Hacride - Amoeba




Stil (Spielzeit): Progressiver DeathMetal (54:25)
Label/Vertrieb (VÖ): Listenable / Soulfood Music (26.02.07)
Bewertung: 8,5 / 10
Link: http://www.myspace.com/hacride
http://www.hacride.com/
Seltsam, im Internet und im Info-Schreiben lese ich andauernd etwas von Hardcore. Dabei sind die französischen HACRIDE in meinen Ohren meilenweit davon entfernt, eine weitere MetalCore-Band zu sein. Ich stelle sie da eher in die progressive DeathMetal-Ecke.
Fangen wir damit an, dass sich akustische Gitarren wie ein roter Faden durch das Album ziehen – in kleinen Einschüben erscheinen sie vor, hinter und während der Songs. Gehen wir weiter zum Songwriting: Auch wenn hier zwischendurch gerne sehr rhythmisch (moschend ) mit dem tiefstem Akkord umgegangen wird, ist das kein MetalCore. Das hätte bei einer NewMetal-Band ja auch keiner behauptet. Zusätzlich setzen die vier Franzosen auf ganz andere Songstrukturen – man weiß bei einigen Stücken wirklich nicht genau, ob sie vorbei sind und ein neues beginnt oder ob da noch was kommt. Das Geschrei ist auch gerne mit soviel Hall unterlegt, dass es sehr flächig und atmosphärisch wirkt. Das sind sowieso recht gute Stichworte, die das Album beschreiben können. Denn zwischen dem Geballer kochen HACRIDE ihre Songs immer wieder runter und bringen treibende akustische Parts unter. Ein wenig muss ich da an OPETH denken – nur dass der cleane Gesang bei denen wesentlich wichtiger ist.
Zwischendurch gehen die aber auch richtig steil, was das „Anders-Sein“ betrifft. „Zamba“ ist ein Stück, welches zusammen mit der Neo-Flamenco-Band OJOS DE BRUJO entstanden ist und gleichzeitig für mich den Höhepunkt des Albums darstellt. Nicht nur, dass die Musik ziemlich strange und mit südlichem Flair angereichert ist, nein, es wird auch noch auf Französisch (nehme ich zumindest an) gesungen (nicht gechrieen), wobei das dann teilweise noch elektronisch verfremdet wird (oder rappt das jemand?). Sehr seltsam, aber gefällt sofort. Diese Andersartigkeit führen sie aber auch in den „normalen“ Songs weiter, in dem sie z.B. mit krummen Takten arbeiten (MESHUGGA werden da als Vergleich genannt), aber trotzdem immer wieder zu einer Form von Eingängigkeit für den Hörer finden.
Einziges Manko ist für mich die Spielzeit – wobei dass diesmal das umgekehrte Problem ist: Mir ist die Platte etwas zu lang und am Ende fesseln sie mich nicht mehr so, wie in der ersten Hälfte von „Amoeba“. Auch wenn es zwischendurch mal ein cleanes Interlude gibt, welches aus dem Rahmen fällt, werden mir einige der Riffs (diejenigen, die dafür sorgen, dass manche sie mit Hardcore in Verbindung bringen) zu ähnlich. Aber davon abgesehen haben die Franzosen mit ihrem zweiten Album ein beachtliches Werk veröffentlicht. Weit ab von Klischees und Konventionen und nicht leicht zu durchschauen gibt es seine Geheimnisse vermutlich nur nach und nach preis. Auch wenn ich solche Musik nur in bestimmten Stimmungen hören kann, erkenne ich das Kunststück, welches ihnen hier gelungen ist durchaus an.