Auf 2 Blu-rays bzw. 3 CDs mit einer üppigen Spielzeit von 2 ¾ Stunden präsentieren DREAM THEATER einen gelungenen Querschnitt durch einen Großteil ihrer Diskografie. Das Album-Debüt "When Dream And Day Unite" wird ebenso wie "Six Degrees Of Inner Turbulence" ausgeklammert, vom aktuellen Album "Parasomnia" kommt lediglich "Night Terror" zum Einsatz. Die Mike-Mangini-Ära wird mit "This Is The Life" und dem fantastischen "Barstool Warrior" gestreift, während manch altbekannte Nummer wie die Ballade "Hollow Years" eine dezente Überarbeitung erfährt.
Insgesamt ist das Quintett eher auf der härteren Seite unterwegs. "Panic Attack", "Constant Motion", "Night Terror", "The Mirror" oder "As I Am" brettern knallhart aus den Boxen. Während John Myung in sein Bassspiel vertieft ist wie eh und je, zaubern der bescheidene Jordan Rudess an seiner Keyboard-Armada und John Petrucci an seiner Gitarre.
James LaBrie sieht mit Mähne, Bart, Ringen und Armkettchen aus wie der fleischgewordene "Count Of Tuscany" und hüpft motiviert über die Bühne. Der Sänger umschifft die höchsten Passagen in "Metropolis Pt. 1" oder "Under A Glass Moon" und brilliert dafür gleichzeitig in dem Gänsehaut-Epos "Octavarium", ist generell richtig gut bei Stimme. Der verlorene Sohn Mike Portnoy tobt sich an seinem monströsen Drumkit aus wie vor 15 Jahren - eine Spur langsamer vielleicht, gut hörbar bei den (fehlenden) Doublebass-Fills in "Constant Motion", doch nach wie vor sehr dynamisch und präzise.
Bei allem Respekt vor Mike Mangini: was habe ich diese Bühnenpräsenz und Backing Vocals bei DREAM THEATER vermisst! Was die Band über diese lange Distanz und nach 40 Jahren im Business auf der Bühne vom Stapel lässt, ist nach wie vor wahnsinnig beeindruckend.
Die Aufmachung von "Quarantième: Live à Paris" verdient ein dickes Lob: in einem Slipcase befinden sich gleich zwei schön designte, ausklappbare Digipacks mit 3 CDs bzw. 2 Blu-rays samt Booklet, das sogar Liner Notes und damit ein paar Hintergrundinformationen zum Release enthält. Das ist (leider) nicht mehr die Regel und macht im Streaming-Zeitalter einmal mehr deutlich, dass es durchaus noch Qualität zum Anfassen mit "Haben will!"-Charakter gibt. Und das alles für einen fairen Preis von unter 30 €.
Die Soundqualität der CDs ist hervorragend - DREAM THEATER klingen druckvoll und leidenschaftlich. Gleiches gilt für die Stereo-Spur der Blu-rays, während man bei der 5.1 Surround-Spur und dem Dolby Atmos Mix mal so richtig gepatzt hat. Beide Tonformate sind viel zu leise abgemischt, auf den Rear-Kanälen ist kaum etwas wahrzunehmen. Das ist insofern enttäuschend, als DREAM THEATER die hohen Ansprüche hier ganz und gar nicht erfüllen können.
Sicher lässt sich drüber streiten, ob man die (halb-)modernen Tonformate bei einem Live-Release überhaupt braucht, wo man bei einem echten Konzert doch in der Regel auch nur von vorne beschallt wird. Doch wenn es die Formate schon mal gibt, sollten sie auch vernünftig klingen. Und das tun sie auf "Quarantième: Live à Paris" leider überhaupt nicht. Schade um die vertane Chance.
Im Vergleich zum letzten Live-Album "Distant Memories" wirken DREAM THEATER aktuell ein ganzes Stück befreiter, homogener, echter. Es fühlt sich einfach richtig an. Überzeugt euch selbst davon mit der mitreißenden Performance auf "Quarantième: Live à Paris"!
"Quarantième: Live à Paris" Trackliste:
CD 1
Metropolis Pt. 1
Overture 1928
Strange Déjà Vu
The Mirror
Panic Attack
Barstool Warrior
Hollow Years
Constant Motion
As I Am
CD 2
Orchestral Overture
Night Terror
Under A Glass Moon
This Is The Life
Vacant
Stream Of Consciousness
Octavarium
CD 3
Home
The Spirit Carries On
Pull Me Under
Blu-ray 1
Metropolis Pt. 1
Overture 1928
Strange Déjà Vu
The Mirror
Panic Attack
Barstool Warrior
Hollow Years
Constant Motion
As I Am
Blu-ray 2
Orchestral Overture
Night Terror
Under A Glass Moon
This Is The Life
Vacant
Stream of Consciousness
Octavarium
Home
The Spirit Carries On
Pull Me Under
DREAM THEATER Line-up:
James La Brie - vocals
John Petrucci - guitars
John Myung - bass
Jordan Rudess - keyboards
MIke Portnoy - drums