Kai

Fat Wreck sind ja eher für melodischen Punk zuständig und in dem Bereich ja gerne auch mal recht modern, aber mit THE LAST GANG haben sie sich jetzt eine Band an Land gezogen, die eher in den StreetPunk-Bereich fällt und mich vor allem an die Duftmarken von RANCID und den DISTILLERS erinnert.


An und für sich möchte ich RADIO HAVANNA ja mögen. Und mit „Alerta!“ von vor ca. fünf Jahren konnte ich ja auch wirklich was anfangen. Außerdem sind die Berliner durchgehend politisch und wirken auch sehr engagiert. Aber ich werde den Eindruck einfach nicht los, dass es sich hier um „Kiddie-Punk“ mit dicker Produktion handelt …


Aus Popsongs – oder meinetwegen auch Alternative-Klassikern im weitesten Sinne – Country-Songs oder sonstwie Folklore-Punk zu machen, ist nicht unbedingt neu. Man kennt das Prinzip von Bands wie THE BOSS HOSS, ELÄKELÄISET oder auch STEVE N SEAGULLS. Und meiner Meinung nach sind diese Bands meist sehr gut in dem, was sie machen und schaffen es auch, die Songs glaubwürdig in ihr Konzept zu übertragen. Allerdings kann ich das bei weitem nicht immer hören, da hier ja irgendwie auch immer eine kleine Schippe Humor mit dabei ist. Und „witzige“ Musik geht halt nicht immer …


Split EPs sind oft eine Möglichkeit für eine Band, einen Release überhaupt zu organisieren oder ein größeres Publikum anzusprechen. Im digitalen Zeitalter ist das vielleicht nicht mehr ganz so stark der Fall, weswegen man über die Sinnhaftigkeit eines solchen Unterfangens diskutieren kann. In diesem Fall handelt es sich allerdings um zwei bereits recht bekannte Bands (mit Fat Wreck Chords Veröffentlichungen), die hiermit vor allem ihre Freundschaft zueinander dokumentieren. Und das scheint wunderbar zu funktionieren.


THE BLOODSTRINGS aus Aachen haben es etwas schwer mit mir: Ich habe nämlich das Problem, nicht unsagbar viel mit Psychobilly oder Punkabilly und den anderen Subgenres anfangen zu können. Ich finde oft sowohl Sound als auch Look dieser Bands sehr aufgesetzt. Zwar mag ich die ein oder andere Platte von MAD SIN oder THE CREEPSHOW – muss die aber auch nicht ständig hören. Und „Born Sick“ fängt halt direkt mit so einer aufgesetzten „Psycho-Lache“ und dem sich wiederholenden Schlachtruf „Born Sick!“ an – und da hab ich dann eigentlich schon fast den Kaffee auf.


An und für sich passiert auf „Frei.Tal“ eine Menge, was mich bei Bands eigentlich abschreckt. Seltsamerweise gefällt mir das, was ARRESTED DENIAL hier machen, aber ziemlich gut. Und wenn sie sich nicht selbst ein Bein stellen würden, wären hier auch noch locker mehr Punkte drin gewesen.


THE ZSA ZSA GABOR`S sind ein Trio aus Österreich (was man bei “Beschissen“ sehr gut hören kann) und bringen mit „Black Roads Blank Thoughts“ ihr drittes Album raus. Die Jungs machen schnörkellosen Punkrock mit Mitgröhlfaktor und können mich leider nicht sonderlich vom Hocker hauen.


Unfassbar viele Punksongs wurden nicht erst im Proberaum, sondern zuerst zu Hause auf einer Akustikgitarre geschrieben, bevor sie der Songwriter dann seiner Band vorgestellt hat. Ich weiß nicht, ob das bei dem Kanadier Seth Anderson auch der Fall war, bevor er sich alleine auf die Bühne stellt – aber es würde sehr gut passen.


Der wild zusammengewürfelte Haufen von Amis und Europäern, die vor vielen Jahren irgendwie in Amsterdam hängengeblieben ist, nennt sich JAYA THE CAT und macht seit vielen Jahren von sich reden. Ich selber hab sie erst vor ein paar Jahren kennengelernt und bin sofort ihrem Charme erlegen. Und so ist auch „A Good Day For The Damned“ in meiner Plattensammlung mehr als Willkommen und wäre auch beinahe eine Empfehlung hier geworden.


Als Bush Junior Präsident der USA wurde, legten ANTI-FLAG mit „The Terror State“ ein erstklassiges Album vor. In Trump-Zeiten können die Amis dann natürlich keine Pause machen. Und so ist „American Fall“ natürlich wieder eine Kampfansage gegen den Zeitgeist geworden. Aber damit musste man bei den Politpunks ja auch einfach rechnen.


Wie hier bereits mehrfach erwähnt, habe ich mit KETTCAR eine nicht ganz einfache Beziehung: Zu Beginn der Band (und damit meine ich das erste Konzert von ihnen damals in Münster) bis hin zum ersten Album habe ich die Nordlichter ohne Ende abgefeiert. „Wer von deinen Freunden“ ist für mich das beste deutschsprachige Album in meiner Sammlung. Dann kam die große Enttäuschung mit dem zweiten Album, dem ich bis heute nicht viel abgewinnen kann. Danach fand ich KETTCAR nur noch „ganz nett“.


Ich habe die LILLINGTONS immer als Vorgängerband von TEENAGE BOTTLEROCKET vermutet und den dementsprechenden Sound da verortet. Als RAMONES im modernen Gewand. Jetzt kommt mit „Stella Sapiente“ das erste Album der Amis nach über zehn Jahren an den Start und ich bin total verwundert – und zu gleichen Teilen begeistert.


Obwohl die Amis schon etwas länger durch meinen Bekanntenkreis gegeistert sind (vermutlich wegen der Nähe der Band zu LATTERMAN und Bands wie RVIVR), habe ich IRON CHIC erst 2013 mit „The Constant One“ kennengelernt – und mich sofort in besagte Platte verliebt. Intelligenter Poppunk mit hymnischen Melodien und viel Einfallsreichtum. Dementsprechend versessen war ich natürlich auf den Nachfolger. Den habe ich jetzt unter dem Namen „You Can`t Stay Here“ in meinen Händen. Und was tue ich? Auf sehr hohem Niveau meckern.


AUGUST BURNS RED sind eine dieser Bands, die ich immer nebenbei mitbekommen habe. Immer mal wieder einen Song gehört, ein Video gesehen und auch mal live auf einem Festival gesehen. Ich mochte die Musik immer sehr, habe mich aber irgendwie nie weiter mit ihnen beschäftigt. Und die neue Platte zeigt mir jetzt ganz klar auf, dass dies ein Fehler war.


Auch erfahrene Punkrocker und Lebenskünstler werden älter. Und damit manchmal auch ruhiger. Davor scheint sich auch ein TIM BARRY nicht schützen zu können.


Manchmal hört man eine Band und hat direkt einen Vergleich auf der Zunge liegen. Und auch wenn man gar nicht auf eine Kopie von einer anderen Band hinaus will, verstärkt sich dieses Gefühl doch irgendwie bei jeder Note und man fühlt sich angenehm erinnert an … na, an … na, an was denn?


HOT WATER MUSIC sind wieder zurück – und man kann sich jetzt vermutlich einfach auf sie verlassen. Die vier Herren aus Gainesville haben sich nun so ziemlich auf einen Stil festgelegt, und die Tage des suchenden und ausprobierenden Posthardcores werden vermutlich nicht mehr wiederkommen. Auf den Punkt: HWM sind heute eine Punkband mit viel Melodie, zwei unverwechselbaren Stimmen, charakteristischen Bassläufen und einem immer passenden Drumming, die relativ klassische Songs mit zwei Gitarrenlinien und meist einem spannendem C-Teil schreibt.


Ich bin an und für sich kein unglaublich großer Freund des Garage-Punks. Ab und zu gibt es da mal einen Song, den ich richtig gut finde, aber auf Dauer kann ich mir diese Retro-Punk-Variante nicht geben. Umso erstaunlicher, dass dieses Trio aus Paris sich so schnell in mein Herz spielen konnte. Aber „No Landing Plan“ ist auch einfach eine Sammlung von kleinen und streckenweise echt tanzbaren Hits.


2012 brachten APOLOGIES, I HAVE NONE mit „London“ ein unfassbares Album heraus. Ein Freund von mir war der Meinung, dass so ziemlich jeder einzelne Song daraus eine Fußballstadion-Hymne hätte sein können. Zwar zog sich immer Melancholie durch die Songs, dennoch waren es Hymnen, die mit gereckter Faust mitgegröhlt werden wollten.

Nach dieser Sammlung von Hits ging es bei AIHN irgendwie bergab. Mitglieder verließen die Band, eine halbgare EP wurde herausgebracht, die irgendwie den Spirit von „London“ haben sollte und gleichzeitig sehr, sehr traurig war und dadurch nicht so wirklich zünden wollte. Mittlerweile haben sie ein Album herausgebracht, welches von vorne bis hinten getragen, langsam und traurig-melancholisch ist. Aber dieses Mal funktionierte es.

MYELIN ist jetzt die Band des Songwriters (Dan Bond), der AIHN verlassen hat. Zusammen mit einem Mitglied von den GREAT CYNICS meldet er sich nun mit dieser EP zurück – und passt eigentlich wunderbar zu „Pharmacie“ seiner Vorgängerband …


Wie lange ist der Tod von Tony Sly mittlerweile her? Fünf Jahre, glaube ich. Und bis heute ist das ein einschneidendes Erlebnis für die MelodyCore-Gemeinde. Ich selbst konnte mit ihren letzten Platten zwar nichts mehr anfangen, aber mit ihren ersten Platten habe ich selber Gitarre spielen gelernt oder ersten Bandmitgliedern versucht zu erklären, was ich möchte oder gerade meine. Und alleine deshalb fühlt es sich eigentlich angenehm an, die Kalifornier mal wieder mit „neuem Material“ zu hören.

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