Im Gegensatz zum akustischen Vorgänger ist "Makes Me Think Of Home" variabler und (ein bisschen) rockiger. Allerdings erwartet man von RAY WILSON keine Rockgranaten oder krachige Songs, sondern eben genau das, was er auch auf dieser Scheibe bietet: Singer/Songwriter-Stoff, sehr melodisch, authentisch und gefühlvoll, meist im Midtempo oder dann eben doch balladesk. Der leicht an U2 erinnernde, mitreißende Opener "They Never Should Have Sent You Roses" mit seinem spannenden Aufbau und fesselndem Chorus ist einer der wenigen Ausreißer in Richtung Rock, bereits mit "The Next Life" (inklusive einem von zahlreichen Saxophon-Soli) wird es wieder bedächtiger. Das leichtfüßige "Tennessee Mountains" würde von der Stimmung her auch auf EDDIE VEDDERs Solowerk und Soundtrack "Into The Wild" passen und beschwört tatsächlich Bilder der aufragenden Berge vor einer Sonnenuntergangs-Kulisse herauf, das melancholische "Worship The Sund" gefällt mit schönen Melodien.
Mit dem achtminütigen Titeltrack lässt der schottische Sänger seine Prog-Vergangenheit aufleben: Nach einem getragenen Piano-Intro entwickelt sich die Nummer ab der Hälfte zu einem Prog-Epos, das im Abschluss deutlich an PINK FLOYD erinnert. Mit "Amen To That" folgt ein luftig-leichter Akustikrocker, dem sich in Form von "Anyone Out There" eine staubige Country-Nummer anschließt. Ein Highlight ist "Calvin And Hobbes", ein befreites Stück, das dabei helfen soll, die Welt noch einmal mit den Augen eines Kindes wahrzunehmen. Der wunderbare Chorus ist erstklassig! "The Spirit" zeigt Wilson dann noch einmal als Cowboy, der sich durch eine melodische Country-Nummer mit treibendem Refrain und typischer Pfeifeinlage singt.
"Makes Me Think Of Home" klingt stellenweise melancholisch und nachdenklich, öfter jedoch befreit und losgelöst. RAY WILSON hat seine Bestimmung gefunden - und die lag eindeutig nicht bei einer Progressive-Legende. Nein, man kann froh sein, dass GENESIS nur ein Ausflug waren. Übrigens: "Makes Me Think Of Home" kommt ganz ohne Coverversion aus. Über den charismatischen Gesang des Schotten braucht man eh keine Worte mehr zu verlieren: Den kann man einfach nur lieben.

Chrischi
Musik ist immer da. Sie ist ein Geschenk und wird nie vergehen. Sie ist Seelentröster, Stimmungsmacher, Runterbringer, Frustbewältigung, Freiheit und Gefühl. Und weil sie oft genug so unfassbar geil ist, sollten wir drüber reden.
Stile: Metal und (Hard) Rock in allen möglichen Facetten – von knüppelhart über symphonisch bis vertrackt und balladesk.
Bands: Metallica, Iron Maiden, Bruce Dickinson, Blind Guardian, Avantasia, Helloween, Nightwish, Ayreon, Dream Theater, Lorna Shore, Wintersun, Opeth, Foo Fighters, Pearl Jam, Linkin Park, Motörhead, AC/DC, Rammstein, Armored Saint, Night Demon, Hans Zimmer und so verflucht viele mehr ...