Joey Cape - Stitch Puppy

Joey Cape - Stitch Puppy
    Singer / Songwriter

    Label: Fat Wreck Chords / Edel
    VÖ: 04.09.15
    Bewertung:7/10

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Ich erinnere mich noch wie heute an den Moment, in dem ich zum ersten Mal die Stimme von JOEY CAPE vernahm. Mein Körper startete damals „etwas“ verspätet die Pubertät und die Akne war bis dahin das einzig Stetige, was mich begleitete – doch dieses sollte sich in dem Moment ändern, an dem mir ein Freund ein LAGWAGON Tape übergab.

Seit diesen Tagen erfreute uns JOEY CAPE, neben diversen Veröffentlichungen mit seinen Nebenprojekten BAD ASTRONAUT, ME FIRST AND THE GIMME GIMMES, THE PLAYING FAVORITES, SCORPIOS und JOEY CAPE´S BAD LOUD sowie den LAGWAGON Outputs und seinen vielfältigen Splits, auch mit zwei reinen Solo-Alben, denen nun mit „Stitch Puppy“ das dritte folgt!

In den darauf befindlichen zehn Songs teilt er auch wie immer nicht nur seine Musik mit uns, sondern auch seine innersten Gefühle. So entführt einen bereits der Opener „Me The Witness“ und der darauf folgende Song „This Life Is Strange“ in einen Gedankenstrudel, welcher frühestens mit dem letzten verklungenen Akkord nach 31 Minuten enden wird. Dieses Songwriting ist uns auch nicht unbekannt, denn es knüpft direkt am letzten LAGWAGON Album „Hang“ an, auf welchem er auch schon viele Themen wie Trauer und das Älterwerden in der „Live Fast – Die Young - Generation“ verarbeitet hat.

Der Hang zu diesen Themen kommt wohl auch nicht von Ungefähr, denn die letzten Jahre waren nicht gerade die einfachsten seines Lebens, wie er kürzlich in einem Interview von sich gab. Neben dem Tod seines langjährigen Freundes und musikalischen Wegbegleiters TONY SLY, geht der Vollzeit-Familienvater (wie er sich gerne nennt) auch sehr stark auf die Fünfzig zu und die verstaatlichte Punkrock-Rente ist auch oder gerade in den USA noch in weiter Ferne.
Und somit bannt er weiterhin seine Gedanken und Melodien auf Tonträger, um nicht nur seine Familie zu ernähren, sondern auch um uns damit zu erfreuen und Gefühle zu teilen.

Diese Melodien in seinem Gesang stehen dabei auf „Stitch Puppy“ noch nachhallender und melancholischer im Raum, als sie es bisher schon taten. Was nicht zuletzt an der zusätzlichen Instrumentalisierung mit Cello und Piano liegt, die den passenden Raum für seinen Gesang schaffen. Dadurch kommen die Songs sehr durchdacht und durchstrukturiert daher, was schon fast sonderbar wirkt, wenn man bedenkt, dass diese Songs in nur einigen Wochen aufs Papier und das Album in einer Woche auf Band gebracht wurde. Ganz im Sinne seines eigenen Labels ONE WEEK RECORDS, auf dem er bereits u.a. Alben von Chris Chresswell (THE FLATLINERS) oder auch seinem langjährigen Wegbegleiter Brian Walstrom veröffentlicht hat. Diese standen ihm neben Yotam Ben Horin (USELESS ID) auch ab und an bei dem Album zur Seite und unterstützten ihn auch stimmlich, wie bei dem Track „Spill My Guts“.
Vielleicht ist es auch gerade diese doch recht schnelle Entstehung des Albums, welche es so roh, echt, ehrlich und nachvollziehbar erscheinen lässt.

Nicht zuletzt dies ist auch ein Grund dafür, dass dieses Album definitiv keines für illustre Stunden oder eine ordentliche Feier ist. Dafür ist es aber eben genau das Richtige für die Momente, in denen man mal wieder zu sich kommen und sich zurückblickend und nach vorne schauend fragen möchte „und was kommt da noch?“

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