Manilla Road - Mysterium Tipp

Manilla Road - Mysterium
    Epic/Heavy Metal

    Label: ZYX/Golden Core
    VÖ: 01.02.2013
    Bewertung:8/10

    manillaroad.net


Im Underground-Lager genießen MANILLA ROAD spätestens seit ihrem Epic-Meisterwerk "Crystal Logic" und "Open The Gates" absoluten Kultstatus. Nachdem Bandchef Mark Shelton MANILLA ROAD 1990 auf Eis legte, belebte er die Truppe nach der Jahrtausendwende wieder. Seither hat die Truppe einige Alben auf den Markt gebracht, dem sich mit "Mysterium" nun ein neues Werk anschließt.

Erst vor ein oder zwei Jahren bin ich durch den Ohrwurm "Necropolis" überhaupt mit "Crystal Logic" vertraut geworden – stilgerecht natürlich auf Vinyl. Verglichen mit dem 30 Jahre alten Classic klingt das neue "Mysterium" anders. Aber, und das kann ich auch als Kenner eines nur kleinen Teil des MANILLA ROAD-Programms sagen: Von ihrem Stil sind die Amerikaner nicht wirklich abgerückt. Im Laufe der Zeit haben die Epic Metal-Pioniere wie so ziemlich jede andere Band einige Besetzungswechsel mitgemacht. Noch immer dabei an Gitarre und Gesang ist Mark Shelton, als zusätzlicher (oder vorrangiger) Sänger ist seit 2007 außerdem Bryan Patrick an Bord, der bereits von 2002 bis 2005 ein kurzes Gastspiel hatte. Die erst 2011 zur Band gestoßenen Joshua Castillo am Bass und Drummer Andreas Neuderth runden das Line-Up ab. Im Vergleich zu den Achtzigern sind es wohl die Vocals, die sich am meisten verändert haben. Mir fällt es ziemlich schwer, Patrick und Shelton auseinander zu halten, was daran liegen könnte, dass beide niemals richtig hoch, sondern recht tief und rau singen. Gefällt mir sehr gut, bei MANILLA ROAD gibt es nach wie vor keine übertriebenen Eunuchenschreie. Die Produktion lässt sich mit dem Sound der Achtziger ebenfalls nicht vergleichen. Andere Bands schaffen es zwar mit links, noch mehr Power und Punch in die Produktion zu packen, doch "Mysterium" klingt auch an heutigen Maßstäben gemessen mehr als akzeptabel. Die Songs sind nicht überladen oder mit Effekten zugekleistert und klingen dank der trockenen, ausbalancierten Produktion kraftvoll. Selbst langsame und dommig angehauchte Nummern sind wuchtig gelungen. Anspieltipps: Der Power-Opener "The Grey God Passes" mit typischem Shelton-Riffing, das schnelle "Stand Your Ground", "The Battle Of Bonchester Bridge" und der abwechslungsreiche Elf Minuten-Epic "Mysterium" mit seinen fantastischen Harmonien kurz vor Ende des Tracks. Ungewöhnlich, dafür aber umso erwähnenswerter und ein heimlicher Höhepunkt ist die Ballade "The Fountain". Mit akzentuiertem, melancholischem Gesang und Akustikgitarren haben MANILLA ROAD eine absolut kitschfreie Nummer geschaffen, die selbst beim härtesten Kuttenträger für Gänsehaut sorgen wird.

Verglichen mit Klassikern wie "Crystal Logic" muss "Mysterium" zwar den Kürzeren ziehen, doch wer auf der Suche nach schnörkellosem, bodenständigem und epischem Metal mit wirklich epischen Riffs ist, wird 2013 kaum um "Mysterium" herum kommen. Die-hard-Fans werden alleine aufgrund des gelungenen Artworks sabbernd vor dem Plattencover hängen.