhardcore-Album betrachtet, das sich keinen Deut an szeneeigene Grenzen hält, aber dennoch ziemlich angepisst und missmutig klingt. Alleine die Vocals dürften schon genug Leute anpissen!
Kai