Geschrieben von Mittwoch, 21 Oktober 2009 01:10

Herman Frank - Interview mit dem ACCEPT- und VICTORY- Gitarristen zu seinem Soloalbum "Loyal To None"

Herman_Frank_Interview

Herman Frank gehört zu den Urgesteinen der deutschen Metal Szene. Mit den Hannoveranern von VICTORY schrieb er eine Reihe Rockhits für die Ewigkeit, mit dem solinger Heavy Metal Flagschiff ACCEPT nicht weniger als Musikgeschichte. Mit uns sprach der Sympath aus der niedersächsischen Landeshauptstadt über sein Soloalbum, die Allstar-Band, die er um sich versammelt hat, sowie die anstehende ACCEPT Re-Union.


Die erste Frage muss ich in zwei Teilen stellen. Warum kommt das erste Soloalbum erst jetzt, nachdem du schon rund 30 Jahre im Musikgeschäft bist?

Weil ich jetzt erwachsen geworden bin. (lacht)

Kein schlechter Zeitpunkt, haha ...

Nee, ich hatte einfach Bock drauf. Ich hab einfach keine Lust mehr gehabt, auf irgendwelche Leute zu warten. Ich hab ja schon in verschiedenen Bands gespielt…aber ständig auf jemanden zu warten... Ich habe noch so viel Energie und so viel Lust und so viele Ideen und so viel Musik, dass ich es einfach machen wollte. Und es war mir wurscht, ob ich die CD rausbringe oder nicht. Das kannst du mir glauben oder nicht, aber es war mir wirklich erstmal egal. Ich wollte einfach meine Musik, die ich im Kopf hatte, irgendwo festhalten, und irgendwann hat sich herauskristallisiert, dass man daraus ein Album machen kann. Jiotis (Parachidis – VICTORY, HUMAN FORTRESS), den ich ja von VICTORY kenne, hat sich das angehört und gesagt, dass er Bock hätte, darauf singen würde. Und so kam eines zum anderen.

Dann habe ich mir meine Leute zusammen gesucht. Jiotis und ich haben die ersten Demos gemacht. Ich hab dann meinen Kumpel Stefan (Schwarzmann – ACCEPT, Ex-U.D.O., Ex-RUNNING WILD, Ex-HELLOWEEN, Ex-MOON’DOC) angerufen, den kenne ich ja schon von MOON’DOC und natürlich ACCEPT und der hat auch sofort zugesagt, als er das Material gehört hatte. Dann kam Peter (Pichl – u.a. Ex-RUNNING WILD, Ex-ULI JON ROTH) aus Hannover dazu. Der ist ein guter Bassist, und ich brauchte natürlich einen Bassisten, nachdem ich die Demos selbst eingespielt hatte. Und so kam Peter dazu und alles passte irgendwie ineinander. Ich hatte echt einfach Bock drauf. Ob wir groß rauskommen war mir wurscht, und deshalb ist es vielleicht auch so frech geworden und so rotzig.

Aber andererseits: Warum gerade jetzt? Hättest du das Album vor zwei Jahren veröffentlicht, hättest du dich in Ruhe darauf konzentrieren können, hättest du es in zwei Jahren gemacht, hättest du vielleicht auch wieder mehr Ruhe dafür gehabt. Aber warum so kurz vor der ACCEPT Re-Union?

Na ja, das war ja nicht wirklich kurz davor. Ich habe ja schon lange vorher angefangen, Songs zu schreiben. Ich produziere ja auch noch andere Bands und mache noch andere Dinge, also habe ich immer wieder, wenn ich mal Zeit hatte, etwas daran gemacht. Das hat schon ein Jahr gedauert, bis wir so weit waren.
Das Album kam im Februar raus, und das Jahr davor habe ich etwa daran geschraubt. Und da war ja noch nicht klar, dass ACCEPT wieder kommt. Das konnte ich ja nicht vorher wissen.

Hast du die Songs schon in irgendeiner Form im Hinblick auf die heutige Band oder die Musiker, die sie jetzt spielen, geschrieben?

Nein, gar nicht. Da hab ich wirklich frei nach meinem Schnabel geschrieben. Wie gesagt, alles andere war mir erstmal egal. Ich glaube, das kann man auch nicht, Songs so auf bestimmte Leute ausgerichtet schreiben. Also zumindest ich könnte es nicht. Das ist alles so nach und nach gewachsen. Bis jetzt, bis heute…wir wachsen noch immer. (lacht)

Hast du das Album bewusst relativ hart, relativ metal-lastig gehalten?

Nein, auch nicht. Ich mache nie etwas bewusst. (lacht) Ich bin ein Bauchmensch. Ich hab sehr viel Gefühl, bin sehr emotionsgeladen und mache die Dinge, wie sie mir gerade passen. Klar, ich mache jetzt seit 30 Jahren Musik und immer mehr oder weniger Metal oder Rock oder wie du es auch nennen willst. Ich bin halt einfach so. Wenn ich mich verstellen müsste, könnte ich keine Musik machen. Andere können das vielleicht, aber ich nicht. Ich mache das, was ich wirklich will. Mit diesem Album erst recht; da ist nichts drauf, was ich in dieser Form nicht wirklich wollte.

Was ich ganz interessant fand, und damit würde ich auch schon zum zweiten Thema kommen: In deiner Bandinfo stand der Satz „Herman Frank steckt mit seinen Kompositionen den Rahmen, in dem er sich künftig bewegen wird, genauestens ab.“ Ist dein Soloalbum also ein Vorgeschmack darauf, wie die neuen ACCEPT klingen werden?

Da kommen ja jetzt noch ein paar Komponenten mehr dazu, als bloß ich. (lacht) Also einmal gibt es bei ACCEPT ja noch einen zweiten Gitarristen.

Ich hörte davon.

(Lacht) Ja, eben. Das ist auch mehr seine Band. Und da ist noch der Produzent. Also da sind schon ein paar Parameter mehr. Da wird man sehen was raus kommt, wenn es so weit ist. Wir gehen jetzt im November für ein paar Songs ins Studio und dann werden wir sehen.
Bei meiner eigenen Band, für Herman Frank, ist das der Rahmen, den ich für mich abgesteckt habe. Das Album war ja fertig, bevor mich irgendjemand von ACCEPT angerufen hat um mir zu sagen, dass wir mal wieder etwas zusammen machen.

Warst du denn da irgendwie in das Zustandekommen der Re-Union involviert?

Nein, gar nicht.

Ich hatte da nämlich vor der Re-Union 2005 ein Statement von Wolf (Hoffmann – ACCEPT Gítarrist) gelesen, dass die Wiedervereinigung auf jeden Fall nicht über diese paar Konzerte hinausgehen sollte. Kurz nach der Tour kam die Aussage, dass alle außer Udo (Dirkschneider – Ex-ACCEPT, U.D.O.) gerne weiter gemacht hätten.

Ja…also…Herman Frank bin ich, das ist meine Band und was ich sage, gilt. Was andere sagen, darauf habe ich keinen Einfluss, genau wie über andere Bands. Was soll ich sonst dazu sagen? Ich war selbst überrascht, aber ich freue mich darauf. Ich finde Neues immer spannend.

Dann frage ich anders: Hättest du nach der Tour 2005 gerne weiter gemacht?

Eigentlich ja, denn da waren wir gut eingespielt. Und die Truppe hat schon ganz schön abgeräumt auf den Festivals. Sicher spielen da auch andere Bands, aber ich war schon irgendwie stolz, dass wir da mit 45 oder 50 noch mal gezeigt haben, was ’ne Harke ist, weil wir es gelernt haben und so viel Erfahrung mitbringen. Und es tat gut, das ganze so locker zu machen, nicht mehr so verbissen. Wir konnten aus dem Potenzial, aus den Jahren schöpfen und das ganze viel bewusster rüberbringen. Also ja, ich hätte Bock gehabt, hätte gern weiter gemacht.

Und dann ist es letztendlich an Udo gescheitert?

Ich glaube ja. Ich hörte das so. Also es geht die Mär ... (lacht)

Wie ist das Verhältnis zwischen ACCEPT und Udo im Moment?

Das weiß ich nicht. Ich habe Udo seitdem, glaube ich, ein Mal gesehen und ihn seit dem halben Jahr, wo das jetzt aktuell ist, nicht persönlich getroffen. Man wird sehen. Man trifft sich, und was dann da immer geschrieben oder erzählt wird, ist natürlich alles auch ein bisschen aufgebauscht. Wenn ich ihn treffe, sagt er auch „Guten Tag Herman, wie geht’s?“ würde ich mal annehmen.

Es kam ja gleich im Anschluss an eure Bekanntmachung von seinem Management eine Mitteilung, dass U.D.O. weiter der wahre Bewahrer des ACCEPT Sounds wären.

Na ja, was würdest du als U.D.O. Management machen? Da bleibt dir ja gar nichts anderes übrig. Udo hat die Chance gehabt da mitzumachen, und er hat’s versaubeutelt.

Wenn ich keine Angst habe, dass mir die Felle davonschwimmen, muss ich die anderen ja eigentlich nicht madig machen.

Siehst du! Warum macht er nicht einfach mit? Als Gegenfrage: Warum ist er nicht einfach dabei? Ich kann es dir nicht sagen, aber eigentlich beantwortet es sich von selbst. Irgendwas läuft quer. Ich weiß nicht was, aber ich werde ihn fragen.

Wie sieht jetzt dein Fahrplan in den nächsten Monaten aus?

Wir haben jetzt erstmal mit meiner Band…also eigentlich ist es unsere Band, aber sie trägt halt meinen Namen, du musst ja dem Kind einen Namen geben… also wir haben jetzt erstmal unsere kleine Testphase, die Feuertaufe, hinter uns. Wir planen für Januar zehn bis zwölf Konzerte, davon sind schon einige in Arbeit.

Alles Termine in Deutschland?

Deutschland, in Österreich haben wir ein paar Termine, in Holland werden wir spielen. Und wer sich auch immer meldet. Wir spielen überall, wo es eine Steckdose gibt, wie du heute gesehen hast. (lacht) Und das mit Freude, denn wir haben Spaß dran.
Das ist so weit der Plan für meine Band. Dazu habe ich auch das zweite Album fast fertig geschrieben. Das musste einfach raus, ich möchte meine eigene Musik weiter machen.

Geschrieben oder produziert?

Nein, erstmal geschrieben. Produziert ist das schnell. Jetzt wo ich weiß, dass ich die Leute zusammen habe, kann ich die zweite leichter machen.
Dann gehe ich im November ins Studio zu Andy Sneap, der das neue ACCEPT Album produzieren wird. Und dann wird so peu à peu auch das Album fertig werden.

Da steht also schon Material.

Da gibt es Material, natürlich. Sonst würden wir ja jetzt kein Studio anmieten.

Och, es gibt da so Kandidaten, die erst im Studio anfangen zu schreiben.

So reich sind wir dann doch nicht. Man muss kein Geld verschwenden. Vernünftiger ist es schon, wenn man vorher ein paar Ideen hat und die auch ausprobiert. Ich war auch schon eine Woche in Amerika und hab mich mit Wolf getroffen. Wir haben dann auch mit Andy Sneap bei Wolf zuhause geprobt und ein paar Sachen aufgenommen, und das wollen wir jetzt im Studio umsetzen.

Bevor wir zum Ende kommen: Wie stehen die Chancen auf neues VICTORY Material?

Ist fertig. Ich sage ja, ich bin ein fleißiger Mensch. (lacht) Ich mache gerne Musik und habe viel Energie und brauche Leute, die da mitziehen können. Die VICTIORYs haben mitgezogen und deshalb ist ein Album fertig, mit Cover und allem. Nur hätte es über SPV erscheinen sollen, SPV ist pleite gegangen bzw. gibt es so nur noch einige Wochen, also müssen wir uns jetzt etwas anderes suchen. Ist ein geiles Album geworden, wird ziemlich knackig und klingt ziemlich frisch.

Hast du noch irgendwelche letzten Worte an unsere Leser?

Gebt niemals auf, ich mache es auch nicht. Je oller, je doller… ich fange jetzt gerade an, richtig Gas zu geben. Ich bin auf vielen Baustellen aktiv und mir macht das Spaß.

Vielen Dank für dieses Gespräch.


Fotos (c) Thorsten Beermann / BurnYourEars